Familie und Beruf - Alles kein Problem?
Nach zwei Kindern und fast 5 Jahren Elternzeit folgt nun der Wiedereinstieg ins Berufsleben. Leichter gesagt als getan...Wiedereinstieg ins Berufsleben - die Theorie
Irgendwann im Laufe der Elternzeit muss man sich als Mutter Gedanken darüber machen, ob man seinen Arbeitsplatz behalten will und wieder Arbeiten geht, ein weiteres Kind bekommt oder eventuell sogar kündigt, um voll für die Familie da zu sein. Da es die letzten 5 Jahre geldtechnisch doch eher schlecht aussah, da ich leider die neue Elterngeld Regelung knapp verpasst hatte, und zudem meinen Mann die Alleinverdiener-Verantwortung sehr zusetzte, überlegten wir hin und her, wie wir das ganze bewerkstelligen könnten.
Klar war, dass es nur mit 50% möglich wäre, und aufgrund meiner langen Fahrtzeit zum Arbeitsplatz sich eigentlich auch nur ganze Tage rentieren würden. Unser Kindergarten hat aber nur Vormittags auf, so dass es hier schon die ersten Hürden zu überwinden gab. Hierfür fanden wir eine recht gute Lösung, indem mein Mann einen Nachmittag frei bekommen würde, und den anderen Nachmittag die Kinder zu meiner Schwester gehen würden, die mit 3 Kindern wohl die nächste Zeit nicht mehr arbeiten gehen wird. Einen Tag würde ich nur halb arbeiten gehen.
Trotz großer Umstrukturierungen und Stellenabbau gelang es mir tatsächlich einen 50% Vertrag bei meinem alten Chef zu ergattern. Bisher lief alles wie geschmiert. Der Chef meines Mannes akzeptierte es, dass dieser 2x die Woche etwas später anfängt, und den halben Tag frei nimmt, so dass ich morgens sehr früh aus dem Haus konnte, damit ich auch auf meine Stunden komme.
So weit war also theoretisch alles geregelt und ich war guter Dinge. Der Kleine war schon mit 2 3/4 in den Kindergarten gegangen, so dass da die Eingewöhungszeit schon rum war, und alles funktionieren sollte. Den obligatorischen jährlichen Magen-Darm-Virus hatten wir alle auch schon überstanden.
Mein erster Arbeitstag im Januar rückte langsam näher. Es sollte ein Mittwoch sein. Die Woche davor wurde im Kindergarten ein Schild aufgehängt: "Das Fieber geht um!" Ein leichtes Unbehagen macht sich schon mal breit. Montag morgen wacht mein Kleiner dann mit Fieber auf. Dem Großen geht es gut, er geht in den Kindergarten. Der Kleine fiebert den ganzen Tag, am nächsten Tag ist aber alles wieder gut, er bleibt noch vom Kindergarten daheim, zum auskurieren. Er wird aber bis Mittwoch, meinem ersten Arbeitstag wieder fit sein.
Wiedereinstieg ins Berufsleben - die Praxis
Es kommt, wie es kommen muss, am Mittwoch morgen ist zwar mein Kleiner fit, aber der Große sitzt mit Fieber vor mir. Mein Adrenalinspiegel ist am Anschlag. Was jetzt tun? Am ersten Arbeitstag anrufen und sagen, man kann nicht kommen? Der denkbar schlechteste Start, den man sich wünschen kann. Das Fieber ist nicht allzu hoch und auf meine Frage, ob er vielleicht zur Tante gehen möchte, kam ein freudiges ja, so dass ich meine Schwester morgens fragte, ob Sie vielleicht meinen Großen schon vormittags nehmen könnte. Nachmittags hätte Sie eh beide vom Kindergarten abgeholt. Mir ist zwar nicht ganz wohl, ein krankes Kind abzugeben, aber da er kein Theater machte, rang ich mich durch.
Endlich bei der Arbeit angekommen wirds auch nicht unbedingt besser. Gestresst und nervös komme ich an. Fühle mich nicht wirklich Aufnahmebereit. In 5 Jahren hat sich so einiges geändert, ich stehe vor einem riesigen Berg. Zum Glück sind noch meine früheren Kollegen die Alten. Wir hatten uns schon immer gut verstanden, und auch während meiner Elternzeit regelmäßig Kontakt gehalten. Ich würde auf jeden Fall unterstützt werden, wenn ich auch die ersten Tage wirklich nur Bahnhof verstand, von dem was im Moment zu tun war. Ich konnte den Gedankengängen sehr schlecht folgen, und machte mir wirklich Sorgen, dass ganze auch zu Packen. Zudem die Sorge um das kranke Kind, welches morgen ja auch nicht in den Kindergarten gehen würde. Auch das konnte aber noch geregelt werden. Meine Mutter, selber noch berufstätig, würde den nächsten Tag in der früh freinehmen, und mein Mann den Nachmittag übernehmen. In dieser Woche war ich mehr als fertig und kapput, und wirklich am zweifeln, ob das ganze eine gute Idee war. Damit ich zur Arbeit gehen konnte, musste ich 3 andere Personen bemühen.
Endlich Wochenende, und wieder neue Hoffnung schöpfen. In der nächsten Woche sollte ich Montag bis Mittwoch arbeiten. Montag morgen wache ich mit Fieber und Migräne auf! Ich bin total erschlagen und rufe notgedrungen im Geschäft an, dass ich meine Tage verschieben muss. Unser Chef hat die Woche Urlaub, und für meine Kolleginnen ist das kein Problem. Also die Kinder in den Kindergarten und schlafen und auskurieren.
Bis Mittwoch fühlte ich mich wieder einigermassen und fuhr zur Arbeit. Noch recht angeschlagen, aber wenigsten war ich dort. Ich fühlte mich allerdings immer noch sehr deplaziert und hatte eigentlich ständig Tränen in den Augen und Zweifel daran, wieder in den Arbeitsprozess reinzufinden. Mir machte meine Arbeit früher wirklich Spaß und ich habe auch den Anspruch es gut und richtig zu machen, und nicht nur meine Zeit abzusitzen. Dass ich mich jetzt so schwerfällig anstellte machte mich zusätzlich fertig. Allerdings war ich vom Fieber auch noch nicht ganz fit. Vielleicht würde das ja noch besser werden.
Nun kam aber noch eine zusätzliche Komplikation hinzu: Meine Schwester und ich besitzen auch noch 2 Pferde, die eingestellt sind, wir aber zweimal die Woche den Stall machen sollten. Nun war es die letzten Wochen schon immer etwas eng geworden mit der Stallarbeit, da zuerst die Kinder meiner Schwester krank waren, dann meine Kinder, dann ich, und zusätzlich das Auto meiner Schwester kaputt war, und sie somit nicht rausfahren konnte. Wir mussten also öfter mit sehr schlechtem Gewissen absagen. Unser Stallwirt war selber zwischendrin krank, und Ihm wurde auch alles zu viel. Darum beschloss ich, am Mittwoch nach der Arbeit auch noch in den Stall zu fahren. Völlig erschöpft wollte ich nur noch kurz tschüss sagen, da meinte unser Stallwirt, ich solle mich doch setzen, er hätte mir was zu sagen. Eine böse Vorahnung machte sich breit. Und tatsächlich, unser Stallwirt kündigt uns. Wir müssen bis zum Sommer was anderes gefunden haben. Ich war fassungslos, denn für uns war es eigentlich die Endlösung gewesen. Wir hatten nicht vor, nochmal umzuziehen. Das ganze ist mit viel zu viel Stress verbunden, und der Stall war für uns Ideal.
Das brachte das Fass zum Überlaufen, und ich begann zu heulen und konnte den ganzen Abend nicht mehr aufhören. Das war einfach zu viel des Guten. Völlig erschlagen schaffte ich dann noch die restliche Arbeitswoche, und endlich war wieder Wochenende.
In der nächsten Woche war wieder Montag bis Mittwoch als Arbeit eingeplant. Wie schon erwähnt, hängen daran, wie ich arbeite, noch meine Schwester und mein Mann mit drin. Alles ist genau durchorganisiert, damit jeder weiß, wann er dran ist. Einen Moment später kann allerdings alles ganz anders aussehen...
Sonntag Abend in der Kinderklinik
Einen Kopf-gegen-Tisch-Unfall später sitzt die ganze Familie Sonntag Abend im Wartebereich der Kinderklinik. Ich bin schon darauf eingestellt, die nächsten 3 Tage dort zu verbringen. Aber zum Glück ist ausser einem Mega Bluterguss sonst nichts weiter passiert. Allerdings muss der Kleine noch 2 Tage genau beobachtet werden, da es bei einem Schädel-Hirn-Traum auch noch später zu Hirnblutungen kommen kann. Also muss ich in meiner dritten Arbeitswoche schon wieder Montag morgen anrufen, und meine Tage verschieben. Kanns das denn noch sein? Zum Glück hatte ich schon nach den ersten Komplikationen in meinem Arbeitsleben angefangen, ein pflanzliches Präparat zur Nervenberuhigung zu nehmen. Dieses zeigte jetzt allmählich seine Wirkung, ich wurde langsam ruhiger und nahm das ganze jetzt etwas gelassener hin. Es traten zum Glück keine Komplikationen auf und so konnte ich Mittwoch bis Freitag ohne aussergewöhnliche Vorkommnisse zur Arbeit gehen.
Langsam tritt Routine ein
Nach den ersten 3 turbulenten Wochen und vielen Zweifeln, Tränen und Hoffen, dass das ganze noch besser wird, tritt die nächsten 4 Wochen doch so etwas wie Routine ein. Die Kinder stehen nicht mehr auch schon mitten in der Nacht auf, wenn ich mich früh fertig machen will, sondern schlafen jetzt bis zur gewohnten Aufstehzeit, so dass ich frühzeit anfangen kann. Es gab doch tatsächlich 4 Wochen keinen Zwischenfall. Mir fängt es langsam wieder an Spaß zu machen.
Das Stallproblem ist nur zum Teil gelöst, die Zeit wird zwar langsam etwas knapp, aber irgendwie wird sich auch hier noch eine Tür öffnen (Immer positiv denken).
So meistern Mütter ihr berufliches Comeback. Wiedereinstieg planen, Professionell bewerben, Familie managen
4 Wochen Routine sind genug...
... und so begann die 8. Arbeitswoche mit Fieber und einem zähen Harnwegsinfekt meines jüngsten Sohnes. Aber das ist genug Stoff für einen neuen Artikel...
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Bild: clker.com
(Wer gute Beziehungen möchte, sollte "Giraffensprache" sprechen: Gew...)