Der WDR hat schon genügend Ärger wegen seiner "Umweltsau".

Der WDR hatte das Video "Meine Oma ist ne alte Umweltsau" produziert und am 27.12.2019 in das Internet gestellt. Für den Text war das alte Kinderlied "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" umgedichtet worden und durch den sendereigenen Kinderchor intoniert und gesungen worden. Nach zahlreichen, harschen Reaktionen löschte der WDR das Lied sehr schnell. Die Empörung ging so weit, dass vor dem Gebäude des WDR in Köln unter Beteiligung einer Gewerkschaft demonstriert wurde.

Der Chorleitung und auch dem WDR wurde vor allem eine Instrumentalisierung der Kinder vorgeworfen. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte umgehend auf das Video reagiert und auf Twitter geschrieben, die Redaktion habe "Grenzen des Stils und des Respekts gegenüber Älteren überschritten". Nachfolgend der Text des Liedes:

"Meine Oma ist ne alte Umweltsau"

"Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, Motorrad, Motorrad. Das sind 1000 Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist ne alte Umweltsau!

Meine Oma sagt Motorradfahren ist voll cool, echt voll cool, echt voll cool. Sie benutzt das Ding im Altersheim als Rollstuhl, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma fährt im SUV beim Arzt vor, beim Arzt vor, beim Arzt vor. Sie überfährt dabei zwei Opis mit Rollator, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. Weil Discounterfleisch so gut wie gar nichts kostet, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert, geläutert, geläutert. Stattdessen macht sie jetzt zehnmal im Jahr ne Kreuzfahrt, meine Oma ist doch keine Umweltsau."

Das Lied allein wäre schon Ärger genug für einen öffentlich-rechtlichen Sender, aber zur Jahreswende 2019/20 übernahm der WDR vom BR den Vorsitz der ARD; und in dieser Funktion muss sich dessen Intendant Tom Buhrow mit den Gegnern der von der ARD gewünschten Gebührenerhöhung herumschlagen. Da drohen zum Thema Gebührenerhöhung weiteres, wohl noch kräftigeres Ungemach und noch größerer Diskussionsbedarf.

Beratung durch eine Agentur

Weil in Zusammenhang mit dem ARD-Vorsitz und der anstehenden Diskussion um die Gebührenerhöhung in den nächsten zwei Jahren mit umfangreichen zusätzlichen Kommunikationsmaßnahmen zu rechnen sei, so teilte eine WDR-Sprecherin mit, habe der Verwaltungsrat des WDR schon im Juni 2019 der Einbindung einer Kommunikationsagentur nach einer öffentlichen europaweiten Ausschreibung zugestimmt.

Den Zuschlag habe die Agentur "Media 5" aus München im Herbst 2019 bekommen, aber Einzelheiten des abgeschlossenen Vertrages unterlägen der Vertraulichkeit, teilte die Sprecherin mit. In Fachkreisen ist von einem Budget von 500.000 Euro aus Mitteln der Gebührenzahler die Rede.

Der WDR erwartet eine kritische Berichterstattung und reichlich Diskussionsstoff

Weil der WDR wegen der erhofften und erwarteten Erhöhung des Rundfunkbeitrags mit einer "kritischen Berichterstattung" rechne, habe der WDR in seiner Ausschreibung ausgeführt, dass im Zuge der voraussichtlichen Gebührenerhöhung "auf politischer Ebene intensiv über den Auftrag und die Ausstattung des öffentlichen Rundfunks debattiert" werden wird. Für die "Identitäts- und Legitimationsfragen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks" solle eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden.

Dafür hat der WDR eine darauf spezialisierte Werbeagentur gefunden, um für eine Krisenkommunikation bestens gewappnet zu sein.

Hat die ARD genügend stichfeste Argumente?

Voraussichtlich im Februar wird der Bericht über den Finanzbedarf der ARD-Anstalten veröffentlicht. Es verwundert, dass der WDR es für richtig hält, ohne Einzelheiten aus dem Bericht zu kennen, schon jetzt eine auswärtige Agentur mit der Erstellung einer Argumentationskette zu beauftragen, die die Entscheider über die zukünftige Höhe der Rundfunkgebühren aus der Politik überzeugen soll.

Da kam die "Umweltsau" gerade zum falschesten Zeitpunkt. Oder ist wieder schon alles abgesprochen?

Autor seit 10 Jahren
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