Botanische Pflanzenbeschreibung von Fingerhut (Digitalis)

Der Fingerhut, eine Lippenblütlerartige Pflanze aus der Familie der Wegerichgewächse kommt in fast ganz Europa wild vor. Er bevorzugt kalkarme, saure und humusreiche Standorte in Sonne oder Halbschatten. Man kann ihn auf Wiesen, Waldrändern und Kahlschlägen finden. Die wild vorkommenden Arten sind zweijährige Pflanzen, die im ersten Jahr eine Blattrosette bilden, aus der sich im zweiten Jahr ein bis zu eineinhalb Meter hoher Blütenstängel entwickelt, auf dem endständig die glockenförmigen Blüten traubenförmig angeordnet sind. Die Blüten sind phototrop, das heißt sie orientieren sich nach dem Licht der Sonne. Senkrecht stehende Haare auf dem unteren Blütenblatt verhindern, dass kleine Insekten in die Blüte gelangen können. Die Bestäubung erfolgt nahezu ausschließlich durch Hummeln. Die Pflanze vermehrt sich durch Samen, die bis zu drei Jahre keimfähig bleiben. 

Bild: rosa Fingerhut, Schottland; Monika Unger

Giftigkeit des Fingerhutes

Alle Pflanzenteile der Wildwuchsformen des Fingerhutes enthalten herzwirksame Glykoside: Digitalis-Glykoside, Digitoxin, Gitoxin. Digitoxin hat heute noch eine große medizinische Bedeutung. Das Gift des Fingerhutes ist ähnlich den Herzglykosiden des Maiglöckchens und des Oleanders. Der Fingerhut ist nicht nur für Menschen giftig. Auch Pferde, Rinder, Hunde, Katzen, Nagetiere und Vögel sollten den Fingerhut meiden.

Von einem Selbstversuch mit der Pflanze ist dringend abzuraten. Vergiftungen können zum Tod führen. Bei schwereren Vergiftungen kommt es zu Herzrhythmusstörungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Atemnot und schließlich Herzstillstand. Bei Vergiftungen sollte ärztliche Hilfe gerufen werden. So rasch als möglich sollte Erbrechen ausgelöst werden und danach ist die Verabreichung von Kohletabletten sinnvoll um die Giftstoffe zu absorbieren.

Medizinische Verwendung von Digitalis

Bei den antiken griechischen und römischen Ärzten findet der Fingerhut noch keine Erwähnung. Vermutlich kannten sie ihn auch nicht, da er mit Ausnahme von Marokko und dem westlichen Südeuropa eher in Nordeuropa heimisch ist. Die ersten medizinischen Experimente mit Digitalis gab es in Frankreich und England. Anfänglich wurden Pflanzenpräparate des Fingerhutes gegen Bronchitis und Schwindsucht und als Brechmittel verabreicht, was gelegentlich tödlich endete. Bis ein englischer Arzt die positive Wirkung bei durch Herzschwäche verursachten Ödemen, feststellte, war der Fingerhut als Heilpflanze ziemlich in Verruf geraten.

Heute sind vor allem die Digitalisglykoside des Roten und des Wolligen Fingerhutes von medizinischer Bedeutung. Sie besitzen herzstärkende Eigenschaften und werden vornehmlich bei Herzinsuffizienz eingesetzt. Die Herzleistung, wird bei gleichzeitiger Verringerung der Frequenz, erhöht. Die Grenze zwischen therapeutischer Wirkung und Vergiftungserscheinungen ist schmal.

Der Fingerhut im Garten – Standort und Pflege

Für die Kultur im Garten gibt es viele Hybriden, unter ihnen auch Arten, die bis zu zwei Meter hoch werden. An den sonnigen bis halbschattigen Standort stellen die meisten Sorten keine großen Ansprüche, obwohl sich die Zuchtformen auf warmen, kalkreicheren Böden wohler zu fühlen scheinen, als der rote Fingerhut, der kalkarme, feuchte Standorte bevorzugt.

Eine Vermehrung des Fingerhutes ist durch Samen möglich, die im Juni im Freiland gesät werden. Die Jungpflanzen bilden im ersten Jahr eine Rosette, erst im zweiten Jahr gelangen sie zur Blüte. D. mertonensis ist eine mehrjährige Sorte, die man öfter zum Blühen bringen kann. Gefördert wird dies durch einen Rückschnitt nach der Blüte, ohne die Samen ausreife zu lassen. Aufgrund der Giftigkeit der Pflanze ist bei Kindern und Haustieren im Garten davon abzuraten, den Fingerhut zu kultivieren.

Bildrechte: Monika Unger

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