Gezinkt: Neue Kurzgeschichten von Jeffery Deaver
16 neue Kurzgeschichten von Bestsellerautor Jeffery Deaver garantieren spannende Unterhaltung für viele Stunden.Kurzgeschichten mit besonderer Pointe
Sie lieben spannende Kurzgeschichten mit abschließender Pointe, die das zuvor Gelesene plötzlich in neuem Licht erscheinen lassen? Dann dürfen Sie Jeffery Deavers Erzählsammlung "Gezinkt" auf keinen Fall versäumen! Wie schon im Kurzgeschichtenband "Todesreigen" verblüffen die kurzen literarischen Werke mit ihren Plotwendungen und erweisen sich als perfekte Lektüre für Zwischendurch.
Eröffnet wird das Buch mit einem informativen Vorwort sowie der einzigen negativen Überraschung: Ein Inhaltsverzeichnis fehlt (Rezension bezieht sich auf die Erstauflage). Gerade bei einem Kurzgeschichtenband mit 16 Storys stellt ein Inhaltsverzeichnis ein unbedingtes Muss dar. Weshalb der Verlag auf ein solches verzichtete, erschließt sich jedenfalls nicht: Sparprogramm? Gedächtnisübung für die Leser? Man weiß es einfach nicht.
Thrillerspezialist Jeffery Deaver
Doch widmen wir uns dem eigentlichen Inhalt des Buches, den Kurzgeschichten. Gleich die erste Story ist ein echter Knaller und vereint die besten Eigenschaften aus Jeffery Deavers Oeuvre. Ein Reverend wird um Mithilfe beim Knacken eines Rätsels gebeten. Offenbar soll der Kronzeuge bei einem Mafiaprozess liquidiert werden - und alle Hinweise deuten auf versteckte Bibelreferenzen hin. Oder handelt es sich um einen Bluff und der Reverend selbst ist der Auftragskiller und soll sich lediglich das Vertrauen der Polizei erschleichen? Wie die meisten anderen Geschichten in "Gezinkt" zeichnet sich auch diese durch ihre Doppelbödigkeit aus. Kaum vermeint der Leser die Pointe zu erahnen, schlägt die Handlung einen Haken. Wer sich an den "Da Vinci Code" erinnert fühlt, liegt natürlich richtig: Sowohl im Vorwort, als auch von einem der Protagonisten der Story wird das populäre Werk angesprochen.
In diesem Takt geht es weiter und der Leser wird förmlich dazu gezwungen, den Band in einem Rutsch zu konsumieren. Schließlich möchte man unbedingt wissen, was es mit den oft mysteriösen Szenarien auf sich hat und wie sie enden. Beispielsweise bei der Geschichte rund um ein tief unter der Erde verschüttetes Mädchen, zu dem sich nicht nur ein, sondern gleich zwei Teams vorarbeiten. Freilich aus höchst unterschiedlichen Motiven...
Wie bei Jeffery Deaver üblich, kommt der bissige, mitunter satirische Humor nicht zu kurz. In der Kurzgeschichte "Der Pendler" nimmt der titelspendende Protagonist keinerlei Rücksicht auf seine Mitmenschen, was sich auf augenzwinkernde Weise rächen soll. Natürlich schlägt der Autor über die Stränge - trotzdem kann sich der Leser einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren, wenn ein arroganter Yuppie eine kräftige Abreibung erhält.
"Gezinkt" und "Todesreigen": Höchst empfehlenswerte Lektüre
Das Cover und der Titel "Gezinkt" spielen auf die Geschichte "Die Pokerlektion" an, in der eine Pokerrunde auf ungewöhnliche Weise endet. Ausgerechnet diese Story erweist sich als die wohl schwächste des gesamten Bands, wie auch die fast schon obligatorische Geschichte rund um Deavers berühmtes Ermittler-Duo Rhyme und Sachs enttäuscht. Dafür setzen die restlichen 14 Kurzwerke einen Glanzpunkt nach dem nächsten.
Was die Erzählbände "Gezinkt" und "Todesreigen" zu etwas ganz Besonderem macht ist der Umstand, dass sie zum immer wieder Lesen einladen, obwohl man die Pointe bereits kennt. Und sei es nur, um die Geschichten mit der "richtigen" Perspektive im Hinterkopf auf verräterische Hinweise auf eben jene Pointe zu verfolgen.
Fazit: Man muss kein Krimi- oder Thriller-Fan sein, um sich von Jeffery Deavers Kurzgeschichten begeistern zu lassen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen vermögen seine kürzeren Werke vollends zu überzeugen und können gar nicht lobend genug gepriesen werden.
Originaltitel: "More Twisted (Collected Stories, Vol. II)"
Autor: Jeffery Deaver
Veröffentlichungsjahr: 2008 (auf Deutsch)
Seitenanzahl: 544 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Autorenwebsite:www.jefferydeaver.com
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)