Erdmännchen - Wächter der Wüste
Allerlei Wissenswertes über Leben, Lieben und Leiden der kleinen Raubtiere aus AfrikaNomen est omen - oder auch nicht
Erdmännchen (lat. Suricata suricatta) gehören zur Familie der Mangusten. In Anlehnung an ihr typisches Graben und Scharren bei Höhlenbau und Nahrungssuche werden sie im Deutschen auch als "Scharrtiere" bezeichnet. Die englische Bezeichnung "meerkat" ist im ersten Moment etwas irreführend, da sich die deutsche Bezeichnung "Meerkatze" auf eine Affenart bezieht. Trotz Knopfaugen und geringer Körpergröße (höchstens 30 cm), Erdmännchen sind Raubtiere und entfernt mit Fleischfressern wie Löwen, Wölfen und Bären verwandt.
Erdmännchen (Bild: 7347658)
Überleben in der Wüste
Erdmännchen gibt es im südlichen Afrika, wo sie offene Savannen, Trockengebiete und Halbwüsten besiedeln. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südangola über Namibia und Botswana bis in den Norden Südafrikas. In der dürren und lebensfeindlichen Kalahari müssen die kleinen Räuber extremen Temperaturschwankungen und heftigen Überschwemmungen trotzen.
Im Sommer heizt sich der Sand oft auf über 70 Grad Celsius auf und zwischen Sonne und Schatten kann der Temperaturunterschied bis zu 30 Grad Celsius betragen Im Winter kommt es zu bitter- kalten Nächten mit bis zu -14 Grad zu Bodenfrost. Gegen die brütende Hitze hilft den tagaktiven Erdmännchen ihr geringer Grundumsatz. Ihr Wärme leitendes Fell ermöglicht es ihnen außerdem, Hitze abzugeben, ohne zugleich Wasser zu verlieren. In den kalten Nächten müssen sie sich dann allerdings in ihrem Bau dicht aneinanderkuscheln, um nicht zu stark auszukühlen. Am nächsten Morgen wärmen sich die Tiere dann bei einem Sonnenbad erneut auf, bevor sie auf Nahrungssuche gehen.
wachsames Ermännchen (Bild: http://fotos.piqs.de/e/0/e/...)
Arbeitsteilung im Erdmännchen-Clan
Die geselligen Erdmännchen leben in meistens 10, bis zu 30 Tieren umfassenden Gruppen, die streng hierarchisch gegliedert sind und in denen jeder wechselnde Aufgaben zu erfüllen hat. Nahrungsbeschaffer durchstreifen systematisch täglich wechselnde Areale. Hierbei wühlen und buddeln sie mit ihren kammartigen Krallen im Boden nach kleinen Reptilien (Geckos), Insekten (Käferlarven, Maden und Skorpione), Knollen und Wurzeln. Auch Beeren und Eier werden nicht verschmäht.
Wächter suchen von erhöhten Standorten aus mit ihren scharfen Augen die Umgebung nach Feinden ab, die sich den Clanmitgliedern sowohl aus der Luft (Greifvögel) als auch in der offenen Savanne (Löwen, Hyänen, Schakale und Schlangen) nähern können. In regelmäßigen Abständen informiert das Wache haltende Tier seine Gruppenmitglieder durch Lautäußerungen darüber, dass es auf seinem Posten ist. Nähert sich ein Feind, wählt es je nach Gefahrenstufe aus einem umfangreichen Repertoire einen speziellen Warnruf aus.
Wächter (Bild: http://pixabay.com/de/erdm%...)
Zwar muss diese Aufgabe von jedem erwachsenen Erdmännchen in regelmäßigen Abständen übernommen werden, doch ist die Dauer ihrer Ausübung an die jeweilige Position innerhalb des Sozialgefüges gebunden. Dominante Männchen verrichten diesen Dienst oft nur für ein paar Minuten, rangniedere Tiere dagegen mehrere Stunden.
Gibt es Nachwuchs in der Gruppe, übernehmen sowohl weibliche als auch männliche Tiere die Aufgabe als Babysitter, damit die Mutter der Kleinen auf Futtersuche gehen kann. Zusätzlich halten die Babysitter Räuber von der Höhle fern oder transportieren Jungtiere, die bereits im Freien unterwegs sind, bei Gefahr zurück in den Bau.
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Ammenschaften, Befreiungsaktionen und Krankentransporte
Die Fürsorglichkeit der Erdmännchen bei der Pflege ihrer Jungtiere wird auch anderer Stelle deutlich Denn neben den Babysittern gibt es Weibchen, die Jungen anderer Weibchen säugen. Hierfür müssen diese noch nicht einmal vorher selbst trächtig gewesen sein.
Erdmännchengruppen schrecken nicht davor zurück, sich Angreifen in den Weg zu stellen. Regelmäßig versuchten sie erfolgreich, Kapkobras zu verscheuchen, damit diese nicht in ihre Höhlen und damit im schlimmsten Fall an die Erdmännchenjungen gelangen können. Gegen das Gift der Schlangen sind die kleinen Raubtiere ebenso immun wie gegen das der auf ihrem Speiseplan stehenden Skorpione. Eine Giftmenge, die für ein Kind tödlich wäre, löst bei ihnen lediglich ein leichtes Unbehagen aus.
Sind einzelne Tiere der Gruppe in Gefahr, scheuen besonders wagemutige Erdmännchen-Retter nicht einmal vor dem Versuch zurück, einen Baum zu erklimmen, um in Not geratene Kumpane aus den Klauen eines Adlers zu befreien. Verletzte Gruppenmitglieder werden zum Bau gebracht, umsorgt und gefüttert.
Frau Erdmann schwingt das Zepter
An der Spitze eines Erdmännchen-Clans steht ein dominantes Weibchen. Dieses Alpha-Tier besitzt nicht nur die absolute Führungshoheit innerhalb der Gruppe, sondern zusammen mit einem dominanten Männchen auch das Vorrecht auf Fortpflanzung. Zur Regentin des Rudels können weibliche Tiere entweder durch hohes Alter oder durch aggressives Verhalten werden.
Nachwuchs bekommt das Alpha-Weibchen in der Regel ein bis drei Mal im Jahr zwischen Oktober und Juni mit jeweils bis zu sieben Jungtieren. Die meisten Jungtiere werden in der Regenzeit geboren, die zwar für reichlich Nahrung sorgt, aber auch die Gefahr des Ertrinkens in überschwemmten Höhlen mit sich bringt.
Erdmännchen (Bild: 6094980)
Jenny the Meerkat with Two of Her New Babies at London Zoo, June 2005 (Bild: 3712948)
Im Alter von fünf Wochen verlassen die Kleinen erstmals den Bau, zwei Wochen später werden sie von den erwachsenen Tieren in allen überlebenswichtigen Techniken unterrichtet. Mit vier bis sieben Monaten, sind die kleinen Erdmännchen zwar in der Lage, sich selbst zu ernähren, versuchen aber immer wieder, anderen Gruppenmitgliedern die Nahrung abzuluchsen.
Erdmännchengruppe (Bild: http://fotos.piqs.de/6/9/e/...)
Mobbing, Mord und Bandenkriege – aus dem Strafregister der Erdmanns
Gelingt es rangniederen Weibchen, sich zu paaren und trächtig zu werden, werden diese meistens kurz vor der Geburt ihrer Jungen vom dominanten Weibchen der Gruppe vertrieben.
Allein auf sich gestellt und ohne Gruppenanschluss, können die ausgestoßenen werdenden Mütter ihren Wurf nach der Geburt nicht durchbringen. Allerdings können sie später wieder in den Schutz ihrer Gruppe zurückkehren, wo sie in der unmittelbaren Folgezeit häufig die Aufgabe der Amme übernehmen. Hat das vertriebene Muttertier bereits Junge zur Welt gebracht, werden diese vom dominanten Weibchen getötet, die auf diese Weise den ohnehin oft knappen Nahrungs-bestand für den eigenen Nachwuchs sichern
Auch kommt es vor, dass ältere Tiere aus der Gemeinschaft verscheucht werden, um selbst die Führung der Gruppe zu übernehmen.
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Manchmal verlassen einzelne Erdmännchen ihre Gruppe aber auch freiwillig. Häufig handelt es sich in diesen Fällen um junge und rangniedere Männchen, die sich in Banden zusammenrotten, um benachbarte Erdmännchengruppen zu attackieren, die Männchen des fremden Rudels zu vertreiben und sich mit den verbleibenden Weibchen zu paaren. Vorhandene fremde Jungtiere werden nicht getötet, sondern adoptiert. Dies gilt auch für den Fall, dass sich Männchen auf Wanderschaft mit ausgestoßenen trächtigen Muttertieren zusammentun, um eine neue Erdmännchengruppe zu gründen.
An den Reviergrenzen unterschiedlicher Erdmännchengruppen kommt es regelmäßig zu erbitterten Bandenkriegen. Hierbei versuchen beide Parteien, den Gegner durch hohes Springen und zahlenmäßige Überlegenheit einzuschüchtern und zu vertreiben. Regelmäßige Grenzkon-trollen und das Setzen von Duftmarken sollen ebenfalls dabei helfen, unliebsame Eindringlinge anderer Clans fernhalten
Bildquelle:
a.sansone
(Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
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