Fluchen lindert Schmerzen

Der Ig-Nobelpreis für Frieden(!) ging im Jahr 2010 an ein britisches Forscherteam rund um den Psychologen Richard Stephens für eine bahnbrechende Arbeit im Bereich der experimentellen Schmerzforschung: Die Wissenschaftler fanden in einem Laborexperiment heraus, dass Fluchen die Schmerzschwelle hebt. Probanden, die fluchten, konnten ihre Hände länger in Eiswasser halten, zusätzlich nahm die Herzfrequenz zu. Eine Ausnahme bildeten allerdings Männer mit einer Tendenz zum Katastrophisieren.

Fluchen lindert Schmerzen (Bild: Stefan Bayer/pixelio.de)

Die Autoren argumentieren, dass das Schwören eine Art "Fight or Flight Reaktion" hervorrufen könnte. Das ist eine schnelle Reaktion des Körpers auf reale oder vermeintliche Gefahrensituationen: Adrenalin wird freigesetzt, Herz- und Atemfrequenz und Muskeltonus steigen: Der Organismus wird in die Lage versetzt, entweder zu fliehen oder zu kämpfen. Durch diese Reaktion, so führen die Autoren aus, könnte die Verbindung zwischen der "Angst vor Schmerzen" und dem Empfinden von Schmerzen auflösen.

Quelle: Stephens R, Atkins J, Kingston A.: Swearing as a response to pain. Neuroreport 2009 Aug 5;20(12):1056-60

Lesetipp!

Die Jury des Ig-Nobelpreises besteht aus der Redaktion des Magazins Annals of Improbable Research ("Zeitschrift für unwahrscheinliche Forschung") und Mitgliedern der Harvard-Universität. Die in Cambridge heraus- gegebene Zeitschrift kann über Amazon bezogen und als ebook sogar sofort auf den Kindle heruntergeladen werden: Hier finden Sie Kurzweiliges und Amüsantes aus der Welt der Wissenschaft für viele Stunden!

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Eine Achterbahnfahrt gegen Asthma

Simon Rietfeld und Ilja von Beest aus den Niederlanden schickten junge Frauen mit schwerem Asthma auf eine Berg- und Talfahrt: Unmittelbar nach der Fahrt mit einer Achterbahn litten die Frauen unter weniger Atemnot als direkt davor. 

Hat die Achterbahn das Asthma geheilt? Nein! Bei manchen Frauen wurde die Lungenfunktion durch die Achterbahnfahrt sogar noch schlechter. Es handelt sich um Experiment, wie sich Stress auf die Wahrnehmung von Symptomen auswirkt. Vor der Achterbahnfahrt standen die Probandinnen unter negativem, danach unter positivem Stress. Stress und Aufregung hatten Auswirkungen darauf, wie sehr die Atemnot wahrgenommen wurde. Die Studienautoren gehen davon aus, dass es sich um einen erlernten Zusammenhang handelt, in dem Luftnot im Verbindung mit negativen und positiven Gefühlszuständen erlebt wird.

Quelle: Rietveld S, van Beest I.: Rollercoaster asthma: when positive emotional stress interferes with dyspnea perception. Behav Res Ther. 2007 May;45(5):977-87

Eine besondere Massage gegen Schluckauf

Stellen Sie sich vor, Sie haben unstillbaren Schluckauf. Ganz schön belastend, nicht wahr? Für eine nicht-medikamentöse Therapie dieses untragbaren Zustands bekamen gleich zwei Forschergruppen den Ig-Nobelpreis 2006: Francis N. Feshmire von der Universität von Tennesse und Majed Odeh aus Haifa und ihr Team veröffentlichten Fallberichte, wonach unbehandelbarer Schluckauf durch eine "digitale rektale Massage", also eine Massage des Enddarms mit dem Finger beendet werden konnte, nachdem zuvor schon medikamentöse Maßnahmen wirkungslos waren. Das Team aus Israel schlägt vor, dieses Manöver in Fällen von unstillbarem Schluckauf durchzuführen, bevor Medikamente gegeben werden.

 

Quellen:

Fesmire F.N.: Termination of Intractable Hiccups with Digital Rectal Massage. In: Annals of Emergency Medicine. Band 17, Nr. 8, August 1988, S. 872

Odeh M., Bassan H., Oliven A.: Termination of Intractable Hiccups with Digital Rectal Massage. In: Journal of Internal Medicine. Band 227, Nr. 2, Februar 1990, S. 145–146

Autor seit 12 Jahren
124 Seiten
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