Statue eines spanischen Eroberers (Bild: PublicDomainPictures / Pixabay)

Die Zeremonie mit dem goldenen Mann

Ihren Ursprung hat die Legende in dem Augenzeugenbericht eines spanischen Chronisten aus dem Jahr 1536: "Die erste Reise, die er (der neue König der Muisca-Indianer) machen musste, war zu der großen Lagune von Guatavita (Bogotá), um dem Dämon zu opfern, den sie als ihren Gott und Herrn verehrten. Während der Zeremonie, die an der Lagune stattfand, bauten sie ein Floß aus Schilfrohr und schmückten es mit den schönsten Dingen, die sie besaßen. Sie legten es auf vier brennende Kohlebecken, in denen viel Moque - dies ist der Duftstoff dieser Eingeborenen - aber auch Harz und andere Duftstoffe verbrannt wurden. Die Lagune war groß und tief, so dass ein Schiff mit hohen Seitenwänden darauf segeln konnte, vollbeladen mit einer Unzahl von Männern und Frauen, die alle in wundervolle Federgewänder gekleidet waren.

Zu dieser Zeit zogen sie den Erben bis auf die Haut aus und salbten ihn mit einer klebrigen Erdmasse ein, auf die sie Goldstaub stäubten, so dass er völlig mit diesem Metall bedeckt war. Sie stellten ihn auf das Floß, wo er unbeweglich verharrte, und häuften zu seinen Füßen große Mengen Goldes und Smaragde auf, die er seinem Gott opfern sollte. Auf dem Floß wurde er von vier Häuptlingen begleitet, die mit Federn, Kronen, Armreifen, Anhängern und Ohrringen ganz aus Gold geschmückt waren. Auch sie waren nackt, und jeder hatte seine eigenen Opfergaben dabei.

Als das Floß das Ufer verließ, begann Musik zu spielen, mit Trompeten, Flöten und anderen Instrumenten, und mit Gesang, der die umliegenden Berge und Täler in Erschütterung versetzte. Erst als das Floß die Mitte der Lagune erreicht hatte, hoben sie eine Fahne als Zeichen zur Ruhe. Der vergoldete Indianer brachte dann sein Opfer dar, indem er den ganzen Haufen Gold in die Mitte des Sees warf, und die Häuptlinge, die ihn begleitet hatten, taten dasselbe. Mit dieser Zeremonie war der neue König aufgenommen und wurde als Herr und König anerkannt."

Abenteurer suchten überall nach dem Goldland Eldorado

Obwohl die Konquistadoren von den Muisca und deren Nachbarstämmen schon viel Gold erbeutet hatten, wollten sie auch noch den Schatz, den sie auf dem Grund des Guatavita-Sees vermuteten, in ihren Besitz bringen. Im Jahr 1545 wurde der erste Versuch unternommen, den See auszubaggern. Das aufwendigste Unternehmen startete um 1580 der Kaufmann Antonio de Sepulveda aus Bogotá. Von 8000 indianischen Arbeitern ließ er in den Rand des Sees eine Kerbe schneiden, durch die Wasser abfloss und der Wasserspiegel um 20 Meter abgesenkt wurde. Das Vorhaben scheiterte, weil der Einschnitt in sich zusammenstürzte und viele Arbeiter unter sich begrub.

Trotzdem wurde Gold gefunden, unter anderem ein goldener Brustpanzer, ein mit Goldplatten verkleideter Stock und ein Smaragd von der Größe eines Hühnereis. Doch die Suche nach dem Goldschatz beschränkte sich nicht allein auf den Guatavita-See. Vor allem das Gerücht über die mythische Stadt Manoa, wo selbst die Kochtöpfe aus purem Gold sein sollten, sorgte dafür, dass Jahr für Jahr Abenteurer in dem unerforschten Urwaldgebiet des Amazonasbeckens verschwanden. Die Zeremonie mit dem goldenen Mann geriet bald in Vergessenheit, nicht jedoch der Mythos von dem Goldland Eldorado. Überall suchten die Menschen danach, im Dschungel des Amazonas und in den Anden. Fündig wurden sie allerdings nicht. Dafür erschlossen sie den südamerikanischen Kontinent.

BerndT, am 10.05.2014
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Bildquelle:
jay galvin / Flickr (Goldsucher am Klondike)
State Library of Queensland (Goldrausch im Wilden Westen)

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