Gehen Sie auch nicht zur Bundestagswahl?
Kurz vor der Bundestagswahl am 24.09.2017 sind Nichtwähler wieder interessant Was ist ein "Nichtwähler", wer ist er und warum wählt er nicht? Diesen und anderen Fragen möchte ich nachgehen.(Bild: Unsplash / Pixabay)
Was ist ein Nichtwähler?
Nach Wikipedia ist ein Nichtwähler eine wahlberechtigte Person, "die sich nicht aktiv an politischen Wahlen beteiligt”.
Anders als ein Bürger, der im Wahllokal absichtlich eine ungültige Stimme abgibt, bleibt er lieber zu Hause. Der Weg in das Wahllokal scheint ihm unnütz. Es ändert sich ja doch nichts, das ist seine Grundstimmung. Er straft damit die seiner Meinung nach unfähigen und verlogenen Politiker ab.
Aktuelle Zahlen und Fakten zu Nichtwählern
An der Landtagswahl in Deutschland am 14.05.2017 beteiligten sich 4,5 Millionen wahlberechtigte Bürger nicht (Quelle: N24, Marcel Pauly, 14.05.2017). Das sind 34,8 Prozent. 2012 waren es noch 40,4 Prozent.
Viele Nichtwähler sind sogenannte "Abgehängte” mit geringem Bildungsabschluss, wenig Einkommen und schlechtem sozialen Profil. Sie sind Arbeiter oder kleine Bürger, häufig älter und kennen Existenzsorgen. Die Jüngeren unter ihnen leben in der Gegenwart und können wenig für die Zukunft vorsorgen. Sie sind enttäuscht und wütend über etablierte Politiker, falsche Versprechungen und Lügen. Sie wissen, dass nur ihre "Wahlstimme” und nicht sie selbst für Politiker interessant ist. An der Kommunalpolitik ihres Wohnortes sind sie aber häufig interessiert. Deshalb kann man sie nicht als politisch Abstinente einstufen (Quelle: Döring, Sebastian, "Wenn das Volk nicht herrschen will”, WDR, Landespolitik, 13.05.2017).
(Bild: succo / Pixabay)
Wenn Meinungen beliebig sind
Die Parteiprogramme in der bundesdeutschen Landschaft gleichen sich an. Wenig Neues ist zu entdecken. An Politik interessierte Bürger müssen sich leider durch komplizierte und sich widersprechende Parteiprogramme durcharbeiten. Dazu kommt, dass diese beliebig geändert und an das politische Tagesgeschäft angepasst werden. Da fehlt die Verlässlichkeit. Jede Partei möchte Regierungsverantwortung übernehmen. Nach der Wahl erkennt der genervte Bundesbürger oft, dass die von ihm gewählten Politiker Wasser predigen und selbst Wein trinken. Parteiinteressen gehen vor, der Wähler ist wieder unwichtig.
Deshalb sind heute Persönlichkeiten erfolgreich, die anders reagieren. Die glaubwürdig sind oder zumindest ihre Wähler davon überzeugen es zu sein, die ihre Wahlversprechen halten und keine Kompromisse eingehen. Dass sie mit lückenhaften oder nicht vorhandenen Wahlprogrammen antreten nehmen ihre Anhänger in Kauf.
Wie reagieren bekannte Persönlichkeiten auf Nichtwähler?
Hans-Jürgen Papier ist der Ansicht, Nichtwähler lebten auf Kosten der Gesellschaft. Er war von 2002 bis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts (Quelle: Gaugele, Jochen, "Nichtwähler sind für Papier wie Steuersünder" in: https://www.welt.de/politik/deutschland/article131974476/Nichtwaehler-sind-fuer-Papier-wie-Steuersuender.html
Detlef Wetzel, von 2013-2015 Chef der IG-Metall: "Wer nicht wählt, wird trotzdem regiert” (Quelle: Esslinger, Detlef, "Stärker als die Sieger”, in: Süddeutsche Zeitung, 23.09.2013).
Frank Aumeier, Ortsvorsitzender von Cham: "Ich sehe es als unsere Aufgabe an, Zweifler zurückzuholen und Protest- und Nichtwähler von der Politik der Freien Wähler zu überzeugen” (Quelle: Mittelbayerische.de, "Die Ziele der freien Wähler”, 24.06.2017).
Wie beurteilen Nichtwähler aktuelle Politik?
Rentnerin, 86 Jahre (Name der Verfasserin bekannt): "Ich bekomme dieses Jahr nur 5 Euro Rente mehr. Das ist ungerecht".
Rentner, 60 Jahre, ehemaliger Lastwagenfahrer (Name der Verfasserin bekannt): "Wir konnten uns nie etwas leisten”.
Bezieherin von SGB II, 58 Jahre (Name der Verfasserin bekannt): "Einmal im Monat kaufe ich mir Pralinen”.
Fazit:
Ohne Worte?