Fortsetzungsroman - Der letzte Tanz - Teil 3 - Regelmäßige Erscheinung
Es würde sehr viele Wochen dauer, bis alle Kapitel erschienen sind. Daher hier bereits das nächste. Viel Spaß beim Lesen an alle.3. Eine eiserne Treppe führte nach oben. Sie wandte sich dreimal um ihre eigene Achse, bis der dunkelhaarige Mann die Tür des Büros erreichte. Als würde er schallisolierende Ohrenstöpsel tragen, drang der sich ständig wiederholende Rhythmus der Caribean X-Mas Night in seinen Gehörgang. Selbst die besten Dämmstoffe konnten nicht verhindern, dass man selbst hier, weitab des Partyrummels beinahe jeden einzelnen Ton erkennen konnte. Natürlich gingen die höheren Frequenzen verloren, doch das wummernde Drücken der Tiefbässe wälzte sich durch beinahe jedes Gemäuer. Der Mann trug eine schwarze Lederjacke und blaue Jeans, schwere Lederstiefel mit tiefem Profil. Nach einer Sekunde des Überlegens klopfte er an und wartete. Die Tür öffnete sich und ein muskulöser, groß gewachsener Südländer baute sich vor ihm auf. "Was willst du hier?", sagte er mit tiefer Stimme. "Das geht dich nichts an. Lass mich rein, oder schieb dich bei Seite." Unbeeindruckt bewegte sich der Portier keinen Millimeter von seinem Standpunkt weg und verschränkte seine imposanten Arme vor der Brust. "Sagt wer?", schoss es zischend aus seinen Lippen hervor. "Auch das geht dich nichts an. Ist der Boss da?" Die Tatsache, dass der Fremde nach einem Boss fragte, ließ den Wachmann aufhorchen. Wenn er wusste, dass sich hier oben jemand wichtiges befand, dann war er mit Sicherheit auf irgendeine Art und Weise zugangsberechtigt, doch selbst in fein gestrickte Netzen rutscht ab und an mal eine Kleinigkeit durch und so konnte er ebenfalls ein verdeckter Ermittler sein. "Kommt drauf an", kam die Antwort trocken. Er wusste, dass er provozierte, doch er wusste genauso, dass er seinen Geldgeber zu beschützen hatte. "Worauf kommt es an? Wie viele Finger ich dir gleich brechen werde? Ist das Frage und Antwort Spiel bald vorbei? Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit. Lässt du mich jetzt durch, oder muss ich dir erst zeigen, dass ich ganz bestimmt hier rein darf?" Der Wachmann dachte nach, entschied sich dann jedoch seiner Gesundheit wegen, das ganze nicht auf die Spitze zu treiben. Der Mann vor der Tür war zwar einen Kopf kleiner, doch in seinen Augen funkelte etwas Geheimnisvolles und aggressives. Hätte er noch eine Bemerkung von sich gegeben, wäre ihm der Besucher wahrscheinlich an den Hals gesprungen und hätte ihn mit wenigen gekonnten Handgriffen zu Boden gestreckt. "Also los. Hier geht´s lang." Die Tür sprang ins Schloss und verringerte den Lärmpegel der Musik ein weiteres Stück der Stille entgegen. Das Muskelpaket ging vor und legte eine Hand zur Sicherheit auf seine, sich am Gürtel befindliche Pistole. Er hatte sie bis jetzt noch nie benutzt, doch zur Abschreckung und Einschüchterung gab es nichts Besseres, fand er. Der Gang war kurz und mündete in einen etwas weitläufigeren Vorflur, von dem aus vier weitere Zimmer zu erreichen waren. In jeder Ecke des Eingangsbereiches standen weiße glänzende Marmorstatuen, die allesamt nackte weibliche Körper abbildeten. Eine bot dem Gast augenscheinlich ein Glas Wein, die nächste eine Dolde Trauben, die dritte ein Kissen und die letzte bewarb sich selbst. Der Gast besah die Figuren so lange, bis der Gorilla vor ihm den richtigen Schlüssel für die gewünschte Tür an seinem Bund ausfindig gemacht hatte, zeigte sich aber keineswegs Beeindruckt. Über diesen Level war er schon längst hinaus und hatte es nicht nötig, seine Bedürfnisse auf diese plumpe Art und Weise zur Schau zu stellen. "Ich hab´s", sagte der Wachmann und öffnete die zweite Tür links. "Ich bin stolz auf dich, mein Junge", antwortete der Besucher und folgte ihm mit kleinen Schritten in das Besprechungszimmer. "Er wird gleich bei Ihnen sein", sagte der hoch gewachsene Spanier, wie sich unschwer an seinem Akzent erkennen ließ. Der Mann setzte sich an einen Tisch in der Mitte des Zimmers und wartete. Er hasste es, wenn man seine Zeit vergeudete und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. Er saß im Halbschatten. Eine zweite Tür weiter hinten im Raum öffnete sich und ein kleiner Mann, gefolgt von seinem Bodyguard trat auf den Tisch zu. "Was soll dieses ganze Getue, Mercurio? Setzen sie sich hin und zwar ein bisschen zügig", sagte der Besucher. "Verstanden", antwortete der andere Mann und setzte sich unverzüglich auf einen Stuhl. "Guiseppe, geh los und hol unserem Gast einen Martini." "Das können wir direkt überspringen. Sie wissen, weswegen ich hier bin?" Ein Moment verstrich, ohne das jemand etwas sagte. "Ja. Ich denke ich bin im Bild. Als Mann in meiner Position erfährt man so einiges. Bisher hatten wir nur telefonisch das Vergnügen, Senior Ivan", sagte Mercurio. "In ihrer Position? Mit ihrer Position würde ich mir nicht einmal den Arsch abwischen, also lassen sie dieses hochtrabende Geschwätz. Heute Abend hat alles soweit geklappt, ich habe davon gehört", sagte der Russe. "Ja, der Plan scheint aufzugehen. Ich denke, dass ihr Chef mir dafür einen kleinen Bonus zahlen könnte. Alles ist zu seiner Zufriedenheit gelaufen." Guiseppe sah seinem viel kleineren Boss ins Gesicht und erwartete ein Lob, da er maßgeblich an der Ausführung des Plans beteiligt war, doch dieser nahm wie selbstverständlich den ganzen Ruhm für sich in Anspruch. "Ja, sie haben gute Arbeit geleistet, doch das war erst der Anfang. Das große Ziel ist noch lange nicht erreicht und ich denke es liegt noch eine Menge Arbeit vor ihnen." Mercurio stand auf und regelte das Licht etwas heller, so dass sich beide Männer in die Augen sehen konnten. "Leider muss ich ihnen mitteilen, dass der Preis pro Einsatz deutlich gestiegen ist. Meiner Meinung nach sind fünfzigtausend je Auftrag in Ordnung und durchaus angemessen, oder was meinen Sie, Ivan?" "Das wird meinen Auftraggeber nicht erfreuen. Es waren dreißigtausend ausgemacht und dabei bleibt es. Man erhöht nicht einfach den Kurs. Deal ist Deal." "Dann ist unser Gespräch beendet. Guiseppe, würdest du den Herren zur Tür begleiten. Gib ihm direkt etwas Geld mit, dass er sich den morgigen Express kaufen kann. Die Schlagzeile wird ihn mit Sicherheit interessieren." Mercurios Morgenmantel vollzog eine kreisförmige Bewegung um den kleinen Mann, als dieser sich ruckartig umdrehte um den Raum zu verlassen. Mit beiden Händen richtete er die Kordel und zog die beiden Seiten seines Mantels wieder zusammen. "Das würden sie nicht wagen. Sie wissen für wen ich arbeite?" "Wie ich hörte arbeiten sie für jeden, der seine Geldbörse öffnet, aber das ist es ja. Wenn ich schon keinen Profit machen kann, will ich wenigstens den Untergang ihres derzeitigen Auftraggebers einleiten. Das wäre es mir wert, für eine lange Zeit nicht mehr aus dem Haus gehen zu können." Ivan sprang in den Stand und richtete seine Aufmerksamkeit zuerst auf Guiseppe. Dieser zog seine Waffe, doch bevor er sie durchladen konnte, wurde sie ihm von dem kampftechnisch versierten Russen aus der Hand geschlagen. Blitzartig ballte er seine linke Faust und holte zu einem kräftigen Schlag aus, doch er verfehlte sein Ziel. Ivan wich aus und griff im selben Moment nach Guiseppes Hand, verdrehte diese in sich selbst und berührte mit seinen Fingern mehrere empfindliche Druckpunkte, die den kräftigen Spanier unter schmerzgetränktem Heulen in die Knie zwangen. Der sonst in jedem Zweikampf übermächtige Bodyguard fand keine Erklärung für seine Niederlage und hielt sich die pochende Hand, während er Mercurio hilflos ansah. "Entweder es bleibt bei dem vereinbarten Preis, oder ich beende die Sache hier und jetzt. Es gibt genügend Cracksüchtige oder Huren, die sich etwas dazuverdienen wollen", sagte Ivan. "Und warum halten sie dann so an mir fest? Gehen sie doch zu den Junkies und vergeben sie ihre Aufträge an irgendeinen Fixer, der nicht mehr weiß wann und wo er geboren wurde. Geschweige denn warum." "Sie sind bis jetzt relativ zuverlässig gewesen, was nicht heißt, dass man sie nicht ersetzen kann. Mr. Sunshine erwartet eine professionelle Abwicklung seiner Aufträge." "Gut, ich werde darüber nachdenken. Morgen telefonieren wir zusammen. Für heute sollte sich ihr sogenannter Mr. Sunshine damit begnügen, dass sein Plan ins Rollen gekommen ist. Alles andere zu seiner Zeit." Der Gast trat mit der Spitze seiner Stiefel noch einmal kräftig gegen Guiseppes Schienbein, der sofort einen Satz nach hinten machte. Dann verließ er das Zimmer und machte sich daran, seinem Auftraggeber das eben erfolgte, wenig erfreuliche Gespräch wiederzugeben. Er spürte Angst in ihm aufkeimen. Angst davor, den nächsten Tag nicht zu überleben.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)