Mythos vom kinderbringenden Storch

Es steht nirgends in einem Märchen oder in alten, überlieferten Schriften, dass der Storch die Kinder bringt. Dennoch wird von Generation zu Generation immer noch diese Geschichte erzählt. Zahlreiche Glückwunschkarten zur Geburt eines Kindes zieren sich mit dem Symbol des Storches. Vielleicht liegt es daran, dass mit seiner Ankunft im Frühjahr der Beginn neuen Lebens verbunden wird?

Erinnern Sie sich an Kindersprüche wie "Storch, Storch guter, bring mir einen Bruder." oder "Storch, Storch bester, bring mir eine Schwester."? Wenn eine Frau ein Baby bekam, erzählten die Erwachsenen den Kindern, sie wurde vom Storch ins Bein gebissen. Da lag es nahe, dass sie eine Weile krank im Bett lag. Dass der Storch schon lange mit der Geburt in Verbindung gebracht wird, zeigt auch die griechische Göttin Hera. Sie ist die Göttin für Ehe und Geburt und achtete den Storch als heiliges Tier.

Störche als Glücksbringer

Störche bringen Glück. Der in Norddeutschland verbreitete Name Adebar bedeutet Glücksbringer. Sie gelten in vielen Ländern als solche. In Dänemark ist zwar der Höckerschwan das offizielle Nationaltier, der Storch hat sich jedoch als heimliches Nationaltier erhalten. Häuser, auf denen ein Storchenpaar seinen Horst errichtet, sollen vor Blitzschlag geschützt sein. Auch ist die Treue der Tiere bei den Menschen hoch angesehen. Laut NABU wird diese jedoch überschätzt. Der Storch ist zwar seinem Brutort treu, aber nicht immer seinem Partner. Seit jeher verbinden die Menschen auch Reinheit, Fruchtbarkeit, Freude, Traditionsbewusstsein, Liebenswürdigkeit und weitere positive Eigenschaften mit dem Storch. Damit erklärt sich auch, warum der stolze Vogel sehr häufig als sympatieträchtiges Symbol in der Werbung eingesetzt wird. In vielen Gedichten und einigen Kinderliedern hat sich der Storch verewigt.

Der Storch in China und bei den Muslimen

Im alten China galt der Storch als Sinnbild für die Langlebigkeit. Dies geht vermutlich auf sein langes Festhalten am einmal gewählten Brutplatzt zurück. So ganz stimmt dieses Sinnbild nicht. Von den inzwischen zahlreich beringten Störchen ist selten mal einer älter als 20 Jahre alt geworden. 
In der arabischen Welt herrscht der Volksglauben, dass ein Storch die Seele eines verstorbenen Menschen verkörpert, der es in seinem Leben nicht schaffte, nach Mekka zu pilgern. Diese nehmen die Reise nun als Storch auf sich. Daher haben alle Muslime vor den Störchen großen Respekt. Kein Muslim würde einen Storch töten.

Eigenheiten bei den Störchen

Bevor Störche in den Süden ziehen versammeln sie sich zahlreich. Dabei werden schwache und verhaltensabweichende Tiere vertrieben, teilweise auch mit harten Gefechten. Diese Tötung der Artgenossen prägte den Begriff "Storchengericht". 
Sterben im Storchennest Jungvögel, so werden diese, wenn sie noch nicht zu groß sind, von den Alttieren gefressen. Es kommt auch vor, dass ein Alttier einen kranken oder schwachen Jungvogel frisst. Diese Verhaltensweise nennt man Kronismus, nach dem Göttervater Kronos, der seine Kinder, die Geschwister Zeus, selbst verzehrt hat.
Trotzdem ist die Fürsorge der Storcheneltern für ihre Jungen bezeichnend. In den ersten Wochen nach dem Schlüpfen der Jungvögel fliegt ein Partner auf Futtersuche aus und der andere bewacht derzeit den Horst. Fällt nun der Partner auf Futtersuche aus, verhungern die Jungen, denn der wachhabende Storch verlässt das Nest nicht.

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