Die Entwicklung der Wachskerzen

Durch die Verwendung von Kerzen in der christlichen Liturgie wurden die Kerzen im Mittelalter immer beliebter. Die damaligen Wachskerzen waren aus Bienenwachs, welches ein knapper und teurer Rohstoff war, und sie blieben daher den Kirchen und Herrschaftshäusern vorbehalten. Die einfachen Leute mussten sich mit Kienspänen oder Unschlittkerzen zufrieden geben. Unschlittkerzen wurden aus Hammeltalg oder Rindertalg hergestellt, rochen ranzig und rußten bei der Verbrennung.

Erst im 18. Jahrhundert, als man den Walrat aus speziellem Fettgewebe des Pottwales herstellte, konnte sich auch die Bürgerschicht weiße Kerzen leisten. Zuvor hatte man den Versuch unternommen Talgkerzen mit Arsen weiß zu färben. Arsenvergiftungen waren die Folge. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Stearin und Paraffin entwickelt und der Docht der Kerzen entscheidend weiterentwickelt. Dies ebnete den Weg zu den ruß- und tropffreien Kerzen, die wir heute noch verwenden.

Auch heute haben Kerzen immer noch Symbolcharakter und werden noch vielfach gemäß den alten kirchlichen Ritualen verwendet. Einen starken Anstieg verzeichnete aber der Gebrauch der Kerzen für Dekorations- und Stimmungszwecke im heimischen Bereich. Dies trug im 20. Jahrhundert wesentlich zu neuen Entwicklungen in der Kerzenherstellung bei, wie Duftkerzen, Schwimmkerzen, Teelichter und Kerzen aus besonders umweltfreundlichem Sojawachs.

Alte Berufe rund um die Kerze

Im Zeitalter der industriellen Herstellung von Kerzen sind fast alle der ehemals mit der Kerzenproduktion oder dem Kerzenhandel verbundenen Berufe längst ausgestorben.

  • Die Zunft der Lichtzieher fertigte die gezogenen Kerzen.
  • Kerzengießer waren für die Herstellung gegossener Kerzen zuständig.
  • Wachsschneuzer: An den Kaiser- und Königshöfen verrichteten Wachsschneuzer ihren Dienst. Sie waren dafür zuständig, den Docht der Kerzen regelmäßig zu stutzen um ein übermäßiges Rußen oder Tropfen zu verhindern.
  • Talgkerzenhändler: Diese Händler durften nur mit den billigen Talgkerzen handeln. Sehr oft gingen sie von Tür zu Tür hausieren oder verkauften ihre Ware auf den Wochenmärkten.
  • Wachskerzenhändler: Für den Handel mit Kerzen aus Wachs war eine andere Zunft zuständig.
  • Wachsbildner: Die schmuckvolle und künstlerische Verzierung von Kerzen und Wachsstöcken ist Aufgabe des Wachsbildners.

Verwendung von Kerzen in Religion und Brauchtum

Kerzen spielen in vielen Religionen eine bedeutende Rolle und manche Kerzenrituale stammen auch in der Christlichen Liturgie noch von heidnischen Bräuchen der Kelten, Römer oder Germanen ab. Die Kerzenflamme gilt weltweit als Symbol für Frieden, Hoffnung und Mahnung. Im Christentum stellt sie die Verkörperung von Christus dar, der sich selbst als das "Licht der Welt" bezeichnet hatte.

Die Osterkerze als Vereinigung der griechischen, jüdischen, römischen und christlichen Lichttradition.

Die Osterkerze entstammt einem heidnischen römischen Brauch aus dem 4. Jahrhundert. Die Osterkerze wird am Osterfeuer entzündet und in die Kirche getragen. Die Gläubigen entzünden ihre eigenen Osterkerzen an ihrem Licht. Die Osterkerze brennt in der Kirche von Ostern bis Pfingsten und danach wird sie noch bei Taufen angezündet.

Die Gestaltung der Osterkerze ist in der christlichen Tradition genau festgelegt. Neben der Jahreszahl trägt sie eine Reihe kirchlicher Symbole. Alpha und Omega, der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets sollen symbolisieren, dass Christus der Erste und der Letzte ist. Sie spannen sozusagen den Bogen über die gesamte Geschichte. In die Kerze werden fünf Löcher gebohrt, in die ein Tropfen Weihrauch gelegt wird. Diese Löcher werden mit roten Wachsnägeln verschlossen. Dies symbolisiert die fünf Wunden Jesu.

Kerzen auf der Geburtstagstorte

Auch die Kerzen auf Geburtstagstorten, die das Geburtstagskind auf einmal ausblasen muss und sich dabei etwas wünschen darf, haben eine alte Tradition. Bereits die alten Griechen verwendeten runde Honigkuchen und brennende Kerzen zur Huldigung der Göttin Artemis. Den Kerzen wurde dabei eine magische Kraft für die Wunscherfüllung nachgesagt.

Bilder: www.pixelio.de

weitere Kerzen aus dem religiösen Brauchtum

Tauf- und Kommunionskerzen

Auch für Taufe, Erstkommunion und Firmung gibt es eigene Kerzen, die mit kirchlichen Symbolen geschmückt sind. Taufkerzen geben dem Täufling symbolisch das Licht mit auf den Lebensweg und sollen der Erinnerung an den Bund mit Christus dienen.

Sterbekerze

Sterbekerzen sind Teil des Brauchtums in der katholischen Kirche. Sie werden am Bett eines Sterbenden entzündet, vor allem während der Erteilung der Sterbesakramente.

Opferlichter

In vielen Kirchen gibt es die Möglichkeit eine Opfergabe in Form eines Kerzenlichtes darzubringen. Durch das Aufstellen eines Opferlichtes möchten die Gläubigen eine Bitte oder einen Dank aussprechen und durch dieses Ritual eine psychische Entlastung erfahren. Im Internet-Zeitalter gibt es nun sogar Websites, bei denen man eine virtuelle Kerze zum Gedenken oder als Fürbitte entzünden kann.

Aberglaube - die Wetterkerze

Wetterkerzen oder Gewitterkerzen werden bei drohendem Unwetter angezündet und dienen im Volksaberglauben dazu Schaden von Haus, Hof, Tier und Ernte abzuwehren. Wetterkerzen waren traditionell schwarz, damit man sie von den andern Kerzen im Haushalt unterscheiden konnte. Zumeist hatten sie Verziehrungen in Form von Banderolen, Marienbildern oder Abbildungen des Wallfahrtsortes, an dem sie gekauft wurden. Wie alle Kerzen für christliche Rituale, musste auch die Wetterkerze vor Verwendung geweiht werden, dies geschah zu Maria Lichtmess.

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