Was tun bei einem Atomunfall?

Kreidezeichnung by ultimapalabra

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Schützt Mauerwerk vor radioaktiver Strahlung?

Vor einigen Jahren hat man in Österreich entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Tatsächlich sind ältere Gebäude mit massivem Mauerwerk in der Lage, einen Teil der Strahlenbelastung abzuhalten. Der Schutzfaktor beträgt in Altbauten und massiv gebauten Gebäuden, wie sie in Europa noch zu finden sind, zwischen 1 zu 80 und 1 zu 100. Das bedeutet, dass die gemessene Strahlung im Inneren der Gebäude etwa 80-100 mal geringer ist, als im Freien. Diese Schutzwirkung geht jedoch von Gebäuden moderneren Datums in der regel nicht aus. Bei neu gebauten Einfamilienhäusern beträgt der Schutzfaktor nur noch 1 zu 10, in Fertighäusern und Gebäuden mit Holzwandkonstruktionen ist er sogar noch geringer. Allgemein wird empfohlen, sich möglichst im Keller aufzuhalten. Was aber bedeuten diese Messungen für die Bevölkerung Japans? In der Regel handelt es sich bei den Wohnhäusern in Japan um moderne Gebäude, vielfach in Fertigbauweise errichtet und auch die traditionell gebauten, älteren Häuser sind keine massiven Steinhäuser wie in Europa. Eine Unterkellerung ist eher die Ausnahme als die Regel. Die Schutzwirkung von Gebäuden ist demnach in Japan, sollte es zu einer atomaren Katastrophe kommen, äußerst gering.

Der Schutz vor dem radioaktiven Staub

Kommt es nach einer radioaktiven Wolke zum sogenannten Fallout, sollten alle Maßnahmen getroffen werden, um radioaktiv verstrahlte Stäube vom menschlichen Körper fernzuhalten. Die Verwendung von Feinfiltersystemen für die Raumluft wird empfohlen. Die Frage ist nur, wie dies im Ernstfall bewerkstelligt werden kann? Schließlich sind Feinstaubfilteranlagen nicht Bestandteil der Grundausstattung von privaten Wohnhäusern. In den offiziell empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen wird dazu aufgefordert, Teppiche, Fenster und Fußböden abzusaugen, allerdings ausschließlich mit einem Staubsauger mit Feinfiltersystem. Auch diese Empfehlung ist äußerst fragwürdig.

Empfohlene Schutzmaßnahmen bieten keinen Schutz vor den Spätfolgen eines Atomunfalls

Letztlich tagen die empfohlenen Schutzmaßnahmen zwar dazu bei, die Auswirkungen von Radioaktivität auf die Gesundheit unmittelbar nach einer Katastrophe soweit wie möglich zu verringern, allerdings ist die Frage berechtigt, ob hier nicht der Faktor der Beschwichtigung und Beruhigung der Bevölkerung eine größere Rolle spielt, als der tatsächliche Nutzen. Die Empfehlungen geben den Menschen das Gefühl, dass sie sich im Ernstfall schützen können, ein Gefühl, das mitunter zum Verhängnis werden kann, wie einst die Katastrophe in Tschernobyl gezeigt hat. Dort hat man den Menschen empfohlen, sich die Haare zu waschen. Die einzige Möglichkeit, sich vor radioaktiver Strahlung zu schützen, ist die rechtzeitige Evakuierung der Bevölkerung bzw. die Flucht. Dafür ist es in Japan jedoch, sollte es in den nächsten Tagen zu einer atomaren Katastrophe kommen, viel zu spät.

Die empfohlenen Schutzmaßnahmen und das Einnehmen von Jodtabletten können die Strahlenbelastung und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit möglicherweise ein wenig reduzieren, vor den gravierendsten Folgen einer atomaren Katastrophe schützen sie jedoch nicht. Akute Strahlenschäden werden erst bei einer Belastung von über 500 Millisievert beobachtet. Diese kann jedoch nur in unmittelbarer Nähe des Reaktors auftreten. Die Folgeschäden jedoch sind dramatisch, genetische Schäden nachfolgender Generationen und der rapide Anstieg von Krebserkrankungen sind auch heute noch Realität für die betroffenen Regionen der Tschernobyl Katastrophe.

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