Hanfpflanze in der Botanik

Hanf (Cannabis sativa) ist eine einjährige, zweihäusige Kulturpflanze, die je nach Sorte und Standort zwischen 1,5 bis 7 m hoch werden kann. Die Befruchtung der weiblichen Blütenstände erfolgt durch den Wind. Die männlichen Pflanzen (Femelhanf) bleiben etwas kleiner als die weiblichen (Hanfhenne). Die Blätter sind handförmig zusammengesetzt, wobei bis zu 13 gezähnte Blättchen auf einem Blatt sitzen können. Der faserige Stängel kann einen Durchmesser von 6 cm erreichen und verholzt im Alter. Die starken Wurzeln können bis zu 2 m tief in den Boden wachsen und leisten dadurch einen Beitrag zur Bodenverbesserung. Die Hanfpflanze ist weitgehend resistent gegen Schädlinge und wegen ihres schnellen Wachstums ist auch der Einsatz von Herbiziden nicht notwendig.

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Geschichte der Nutzung von Hanf

Hanf zählt zu den ältesten Kulturpflanzen, seine Spur lässt sich über 5.500 Jahre zurückverfolgen. In China wurden bereits 2.800 Jahre v. Chr. Seile aus Hanf gefertigt. Auch die medizinische Wirkung von THC wurde in China schon recht früh erkannt und Cannabis-Produkte wurden z.B. als Schmerzmittel und gegen Rheuma verordnet.

Das erste Papier wurde auch in Europa aus Hanffasern erzeugt, Holz als Rohstoff für Papier, wurde erst viel später entdeckt. Das Hanffaser-Papier löste Pergament als Material für Bücher ab und die erste gedruckte Gutenberg-Bibel (1455) wurde auf Hanfpapier gedruckt. In Europa hatte der Hanf seine Blütezeit während der Hochzeit der Segelschiffe: Seile, Segel, Netze, Flaggen, Uniformen der Seeleute – alles wurde wegen der Nass- und Reißfestigkeit aus Hanffasern und Hanftextil gefertigt. Ein Segelschiff benötigte je nach Größe bis zu 100 Tonnen Hanf für seine Grundausstattung an Tauwerk und Segeln. 

Cannabis-Produkte waren auch im Europa des 19. Jahrhunderts für ihre medizinische Wirkung bekannt. Sie kamen hauptsächlich als Schmerzmittel und Mittel gegen Migräne zum Einsatz. Königin Victoria nahm gegen Menstruationsbeschwerden ein Produkt mit Cannabis Extrakt. Hanfsamen dienten aber auch als Nahrungsmittel – vornehmlich für die untern Bevölkerungsschichten – und als Viehfutter.

USA als Vorreiter auf dem Weg zum Verbot von Hanf

Auch in den USA war Hanf lange Zeit die Nutzpflanze Nummer eins. Die erste Jean, die Levi Strauss für die kalifornischen Goldwäscher fertigte, war zu 100 Prozent aus Hanffaser. Hanffaser war damals die häufigste Textilfaser. Dies änderte sich erst, als Maschinen zur industriellen Entkapselung von Baumwolle entwickelt wurden. Damit begann der Niedergang des Hanfanbaues.

Der Anbau von Hanf wurde noch im zweiten Weltkrieg politisch gefördert. Es gab Werbespots mit dem Slogan "Hemp for Victory" (Hanf für den Sieg). Hanffasern wurden in dieser Zeit noch für Taue der Kriegsschiffe, für die Uniformen und Schnürsenkel der Soldaten eingesetzt. Parallel dazu gab es aber bereits Bestrebungen den Hanfanbau zu verbieten. Treibende Kräfte waren die neue Baumwoll-Industrie, der Industrie-Gigant Du Pont und die Anti-Cannabis-Kampagne von Harry Anslinger. Der Missbrauch von Marihuana als Droge wurde als Argument benützt, um die Interessen der Baumwoll- und Kunstfaserindustrie durchzusetzen. Der Anbau von Hanf wurde daraufhin in den meisten Ländern verboten. In den 1960er Jahren setzte Anslinger ein totales Verbot für den Anbau und die Nutzung von Hanfprodukten in den Vereinten Nationen durch. Der Niedergang einer ökologisch und ökonomisch wertvollen Nutzpflanze war damit besiegelt.

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