Territorium und rivalisierende Gangs

Einen revierlosen Bereich gibt es in Großstädten nicht – ein Territorium beginnt dort, wo jenes der gegnerischen Gangs endet. Je nachdem wie viele Mitglieder eine Gang hat, wirkt sich das auf die Größe des kontrollierten Territoriums aus. Reviere sind durch unsichtbare Grenzen festgelegt – markiert werden sie vorrangig durch Graffiti, die den Namen oder ein bestimmtes Erkennungsmerkmal der jeweiligen Gang anzeigen. Sobald ein solches Graffiti von einer rivalisierenden Bande übersprüht wird – Crossing genannt –, droht Krieg. In manchen Gegenden steht auf ein derartiges Vergehen sogar die Todesstrafe, da in solch einem Falle gleich zwei Gesetze gebrochen werden – zum einen das Betreten des feindlichen Territoriums und zum anderen das symbolische Aberkennen jenes Gebietes.

Bekannt als Rachefeldzug in amerikanischen Großstädten sind die sogenannten Drive-by Shootings. Mit dem Fahrzeug dringen die Gang-Mitglieder dabei ins gegnerische Territorium ein und erschießen ihre Feinde im Vorbeifahren.

In Los Angeles sind 60 Prozent der Morde allein auf die Taten von Banden zurückzuführen. Die Polizei hat in den meisten Fällen keine Chance, um gegen die insgesamt 400 Gangs mit ihren insgesamt 40.000 Mitgliedern vorzugehen – nur 350 Beamte bilden eine Anti-Gang-Spezialeinheit.

Hierarchie von kriminellen Banden

Viele Gangs, deren Anführer fast täglich wechseln, haben eher eine lose Struktur und bestehen meistens aus nur 20 Mitgliedern. Aufstiegsmöglichkeiten erlangt ein Banden-Mitglied vorrangig durch das Verprügeln ihrer Opfer, wobei dies dann durch Aufnahmen mit dem Handy dokumentiert wird. Mit solch einer Aktion, die als "Handy-Slapping" bekannt ist, wollen entsprechende Jugendliche Anerkennung gegenüber älteren Gang-Mitgliedern erlangen.

Ganz anders verhält es sich bei den organisierten Gangs. Diese haben in der Regel mehr als 100 Mitglieder und kontrollieren ganze Stadtteile. An oberster Stelle stehen die Original-Gangster (O.G.) als Gründer der kriminellen Bande. Sie sind über 25 Jahre alt, geben die Grobrichtung vor und halten somit die Fäden in der Hand. Ihnen sind die Hardcore-Gangster unterstellt, welche einen rund 10-prozentigen Mitgliedsanteil ausmachen und dafür verantwortlich sind, die Aufträge und Einnahmen zu verteilen. Ihnen folgen dann die Working-Gangster, deren Hauptaufgabe es ist, Diebstähle und Drogendeals durchzuführen. Die elf- bis dreizehnjährigen Wanna-Bes sind bei Treffen der Gangs dabei, jedoch noch nicht als Mitglied aufgenommen – sie müssen sich erst beweisen und werden zumeist als Wachposten bei Drogendeals wie auch anderen kriminellen Aktionen eingesetzt. Dann gibt es noch die Residents, welche zwar mit den Gangs aufgewachsen sind, sich aber für ein nichtkriminelles Leben entschieden haben. Von den Gangs werden sie respektiert und innerhalb des Territoriums geschützt.

Interne Hauptregeln der Gangs

  1. Sprich kein Mitglied mit seinem bürgerlichen Namen an!

  2. Trage immer eine Waffe!

  3. Gehe niemals allein zu einem Treffen mit dem Feind!

Ein ungeschriebenes Gesetz:

  • Verrate niemals deine Gang. Und wenn doch – dann schreibe dein Testament und verstecke deine Familie!

Die gefährlichsten Gangs

  • PCC Gang

Die krimminelle Bande Primeiro Comando da Capital in Sao Paulo ist die gefürchtetste in Brasilien. Sie besitzt eigenständige Drogenkartelle, besteht aus 6.000 Mitgliedern und hat 150.000 Sympathisanten.

  • Mara Salvatrucha

Mit ihren Haupteinsatzgebieten von der Westküste der USA bis hin nach Lateinamerika, ist sie mit 100.000 Mitgliedern die größte Gang der Welt. Weiterhin verfügt sie über ein weltweites Netzwerk an Kontaktpersonen.

  • Bloods

Die Blood Alliance aus den USA zählt 15.000 Mitglieder, deren Geschäftsfelder Raub, Drogenhandel und Mord sind. Erkennungsmerkmal sind zumeist rote Halstücher, womit sie ihre Blutrünstigkeit verdeutlichen.

  • Mungiki Gang

Diese aus 90.000 Mitgliedern bestehende Gang aus Kenia kontrolliert jeden Slum in Nairobi und unterläuft viele Wirtschaftszweige. Werden ihre Regeln missachtet, droht dem Widerständler das Aufspießen seines Kopfes, den die Mitglieder dann durch die Gassen tragen.

write-x, am 25.11.2013
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