Was man auf keinen Fall schenken sollte

Der begeisterte Hobbykoch nimmt sein Hobby ernst und so hat er fast jeden Aspekt des grundsätzlichen Umgangs mit Lebensmitteln optimiert und an seinen persönlichen Stil angepasst. Einem Koch ein Messer zu schenken ist, als gäbe man einem Fotografen eine Kamera.

Essentielles:

  • Messer: Messer sind das Persönlichste eines Kochs und wurden von ihm in jahrelanger Recherche präzise ausgewählt. Da sind zu viele Variablen zwischen einem 30€-Victorinox- und 250€-Shun-Santoku, die man als Außenstehender nicht beurteilen kann, aber jeder Hobbykoch für sich selbst durch Erfahrung und Ladengeschäft-Besuche herausfindet.
  • Pfannen: Eine Pfanne zu schenken, ist die zweitschlimmste Sünde. Für die richtige Pfanne recherchiert ein Koch tagelang und entscheidet sich penibel genau für die passende, guss- oder schmiedeeiserne, teflon- oder keramikbeschichtete Variante.
  • Töpfe, Kasserollen, Geschirr: In diesem Bereich ist der Hobbykoch wahrscheinlich schon vollständig ausgestattet. Und wenn ihm wirklich etwas fehlt, ist es ein sehr spezielles Kochgeschirr, das eine fein definierte Lücke füllt. Auf gut Glück irgendeinen Schnellkochtopf zu schenken stellt die Kochmethoden und Entscheidungsfindungen des Beschenkten in Frage.

Zweifelhaftes, Sinnloses, sperrige Unitasker:

  • Elektrischer Dosenöffner: Macht den Job nicht schneller und raubt wertvollen Küchenplatz.
  • Zwiebelbrille: Was wirklich gegen Zwiebelweinen hilft: Mit scharfen Messern werden beim Zwiebelschneiden weniger Zellen zerstört und es treten weniger ätherische, reizende Öle aus. Ein weinender Koch braucht wahrscheinlich dringender einen Schleifstein. (Aber keinen billigen Messerschärfer.)
  • Billiger Messerschärfer: Die Methode des Messerschärfens muss zum Messer passen. Billige Messerschärfer haben keinen verstellbaren Schleifwinkel und sind ungenau in der Handhabe.
  • Eierschneider: Für die 20 russischen Eier zu Silvester? Platzverschwendung.
  • Fünf verschiedene Schäler: Spargel, Kartoffeln, Paprika und Karotten – ein guter Schäler mit einer hochwertigen Konstruktion schafft sie alle.
  • Ananasausstecher: Nichts, was das Standard-Kochmesser nicht auch könnte. Vielleicht eine Ausnahme: Der Koch betreibt einen Obstladen, der kleine Obstkombischalen anbietet.
  • Und vieles, was man im Nachtprogramm auf RTL2 sieht.

Was man schenken sollte

Der Sweetspot in der Palette verschenkbarer Küchenhelfer liegt bei begleitenden Werkzeugen, die die Vorbereitungs- und Kochphase zeitlich beschleunigen und gleichzeitig nicht viel Platz beanspruchen – sowohl im aufgebauten als auch aufgeräumten Zustand. Sie müssen einfach zu säubern sein und sollten für möglichst viele Aufgaben geeignet sein, damit die Spülmaschine nicht im Handumdrehen voll steht. Des Weiteren zählt: Schlicht vor schickhochwertig vor billig.

Ein bisschen Fingerspitzengefühl braucht man, um die ideale Erweiterung für die Küche des Beschenkten zu finden. Wir zeigen Ideen, die Sie aufgreifen können, nachdem Sie sich als Dinner-Gast ein bisschen über die Kochleidenschaft des Gastgebers erkundigt haben. Da gibt's wertvolle Informationen: "Ich brauche keinen Mixer, da ich alles mit meinem Santoku schneide.” oder "Wir lieben Pizza, aber der Ofen ist einfach nicht heiß genug für einen authentisch-italienischen Pizzaboden.”

1. Passend: Quadratisches Küchensieb

Runde Küchensiebe passen prima auf einen Topf, aber da braucht man sie selten. Meist wäscht man ihnen Gemüse ab oder lässt die Nudeln abtropfen. Beides passiert über der Spüle – da macht es Sinn, die Form des Siebs der Form der Spüle anzupassen: Rechteckig. Nebenbei lassen sich rechteckige Utensilien besser im Schrank verstauen. Das hier empfohlene Sieb ist außerdem mit einen besonders stabilen Griff ausgestattet, mit dem sich auch schwere Inhalte von Spüle zu Arbeitsfläche transportieren lassen.

2. Handlich: Hitzebeständige Finger-Ofenhandschuhe

Ein Paar Ofenfäustlinge gibt's in jedem Haushalt; die sind bei näherer Betrachtung aber ziemlich unhandlich. Der Stoff ist meist sehr dick, so dass man wenig Gefühl in den Fingern hat. Die Oberfläche bietet keine Reibung: Der Schmorbraten muss äußerst vorsichtig und in Zeitlupe aus dem Ofen entfernt werden. Dabei gibt es eine intelligente Lösung dank moderner Materialien. Man möchte es den dünnen Fingerhandschuhen aus feuerbeständigem Aramid und Kevlar erst gar nicht zutrauen, aber sie isolieren bis 250° C hervorragend, um das Bratgut sicher zu entfernen.

3. Robust: Schleifstein aus synthetischem Material

Ob Hobby- oder Profikoch – die Messer müssen so scharf wie Rasierklingen sein, erst dann macht Zwiebeln und Tomaten schneiden Spaß. Darum sollte man alle ein, zwei Monate alle Messer entsprechend schleifen. Für Anfängerköche gibt's reichlich Videomaterial auf YouTube, wie man da am besten vorgeht. Eines setzen sie aber alle voraus: Einen hochwertigen Schleifstein mit unterschiedlicher Körnung zum groben Abtragen und für den Feinschliff.

Tipp fürs Messerschleifen: Immer einen dünnen Wasserfilm auftragen und gelegentlich abwaschen, um die abgehobelten Metallspäne zu entsorgen.

4. Heiß: Backofen-Pizzastein für die authentische Pizza

Zu Hause Pizza zu backen ist ein aufwändiges, wenngleich günstiges und unterhaltsames Unterfangen. Vor allem ist es schwierig, einen 400- bis 500-Grad-heißen Restaurant-Steinofen zu Hause nachzubilden. Mit einem Pizzastein aus modernem Cordierit für den haushaltsüblichen Backofen kommt man dem authentisch krossen Pizzaboden aber ziemlich nahe. Dabei benötigt die Pizza nicht mehr eine halbe Stunde, sondern wird standesgemäß in 5 Minuten auf dem glühend heißen Stein knusprig gebacken. Der Belag trocknet nicht aus und der Teig bleibt innen fluffig. Der Stein hält zudem die Temperatur sehr lange, so dass mehrere Pizzas nacheinander fertiggebacken werden können.

5. Stabil: Antirutschmatte gegen mobile Schneidebretter

Das Problem mit rutschenden Schneidebretter kennt jeder. Den Trick mit einem feuchten Tuch oder Küchenpapier ebenfalls. Aber wie wär's mit einer permanenten und trockenen Lösung? Die Antirutschmatte schneidet man auf die notwendige Größe zurecht und legt sie einfach zwischen Arbeitsfläche und Schneidebrett.

Antirutschmatte statt feuchtem ...

Antirutschmatte statt feuchtem Küchentuch

6. Cool: Tupperware und Kühlbox in Einem

Wer gerne kocht, der kocht zu viel. Aber was gibt's Besseres als das Mittagsbrötchen am nächsten Tag mit hauchdünnen Tranchen des vorabendlichen Rinderbratens zu belegen? Das ist nicht nur leckerer als Lieferdienstkost, sondern auch wirtschaftlich. Um der enormen Menge an Essensresten Herr zu werden hat der Hobbykoch ein großes Schrankabteil für luftdichte Plastikdosen reserviert. Aber diese Sorte hat er noch nicht: Eine Kombination aus Tupperware und Kühlbox, die den Inhalt mehrere Stunden kühl hält – ein in den Deckel eingearbeitetes Kältegel macht's möglich.

7. Aufschlussreich: Deutsche Ausgabe von "On Food and Cooking"

Erst das Verständnis der Funktionsweise weckt ein Gefühl für die optimale Anwendung. Das ist beim Kochen nicht anders, als beim Zündkerzenwechseln. Harold McGee's Klassiker ist kein Rezeptbuch, sondern das Standardwerk für die Wissenschaft des Kochens – nach 20 Jahren endlich in deutscher Sprache verfügbar. Darum fehlt es auch ganz sicher in der Bibliothek des Beschenkten.

Die Enzyklopädie macht süchtig: Nebenbei mal aufgeblättert, wird man in die faszinierenden Themen gezogen – liest über die Geschichte von Zutaten, die physikalischen und chemischen Effekte des Maillard-Effekts und das Zusammenspiel von Proteinen und Fetten. Nach dem Studium von On Food and Cooking weiß man, was da wirklich in der Pfanne passiert.

Fazit

Schenken ist nicht einfach – besonders bei einem so ambitionierten Hobby wie dem Kochen. Als Schenkender muss man davon ausgehen, dass der zu Beschenkende Werkzeuge und Zutaten, die er benötigt oder täglich benutzt, schon selbst penibel genau ausgesucht hat. Nur mit offenen Augen und Ohren lässt sich herausfinden, was der Hobbykoch tatsächlich braucht. Praktischer Nutzen steht ganz vorne bei Küchengeschenken, damit sie nicht gedankenlos erscheinen und später in einer Kellerkiste verstauben. Bonuspunkte gibt's für Geschenke, die gleich mehrere Aufgaben auf einmal erledigen.

Autor seit 9 Jahren
3 Seiten
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