Roberto Alajmo ist 1959 in Palermo geboren und lebt auch heute noch dort. Seine Erzählungen und Romane spielen stets in seiner Heimat und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Er arbeitete zunächst als Redakteur bei einem sizilianischen Fernsehsender und danach als Journalist für eine Italienische Zeitschrift. Des Weiteren war er als Dozent für Geschichte des Journalismus an der Universität Palermo tätig.

Die Heimatstadt von Roberto Alajmo

Wenn man so will, war natürlich die Mafia in Sizilien Schuld

Der eigentliche Auslöser für den Mord liegt schon ein paar Jahre zurück. Damals war die kleine Tochter zufällig in einen Schusswechsel der Mafia geraten und tötlich verletzt worden. Alajmo erzählt diesen Tod interessanter Weise aus der Perspektive des Mädchens und dadurch verliert sich das Interesse an der Mafia. Sie hat auch außer dieser auslösenden keine weitere Funktion.

In den Vordergrund rückt dann der Vater. Er hört davon, dass es eine finanzielle Entschädigung gibt für die Hinderbliebenen von Mafiaopfern. Doch, so einfach ist das nicht in Sizilien. Dafür muss Nicola wochenlang vor der italienischen Behörde demonstrieren. Um ihn geht es eigentlich. Das Buch beginnt damit, dass Nicola ermordet in der Wohnung liegt und die Familie der Polizei erklärt, dass es Tancredi, der Sohn, war.

Das Verhältnis von Vater und Sohn ist kein gutes. Tancredi ist ein introvertierter Mensch und so gar nicht typisch italienisch. Die anderen Familienmitglieder können nicht wirklich was mit ihm anfangen. Er ist "mehr so für sich" und bringt der Gemeinschaft keinen Nutzen.

Doch dann, als der Mord geschieht, ist gerade das ein entscheidendes Kriterium. Im Familienrat wird beschlossen, dass Trancredi für den Mord ins Gefängnis gehen soll, damit das Überleben der restlichen Familie gesichert wird. Das Oberhaupt ist ja nun tot, also muss schnell gehandelt werden.

Selbstverständlich ist der Plan nicht perfekt. Die Familie hat nur ca. 10 bis 15 Minuten Zeit, ihn zu schmieden, bevor die Polizei eintrifft. Alle sagen gegen Tancredi aus. Doch der Kommissar bleibt skeptisch. Die Tatsache, dass die Tatwaffe nicht gefunden wird, lässt ihm keine Ruhe.

Bis zum letzten Satz und darüber hinaus habe ich noch über das Wesen der Schuld nachgedacht. Denn so einfach ist das nicht:

"Tancredi kommt heraus und gibt klein bei. Er kehrt in das Verhörzimmer zurück und gibt klein bei. Er gibt klein bei und erzählt eine Geschichte, die sich gründlich von der ersten unterscheidet und den Bullen, das ist ihm klar, nicht deswegen so erstaunlich vorkommen muss, weil der Schuldige nicht der ist, der er zu sein schein - was sie bereits erkannt hatten und was ihnen wahrscheinlich ziemlich oft passiert -, sondern weil der Schuldige schuldig und unschuldig zugleich ist. Das heißt: In gewissem Sinne ist Tancredi schuldig, er fühlt sich schuldig. Aber in einem anderen Sinn weiß er, dass er es beileibe nicht ist."

Dieses Buch ist unterhaltsam und es stimmt zugleich nachdenklich, weil es die Frage nach der Moral in einem surrealen Handlungsrahmen neu stellt.

 

Laden ...
Fehler!