Faktor V Leiden-Mutation – der häufigste bekannte Thrombose-Risikofaktor
Etwa drei von eintausend Menschen erleiden pro Jahr eine Thrombose. Ist man Träger der Faktor V Leiden-Mutation erhöht sich das Risiko um ein Vielfaches.Die Funktion des Faktor V innerhalb der Blutgerinnung
Der Faktor V (Proaccelerin) ist eine Vorstufe des aktivierten Faktor Va. Dieser unterstützt den Faktor Xa gemeinsam mit Calcium-Ionen bei der Umwandlung von Prothrombin in Thrombin. Die Gemeinschaft von FVa, FXa und Calcium-Ionen bezeichnet man auch als Prothrombinase-Komplex. Die Aktivierung von Thrombin ist ein Schlüsselmechanismus innerhalb der Gerinnungskaskade.
Gehemmt und damit reguliert wird dieser Mechanismus unter anderem durch aktiviertes Protein C (APC). Dieses APC spaltet einen Teil des Faktor V-Moleküls ab und unterbindet somit dessen Wirkung im Prothrombinase-Komplex.
Faktor V Leiden-Mutation und APC-Resistenz
Das Faktor V-Molekül von Menschen, die die Faktor V Leiden-Mutation tragen, ist strukturell so verändert, dass es von seinem Regulator, dem APC, nicht mehr gespalten werden kann. Man spricht daher von einer APC-Resistenz des Faktor V. Diese APC-Resistenz verschiebt das Gerinnungs-Gleichgewicht auf die prokoagulatorische Seite, da ein wichtiger Hemm-Mechanismus ausgeschaltet ist. Die Folge ist ein erhöhtes Thromboserisiko.
Heterozygote Träger der Mutation – hier liegt die Mutation nur auf einem Chromosom – haben ein fünf- bis zehnfach höheres Risiko, eine Thrombose zu entwickeln. Bei homozygoten Trägern – hier liegt die Mutation auf beiden Chromosomen – steigt das Thromboserisiko sogar auf das 50- bis 100-fache.
Diagnose
Die Diagnose einer Faktor V Leiden-Mutation ist im Labor recht einfach zu stellen. Dies kann mittels funktioneller und molekularbiologischer Methoden erfolgen.
Beim funktionellen Test wird der Blutprobe APC zugesetzt und die Zeit bis zur Gerinnselbildung gemessen. Verlängert sich die Gerinnungszeit, ist davon auszugehen, dass eine angemessene Hemmung des Faktor V durch das zugegebene APC stattfindet. Verlängert sich die Gerinnungszeit hingegen nicht, ist eine APC-Resistenz nachgewiesen. Weiterführend sollte zur Ermittlung des Thromboserisikos auf Grund der Mutation ein Gentest durchgeführt werden. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob die Mutation heterozygot (mischerbig) oder homozygot (reinerbig) vorliegt.
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Die Notwendigkeit einer Therapie besteht allein auf Grund des Mutations-Nachweises nicht. Bestehen allerdings zusätzliche Risikofaktoren oder hat der Patient bereits eine Thrombose erlebt, kann das Risiko mittels Antikoagulantien-Gabe gesenkt werden.
Beeinflussen kann man das Thrombose-Risiko als Patient ohne Antikoagulation nur bedingt. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Bewegung kann jedoch positiv unterstützend wirken. Die Einnahme der Antibabypille sowie das Rauchen hingegen sind eher kontraproduktiv. Auch die Erfüllung eines Kinderwunsches kann unter Umständen durch die Faktor V Leiden-Mutation erschwert werden. Die Fehlgeburtsrate unter Frauen mit gesteigerter Thromboseneigung liegt deutlich über der der Durchschnittsbevölkerung. Der behandelnde Hämostaseologe sowie der betreuende Gynäkologe können hier jedoch entsprechende Behandlungen einleiten.
Interessantes
Die APC-Resistenz entdeckte der schwedische Arzt Björn Dahlbeck erstmals 1993 in Südschweden. Die dazu führende Mutation des Faktor V-Gens klärten Wissenschaftler später in der niederländischen Stadt Leiden auf. Die Mutation betrifft scheinbar nur die kaukasische Bevölkerung mit der höchsten Prävalenz in Südschweden. Man geht heute davon aus, dass sich die Mutation von Südschweden aus während des 30-jährigen Krieges relativ schnell in andere Regionen Europas ausgebreitet hat.
Bildquelle:
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(Wie funktioniert die Blutgerinnung?)
Wikimedia
(Wie wirken Antikoagulantien?)
EmbryoScope am Kinderwunschzentrum Ulm
(Schwanger werden! Interview mit dem Leiter des Kinderwunschzentrums...)