Jeder 10. Laienretter stirbt bei dem Versuch, einen Menschen aus dem Wasser zu holen.

Wer ertrinkt, kann selten noch um Hilfe rufen. Die Schwimmlage wird vertikal, unkontrolliertes Wassertreten setzt ein. Der Korkeneffekt, ein Ab- und Auftauchen. Möglicherweise Handzeichen. Ab jetzt gilt es, keine Sekunde zu verlieren! Ihnen bleiben maximal 5 Minuten. Alarm schlagen! Delegieren: "Sie rufen sofort den Notarzt und die Feuerwehr!" (Wer, was, wie, wo, wann) – In Schwimmbädern hängen Rettungsringe oder Wurfbojen, b. z. w. Stangen mit Ringen. Ist der Betroffene in Ufernähe, versuchen Sie es damit. Rettungsschwimmer trainieren solche Würfe, siehe Bild. Kann der Betroffenen noch zugreifen, rausziehen. Ich hab die beiden Arten des Ertrinkens erklärt. Wir nehmen hier mal das "Trockenen Ertrinken" an. (Stimmritzenkrampf – der Kehldeckel hat sich geschlossen) Also an der Hüfte packen und anheben, ich hab die auch schon einfach über eine Bank gelegt und mit dem Fuß leichten Druck auf den Rücken ausgeübt. Meist fangen die an zu husten, der Kehldeckel öffnet sich. Trotzdem müssen sie wiederbeleben, 30 mal festen Druck auf das Brustbein, keine Angst, Rippen brechen nicht so schnell. Und wenn ist es das kleinere Übel. 2 mal Beatmen! Bist der Arzt kommt, oder er das Bewusstsein wiedererlangt hat. Dann stabile Seitenlage und ganz wichtig, wärmen - zudecken! Der Körper schaltet in ein Notprogramm, Beine und Arme werden zugunsten des Gehirns und wichtiger Organe nicht mehr versorgt. Gefahr der Unterkühlung. Der Gerettete muss untersucht werden! Wasser in der Lunge kann ihn noch 48 Stunden später töten.

Ein Defibrillator kann Leben retten, die Bedienung ist einfach.

Einen Defibrillator einzusetzen ist absolut richtig. Falsch machen kann man nichts. Toter als tot geht nicht. Nichts tun ist der Fehler. Die Dinger sind idiotensicher. Auspacken, den Betroffenen ausziehen und abtrocknen. Auf die Brust legen, bei einteiligen Modellen ist ein Kreuz angezeichnet. Das kommt zwischen die Brustwarzen. Die beiden Strom führenden Klappen haften durch ein Gel. Einschalten, es gibt eine Sprachbedienerführung. Das Ding entscheidet selbst, ob ein Schock empfohlen ist. Dann Knopf drücken. Und auf Anweisung widerbeleben und beatmen! Solange, bis der Arzt da ist und übernimmt. Alles wird aufgezeichnet, somit ist der Doktor bestens informiert. Und 5 Meter hochfliegen, wie in dümmlichen Filmchen tut auch keiner. Der plötzliche Herztod ist weit häufiger als gedacht. Gibt auch Lehrgänge vom Hersteller.

Wir schwimmen in den Sonnenuntergang, wunderschön.

Klub Med (Bild: eigen)

Training für Rettungsschwimmer ist hart. Das lernt man nicht an einem Tag.

Beim Training liegt eine 80 Kg schwere Puppe auf dem Grund. Anschwimmen, Abtauchen durch Abknicken und fast senkrechtes Antauchen. Aufnehmen und auftauchen. In Rückenlage nur mit einer sogenannten "Retropedale" (Beintechnik) 25 Meter schwimmen. Der Kopf des zu Rettenden hat über Wasser zu sein. Der Rettungsschwimmer darf ruhig das Bassin leer trinken. Und das Ganze recht zügig, denn die Uhr läuft für Gevatter Tod. Der Schwimmer ist danach fix und fertig! Jetzt können Sie sich selber ausrechnen, wie groß die Chancen sind, jemanden aus der Mitte eines größeren Sees zu retten. Die wenigsten sind so trainiert, dass sie es schaffen würden. Und die Zeit läuft weg!

Wir haben deshalb einiges ausprobiert. Der Schwimmer ist angeleint und wird zurückgezogen. Müssen natürlich viele Helfer da sein. Geht im See, aber nicht im Fluss. Die Strömung zieht an der Leine und treibt den Schwimmer ab. Mit mehreren hinschwimmen und Schwimmhilfen (Luftmatratzen, Reifen) oder ähnliches einsetzen, um das Opfer zu sichern. Ist der bewusstlos, kann man noch im Wasser mit Herzmassagen anfangen. Dazu muss man aber selber gesichert werden. Allein und ohne Schwimmhilfen oder Auftriebskörper ist man da ziemlich verloren. Also von hinten anschwimmen, Brust umklammern wie beim Rettungsgriff und 30 mal ziehen!

Hier im Bild eine Tauchrettungsweste, die kann man mit Pressluft bei Bedarf aufblasen.

Bei großen Entfernungen kommt man ohne Boot nicht aus. Also sitzt einer auf dem Turm mit Feldstecher, und beobachtet den Tümpel. Die andern bestehen aus Motorist und Schwimmer. Das Boot ist voll ausgerüstet. Bei Alarm sausen die sofort los. Der Schwimmer springt zu dem Ertrinkenden ins Wasser, schwimmt ihn von hinten an und zieht die Leine der Rettungsweste. Somit haben beide Auftrieb. Das Boot legt sich gegen die Strömung vor die Beiden. Der Verunfallte wird ins Boot gehievt. Der Schwimmer drückt sich unter Wasser, und nutzt den Auftriebsschwung, um ins Boot zu schnellen. Noch auf dem Rückweg laufen die Sofortmaßnahmen an. Über Funk kann ein Rettungshubschrauber bestellt werden. Gefährlich sind sogenannte Rip-Strömungen. Unterwasser-Barrieren verursachen Strudel, Wirbel und Abdriften. Besonders bei Gezeitenwechsel. Gerade bei Vollmond sind die besonders stark, und die Menschen besonders blöde. Einmal bin ich bei hohem Wellengang raus aus dem Golf, weil ein kleiner Segler gekentert war. Zwei Segler hielten sich dran fest. Weil Sturm angesagt war, hatten wir eigentlich frei, und die rote Flagge gehisst. Zum Glück hatte ich meine Tauchklamotten griffbereit. Das Schlauchboot hatte einen festen Kiel und einen 40 PS Jamaha. Draußen auf dem Meer waren die Wellen fast 3 - 4 Meter hoch. Die muss man im richtigen Winkel anschneiden, auf dem Kamm runterdrehen, da die Schraube kein Wasser mehr hat. Dann wieder aufdrehen. Ich konnte mich dem Segler gegen die Strömung nähern. Hab mit Vollspeed den Bug angedrückt, so entstand eine feste Verbindung. Die zwei kamen heil rüber. Ich persönlich hatte kein Risiko. Wäre notfalls unter Wasser zurückgeschwommen. Da ist es eh viel ruhiger als oben. Der Chef hatte ein bisschen Angst um sein Boot, weil er mich bei dem Wellengang immer nur sah, wenn ich gerade oben war. War aber lustig.

 

Wer weit schwimmen will oder muss, braucht eine Schwimmhilfe

Gepäck gut eingewickelt ergibt eine Schwimmhilfe (Bild: eigen)

Moyenne de Fortune, "Zufällige Hifsmittel"

Professionelle Schwimmer gehen immer auf Sicherheit. Kampfschwimmer haben aufblasbare Säcke dabei. Können so mitten im Meer eine Frühstückspause einlegen. Oder diese zusammenbinden, und einen verletzten Kameraden abschleppen. Ein Neopren-Anzug gibt immer Auftrieb. Zum Tauchen benötigt man deshalb einen Bleigürtel. Die meiste Kraft haben wir in den Beinen, deshalb kann man mit Flossen auch große Entfernungen zurücklegen. Bei Überflutungen ist es absolut mörderisch. Da ist die Strömung extrem und die vielen treibenden Gegenstände drücken einen unter Wasser.

Für so unvorhergesehen Fälle haben wir uns die unmöglichsten Schwimmhilfen gebaut. Leere Kanister mit einem Gürtel verbunden. PET-Flaschen in Einkaufstaschen gebündelt. Reisig in Müllsäcke gefüllt. (Großes Volumen schwimmt) Klamotten in Plastikplanen gehüllt und verschnürt. Leere Wasserschläuche schwimmen ganz gut, Enden verschließen! Ich kann z. B. meine eigene Hose in eine Schwimmweste verwandeln. Aber eins haben wir nie! Uns sinnlos und unvorbereitet in eine Gefahr begeben. Auch ein trainierter Sportler kann einen Krampf bekommen. Unbekannte Gewässer haben Tücken. Also niemals selbst überschätzen. Kein Wettschwimmen ohne Badeaufsicht. Keine dümmlichen Mutproben. Wenn Sie so ein toller Hecht sind, kommen sie doch einfach auf die richtige Seite. Melden Sie sich beim DLRG, denen fehlt der Nachwuchs! Und lesen sie mal die Seite von Blausand.de. Die öffnet Ihnen die Augen.

Autor seit 13 Jahren
315 Seiten
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