Von was ein Pferd wohl Nachts in seiner 3x4 Meter Box träumt? Ob es noch träumt, oder schon längst aufgegeben hat. Bei einigen bin ich mir da wirklich nicht sicher. Klar kann man heute kein Pferd mehr frei rumlaufen lassen, aber annähernd artgerecht und so naturnah wie möglich wäre doch wünschenswert.

Aktuell befanden wir uns wieder auf der Suche nach einer Unterkunft für unsere Pferde, da unser Stallwirt uns gekündigt hat. Für uns ein Schock, hatten wir uns doch beim letzten Mal schon sehr viele Ställe in der Gegend angeschaut hatten. Es war ein absoluter Glücksfall diesen Offenstall zu finden. Boxenhaltung kommt für uns absolut nicht mehr in Frage und wurde in meinem Artikel Wie ich zur Offenstallhaltung kam bereits erläutert. Nun standen wir wieder vor dem gleichen Problem. Die Ställe in der Gegend haben alle irgendwo einen gravierenden Haken. Entweder zu teuer, zu wenig Heu, Boxenhaltung mit zu wenig Auslauf. Uns wurde langsam bang. Eigentlich braucht ein Pferd gar nicht viel, meistens liegt es doch eher an der Bequemlichkeit des Besitzer. Wären wir Pferdeliebhaber mehr bereit, Abstriche zu machen, und vielleicht mal nicht reiten, wenn sich das Pferd kurz vorher glücklich im Schlamm gewälzt hat, und viel mehr wert auf artgerechte Pferdehaltung gelegt werden würde, müssten doch die Boxenställe irgendwann aussterben. Ich denke, davon träumen Pferde Nachts.

Der Wilde Westen und der Mustang

Ein tolles Beispiel für wunderschöne, stolze und intelligente Pferde ist der Mustang. Noch heute leben Herden in den Weiten Amerikas. Was wäre Amerika ohne Mustangs? Dabei sind die Mustangs selber auch nur Einwanderer. Mit den spanischen Eroberern hielten auch deren Pferde (vor allem Araber und Berber) Einzug. Das frühere Urpferd war in Amerika schon lange ausgestorben.

Entlaufene und verwilderte Pferde vermehrten sich und bildeten riesige Herden von robusten, zähen und intelligenten Tieren. Sowohl die Cowboys als auch die Indianer machten sich deren Eigenschaften zunutze.

Was früher geschätzt wurde, empfinden die Menschen heute als Plage, und so wurden die Mustangs im großen Stiel gejagt, gefangen und getötet. Viele der stolzen Tiere wurden zum Spaß abgeschossen oder zu Tierfutter verarbeitet. Der Bestand der Mustangs soll heute auf ca. 30.000 gehalten werden, da der Mensch Angst hat, die Tiere könnten Ihrem kostbaren Vieh das Gras wegfressen. Darum werden regelmäßig Tiere gefangen. Geklärt ist allerdings noch nicht, wohin mit den übschüssigen Tieren.

Mustang / Wild Horse, Two Mares and Colt Foal Trotting, Wyoming, USA Adobe Town Hma (Bild: Carol Walker)

Mustang / Wild Horse, Two Stallions Approaching Each Other, Montana, USA Pryor (Bild: Carol Walker)

Camargue - die halbwilden aus Frankreich

Die Camargue-Ponies sind eigentlich keine Wildpferde, denn sie haben Besitzer, aber die Zuchtherden leben in so genannten Wilden Gestüten. Hier wird nicht vom Mensch geplant und veredelt, sondern alles geht seinen natürlichen Lauf. Die meist weißen Pferde sind überaus robust und genügsam, und leben in den Sumpfgebieten des Rhône-Deltas Südfrankreichs. Mit 25 Jahren Durchschnittsalter liegt es weit über dem Durchschnitt eines "normalen" mitteleuropäischen Reitpferdes. Dieser liegt bei 7 Jahren. Camargue Pferde gelten als überaus mutig, da sie gelernt haben, dass eine panische Flucht bei Gefahr in den Sümpfen verheerende Folgen haben kann. Sie wurden auf Grund des Mutes, der Wendigkeit und Intelligenz vor allem von den Viehhirten zur Arbeit bei den Rinderherden eingesetzt.

Camargue Pferde
White Wild Horses, Camargue, France

White Wild Horses, Camargue, France (Bild: Lisa S. Engelbrecht)

Shettlandpony und Co.

Shettlandpony, Isländer oder sonstige Robustpferde sind heute bei uns auch sehr beliebt. Wenn man aber mal schaut, wie diese in Ihrer Heimat leben, und was wir hier mit Ihnen machen, dann ist das ja schon fast ein Verbrechen. Oftmals landen die Zwerge in Boxen, die für Großpferde gemacht wurden, und können kaum oder gar nicht rausschauen. Dann werden Sie auf zu fette Wiesen gestellt und bekommen auch noch Kraftfutter, um dann schmerzhafte Hufrehe zu bekommen. Besonders die Robustpferde könnten wirklich auch hier möglichst naturnah gehalten werden, da sie wirklich nicht viel brauchen. Dass so viele Menschen diese süssen Zwerge trotzdem einsperren, ist mir unverständlich.

Two Shetland Ponies, Shetland Islands, Scotland, UK, Europe (Bild: David Tipling)

Ein Traum wird wahr

Für uns geht jetzt ein langer Traum in Erfüllung. Wir haben nach langen Jahren mit Kompromissen nun den für uns perfekten Stall gefunden. Für uns bedeutet das nun zwar wieder mehr Arbeit, aber wir haben endlich einen Offenstall in Eigenregie, bei dem, so wie es aussieht, alles passt. Genau weiß mans erst, wenn man auch wirklich dort ist. In einem Monat ziehen wir um, und dann sind hoffentlich auch unsere Pferde wunschlos glücklich.

Fotos werden natürlich dann auch nachgeliefert!

SusanneEdele, am 27.03.2011
2 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

Laden ...
Fehler!