Strukturformel Laktose

Strukturformel Laktose (Bild: Wikipedia)

Der Unterschied zwischen einer Lactose-Intoleranz und einer Milcheiweiß-Allergie

1) Die Reaktion

Bei der Laktose-Intoleranz ist das fehlende Enzym Lactase die Ursache. Dieses Enzym wird benötigt, um den in der Milch enthaltenen Milchzucker (Laktose) verdauen zu können. Laktose ist ein Zweifachzucker, der durch die Laktase in Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker) aufgespaltet wird. Geschieht diese Aufspaltung nicht, sind die Moleküle zu groß, um die Dünndarmschleimhaut zu passieren. In diesem Fall gelangt die unverdaute Laktose in den Dickdarm, wo sie von Bakterien zersetzt wird, die dabei Säuren und Gase produzieren. Daraus entstehen dann die unangenehmen Blähungen, Durchfall, Erbrechen usw. die manchmal auch erst nach Stunden auftreten. Die Laktose-Unverträglichkeit ist in Deutschland recht häufig, aktuelle Schätzungen gehen von 10-15 % der Bevölkerung hier aus. Auf der gesamten Welt vertragen lediglich 25% (Quelle: Wikipedia) der Menschen Milchzucker!

Anders ist das bei einer Milcheiweiß-Allergie: hier reagiert das Immunsystem aktiv auf ein Allergen, in diesem Fall eben das Milcheiweiß. Meistens ist es nur das Eiweiß der Kuhmilch, da Die Eiweißmoleküle langkettiger ist. Nimmt ein Mensch mit einer Allergie dieses Eiweiß zu sich, werden sofort Antikörper produziert und ausgeschüttet. Dabei kann die Reaktion bereits nach wenigen Minuten auftreten und wenn es zum allergischen Schock kommt und keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sogar tödlich sein. Die (Kuh-)Milcheiweiß-Allergie ist mit 1 % bei Erwachsenen relativ selten, während bei Kindern unter 2 Jahren 1,6 % bis 2,8 % betroffen sein können. Tritt die Allergie so früh auf, kann sie sich in den ersten 6 Lebensjahren wieder auswachsen. (Quelle: Wikipedia)

2) Die Diagnose

Wenn man beim Verzehr von Milch und milchhaltigen Speisen Probleme bekommt, kann man zunächst selbst testen, ob es wirklich daran liegt. Dafür verzichtet man für einige Tage komplett auf Milchprodukte und Laktose-haltige Produkte. Aber Achtung: Milchbestandteile wie Laktose und Milcheiweiß verstecken sich oft in sehr vielen Produkten, in denen man sie nicht unbedingt erwartet. Laktose ist zum Beispiel häufig der Trägerstoff in Tabletten!

Wenn man dann nach einigen Tagen eine Besserung feststellt, muss nun der Hausarzt entscheiden, wie es weiter gehen soll. Dafür ist es am Besten, dem Arzt die Beschwerden nach einem Milchkonsum genau zu schildern, damit er abwägen kann, ob es beim Gastroenterologen (bei Verdacht auf eine Laktose-Intoleranz) oder beim Allergologen (bei Verdacht auf eine Milcheiweiß-Allergie) weitergeht.

Die Laktose-Intoleranz wird meistens über den H2-Atemtest festgestellt. Dabei muss man auf nüchternen Magen in Wasser aufgelöster Milchzucker eingenehmen und alle 20-30 Minuten in ein Röhrchen ähnlich wie beim Alkoholtest blasen. Wenn man die Laktose nicht verdauen kann, entsteht Wasserstoff im Darm, der nach oben aufsteigt und über diese Untersuchung gemessen werden kann. Beim Blutzucker-Test wird die Laktase-Aktivität über den Glukosegehalt im Blut gemessen: Auch hier nimmt man auf nüchternen Magen eine nicht geringe Menge Laktose zu sich. Vor, während und nach der Einnahme wird immer wieder Blut entnommen und der Blutzuckergehalt bestimmt. Ist dieser nicht erhöht, liegt der Verdacht einer Laktoseintoleranz vor, denn in diesem Fall wird die Laktose nicht aufgespaltet. Leidet man an Diabetes, können sich bei dieser Testmethode allerdings die Werte verfälschen.

Liegt der Verdacht eher bei einer Milcheiweiß-Allergie, kann ebenfalls ein Bluttest und RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbent-Test) gemacht werden. Zum Glück muss bei diesen beiden nur einmal Blut abgegeben werden. Und: diese Tests können auch bei Säuglingen durchgeführt werden! Dabei wird beobachtet, wie Bestandteile des Blutes auf einzelne Allergene reagiert. Wichtig ist allerdings zu wissen, dass die so festgestellte Allergie nicht zwingendermaßen der Auslöser der aktuellen Allergie ist und ein als nicht Allergie-auslösender erkannter Stoff trotzdem noch Allergien auslösen kann. Die sicherste Methode ist deshalb, über das Weglassen und schrittweise wieder Einführen von möglichen Allergenen den Täter zu überführen. Lasst Euch auf jeden Fall von einem Allergologen beraten!

3) Die Ernährungsumstellung

Wird eine Laktose-Intoleranz festgestellt, hilft leider nur, Laktose so weit wie möglich zu vermeiden. Sehr häufig verträgt man noch ein Rest Laktose, so dass man für sich selber austesten muss, ob die Butter auf dem Brot noch funktioniert oder man eventuell den Mozarella auf der Pizza noch essen kann. Es gibt mittlerweile ausreichend laktosereduzierte bzw. laktosefreie Lebensmittel auf Milch-Basis, bei denen das Enzym Laktase hinzugefügt wurde, um die Laktose aufzuspalten. Natürlich gibt es auch noch die komplett milchfreien, pflanzlichen Produkte aus Soja-, Reis-, Hafermilch etc. Leider versteckt sich Laktose in sehr vielen Fertigprodukten bis hin zu Medikamenten. Deshalb musss genau geschaut werden, was man zu sich nimmt.

Bein einer Milch-Allergie wird es schwieriger, denn Kuhmilch muss absolut vermieden werden, ebenso die laktosereduzierten Produkte. Aber im Gegensatz zur Laktose-Intoleranz sind Ziegen- und Schafsmilchprodukte nicht per se verboten, sondern jeder Betroffene muss für sich testen, ob er diese Milchsorten verträgt: Beide enthalten fast genauso viel Laktose wie Kuhmilch, allerdings sind die Milcheiweiß-Ketten kürzer.

Alles in allem macht beides – Laktose-Intoleranz und Milcheiweißallergie – keinen Spaß. Wichtig ist, dass wir als Betroffene lernen, vernünftig damit zu leben und uns nicht das Leben vermiesen lassen.

 

 

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