Wer in den letzten Wochen und Monaten in diversen Pferdeforen oder in pferdespezifischen Gruppen bei Facebook surft, muss mit Schrecken feststellen, dass anscheinend ganz Spanien kurz vor dem Untergang steht. Tolle PREs mit großem Gangpotential und tollem Charakter werden auf die Straße gesetzt oder zum Schlachter gefahren, wo der gemeine Pferderetter nur am Straßenrand stehen braucht, um die armen Tiere wieder aufzusammeln.

 

Leider hat der gemeine Pferderetter aber kein Geld, um all die armen reinrassigen Spanier zu unterhalten und zu päppeln und daher verschachert er diese auf den oben genannten Plattformen zu Ramschpreisen oder bettelt um Spenden.

Immer häufiger sammeln sich Berichte von Geschädigten, die gutgläubig PREs in Spanien gekauft haben, natürlich ohne Ankaufsuntersuchung und ohne das Pferd jemals in Natura gesehen zu haben, um dann bei Ankunft des Pferdes festzustellen, dass es sich nicht um das bestellte Tier handelt.

Die Ankaufsuntersuchung passt nicht zu dem gelieferten Pferd, der Chip ist nicht vorhanden oder passt nicht zu den Papieren und überhaupt wollte man doch etwas ganz Anderes!

 

Natürlich könnte man jetzt sagen – selbst Schuld, wer macht den so was? Aber auch im Pferdegeschäft scheint immer häufiger die "Geiz ist Geil"-Mentalität den Kopf auszuschalten. Woher sonst kommen die dreisten Anfragen an deutsche Züchter, in denen eiskalt mitgeteilt wird, dass man nicht bereit sei für einen 3-jährigen PRE Hengst mehr als 1.000€ auszugeben? Denn schließlich bekäme man für dieses Geld bereits einen gut gerittenen PRE Hengst aus Spanien.

Und immer mehr deutsche "Pferdehändler" springen auf den Zug auf. Immer häufiger findet man seriös wirkende Internetseiten, die wirklich "günstige" PREs, Andalusier etc. anbieten. Da ist das Interesse der Käufer natürlich wieder geweckt: schließlich ist das Vertrauen in einen deutschen Verkäufer viel größer als in einen spanischen, zumindest spricht der die eigene Sprache. Aber auch hier hört man immer wieder Geschichten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Besitzerkarten sind plötzlich unauffindbar, keiner fühlt sich verantwortlich und niemand kennt sich aus.

 

Als seriöser Pferdezüchter, der viel Geld, Zeit und Sorgfalt in die eigene Zucht steckt, bleibt einem nichts Anderes übrig als den Kopf zu schütteln. Hoffnungslos ist das Warten auf Kunden, die bereit sind für ein gesundes Pferd auch einen reellen Preis zu bezahlen. Die Meisten stellen ihre Zucht vorübergehend ein, es macht einfach keinen Sinn Pferde weiter auf den Markt zu werfen, die sowieso nicht gewünscht sind.

 

Doch warum lernt der zukünftige Pferdekäufer nicht aus den Fehlern der Anderen? Warum stürzt man sich kopf- und planlos in die Pferdesuche, um ein möglichst billiges Rassetier an Land zu ziehen? Die wenigsten Menschen kämen auf die Idee ein Auto anhand eines Bildes zu kaufen ohne einmal Probe gefahren zu sein, warum tut man es dann bei einem Lebewesen, das einen im Besten Fall ein großes Stück auf dem Lebensweg begleitet? Muss man dem Tier nicht gegenüber fair bleiben und vermeiden, dass Fehlkäufe auf dem Rücken des Tieres ausgetragen werden und es dann durch unzählige Hände geht, bis es dann doch beim Schlachter landet?

Eins sollte jeder potentielle Pferdekäufer im Kopf behalten: Auch wenn in Spanien die Krise vorherrscht – wer ein gutes und gesundes Pferd zu verkaufen hat, das obendrein auch noch Papiere hat – dann wird er es nicht verschenken, denn das Pferd hat immer noch seinen Wert, egal wie schlecht es derzeit der Wirtschaft geht! Zu verschenken hat niemand etwas und vor allem nicht, wenn man in einer finanziell schlechten Situation ist. Wer sich etwas auskennt – auch ohne Züchter zu sein – weiß, was es kostet ein Fohlen zu ziehen. Und eine gesunde, artgerechte Aufzucht sollte jedem Käufer etwas wert sein!

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