Gruselige Sagen aus Dachau – Böse Ritter und versunkene Burgen
Die Stadt Dachau ist durch das KZ Dachau in der ganzen Welt bekannt. Doch kaum jemand kennt die Sagen aus Dachau, die im Mittelalter ihren Ursprung haben.Dachau Altstadt (Bild: Vincenzo Pascale)
Die versunkene Burg
In Dachau gibt es einen Berg. Eigentlich ist es eher ein Hügel. Dieser liegt zwischen Dachau und Mitterndorf und wird Giglberg genannt. Im 12. Jahrhundert soll es dort zu einem Ereignis gekommen sein, der Ausgangspunkt für die nachfolgende Sage war.
Auf dem Giglberg hatte eine Burg gestanden, eine so genannte Wasserburg. Sie wurde von den Altwasserarmen der Amper umgeben und war durch den Fluss vor Angreifern gut geschützt. Diese Burg gehörte einem bösen und unbarmherzigen Ritter namens Arnold. Er vergnügte sich dort mit jungen Frauen, auch mal gegen deren Willen, und feierte mit seinen wilden Kumpanen ausschweifende Feste. Während er das Geld verprasste und in der Burg ein gottloses und lasterhaftes Leben führte, verhungerte sein Volk. Seine Untergebenen und Bauern wurden fürchterlich von ihm und seinen Schergen geschunden. Sie mussten hart arbeiten und fast alles abgeben. Nur das Notdürftigste, durften sie behalten.
Böse Ritter, arme Bauern und eine Burg
Eines Tages ereilte den "edlen" Ritter die Strafe Gottes. Nach einem heißen Sommerabend, brach eines Nachts ein fürchterliches Gewitter aus, das in der Heftigkeit die Region noch nie heimgesucht hatte. Die Bauern, die das Unwetter hereinkommen sahen, brachten sich in Sicherheit und betteten zu Gott, dass er sie und das Wenige, das sie hatten, verschonen sollte. Auf der Burg kümmerte sich jedoch niemand über die entfesselten Naturgewalten. Ritter Arnold und seine Gäste feierten weiter ihr ausschweifendes Gelage. Blitz und Donner gingen im Kreischen der jungen Frauen und dem lauten Gegröle der besoffenen Gäste unter.
"Da durchzuckte ein fürchterlicher Blitz das düstere Gewölk, ein grässlicher Donnerschlag folgte auf dem Fuße; die Erde tat sich plötzlich auf und verschlang die Burg mit Mann und Maus. Alles war im Boden versunken.", heißt es in einer Version der Sage. In einer anderen wird erzählt: "Da polterte das Schloss mit allen, die sich darin befanden, in die Tiefe des Schlundes hinab."
Nur eine kleine Vertiefung auf "dem Gipfel des Berges" soll noch an das fürchterliche Ereignis erinnern.
Ursprünge der Sage stammen aus dem Mittelalter
Es stellt sich die Frage, was an der Sage wahr, also historisch belegbar ist, und was über die Jahre hinzugedichtet wurde. Oftmals ist es hilfreich die Spurensuche mit Herkunft des Namens von dem Schauplatz des Geschehens zu beginnen. Einerseits könnte "Gigl" von dem Wort Gipfel kommen. Andererseits ist es als Abkürzung des Namens des Heiligen Ägidius denkbar. Dieser zählte zu den 14 Nothelfern. "Gigl" könnte aber auch von dem Begriff Giel abgeleitet sein. Unter Giel ist das Maul, Rachen oder Schlund zu verstehen. Letzteres passt gut zu der Sage. Doch in diesem Fall kann man nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, woher der Name des Giglbergs tatsächlich stammt.
Giglberg heute (Bild: Vincenzo Pascale)
Die Wasserburg des Grafen war aus Holz
Tatsächlich erwiesen ist jedoch, dass es in Dachau einen Grafen Arnold II. gegeben hat. Auch belegt ist, dass eine Dachauer Grafenburg im Jahr 1143 nach Christus durch einen Brand zerstört wurde. Man fand zwar beim Bau eines neuen Landsitzes auf dem Giglberg um 1900 nach Christus keine Mauerreste, die auf eine mittelalterliche Burg hindeuteten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dort keine Burg gestanden hat. Im frühen Mittelalter waren die Burgen meist noch vollständig aus Holz gebaut. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Burg durch den Blitzeinschlag vollständig niedergebrannt ist, so dass keine Überreste zurückgeblieben sind, bis auf die Asche.
Monster und Höllenhunde wie in einem Horrorfilm
Einheimische mieden bei Nacht den Giglberg auch aus einem anderen Grund. Dort sollen sich um Mitternacht herum bösartige Hunde herumtreiben. Diese seien viel größer als Wölfe. Sie hätten ein struppiges, feuriges Fell, aus dem die Funken nur so sprühen. Außerdem leuchtet aus deren Augen Feuer. Diese Wesen fallen über denjenigen her, der sich zu nah an ihr Territorium, dem Giglberg, heranwagt.
Der Geisterschimmel – eine weitere Gruselgeschichte
Eine andere Sage erzählt von einem Geisterschimmel. Diverse Augenzeugen berichteten, dass ein mächtiges, wildes Ross, wenn es morgens noch dunkel ist, mit seinen schweren, übergroßen Hufen vom Giglberg zur Amper herunterstürmt. Dabei peitscht es mit seinem feurigen Schweif zornig die Erde auf. Aus seinen Nüstern kommt schwarzer Rauch und stinkender Qualm. Erst wenn es bei den anderen Pferden auf den Wiesen angekommen ist, beruhigt es sich. Dann ist es nicht mehr von anderen Pferden zu unterscheiden.
Wenn es dann aber Abend wird und dichter Nebel aus dem Moos und dem Fluss aufzieht, kehrt es wieder zum Giglberg zurück und "… zieht dabei einen feurigen Schweif hinter sich her und bläst Feuer und Schwefel aus seinen Nüstern." Man glaubte, dass es sich bei diesem Schimmel um das Reitpferd des bösen Ritters Arnold handelt. Dieses hat als Einziges das Strafgericht Gottes überlebt, und sucht seither noch bis zum heutigen Tag seinen Herrn.
Ob nun Monster, Geister- oder Höllenhunde des bösen Ritter Arnolds auf dem Giglberg ihr Unwesen getrieben haben, wie die Einheimischen glaubten, oder ob es sich um wilde Hunde oder Wölfe gehandelt hat, spielt im Endeffekt keine Rolle. Fakt bleibt, dass die Menschen seit jeher Angst vor diesem Ort hatten. Er war ihnen unheimlich. Um es mit den Worten des ehemaligen Kreisheimatpflegers des Landkreises Dachau, Alois Angerpointner, zu sagen: "Der Eindruck des Gespenstischen um diesen Hügel bleibt."
Quellen
- Dachau in verflossenen Jahrhunderten, Dr. August Kübler, Bayernlanddruckerei Dachau,1928
- Das versunkene Schloss, Gisela Schinzel, Hornung Verlag München, 1974
- Altbayrische Sagen, Alois Angerpointner, Druckerei und Verlagsanstalt Bayernland, 1977
Bildquelle:
jimmywayne / Flickr
(Die Legende der Bell-Hexe im Wilden Westen)