Hartmut Kiewert MultispeciesFuture Aktuelle Ausstellung Zitadelle Spandau Berlin

Ausgehend von dem utopischen Gedanken einer friedlichen und gleichberechtigten Koexistenz entwickelt der Maler Gesellschaftsbilder, deren tieferer Sinn die Visualisierung dieser Utopie ist.

Einer Utopie, in der Tiere nicht mehr nutzbare Objekte einer ausbeuterischen Praxis unter Gesichtspunkten der Vermarktung sind, sondern in der sie zu Subjekten einer veränderten und emanzipatorischen Weltordnung werden.

Menschen und Tiere gleichberechtigt, mit gleichen Rechten auf ein sicheres und unversehrtes Leben.

Hinter diesem scheinbar romantischen Gedanken steht eine ebenso kritische wie aktivistische Auseinandersetzung mit Herrschaftsstrukturen und denen Mechanismen.

Hartmut Kiewerts großformatige Ölgemälde entstehen nicht nur in dem Bewusstsein,

dass sich unsere menschliche Haltung gegenüber der Tierwelt radikal verändern muss,

sondern das positive Narrative der Verdrängung unseres überwiegend ökonomisierten und entfremdeten Umgangs mit Tieren entgegengestellt werden sollten.

Insbesondere geht es dem Künstler um die Auflösung von Grenzen zwischen Tier und Mensch:

"nicht allein geografische, sondern auch begriffliche Grenzen.

Mit ihrer Hilfe teilen wir, die Mächtigeren, die Gesamtheit der empfindungsfähigen, eingenwilligen, lebensfreudigen Individuen ein in "wir” und "sie”.

Den einen billigen wir selbstverständlich zu, dass sie ihr Leben in Sicherheit und mit größtmöglichem Komfort zu leben wünschen, den anderen zwingen wir ebenso selbstverständlich ein Dasien auf,

in dem sie weder Unversehrtheit noch Schutz vor Gewalt, noch basale Freunden wie freie Bewegung oder Beisammensein mit der Familie je kennelernen.

In Kiewerts Szenen werden diese Grenzen nicht gänzliche aufgelöst, sondern ständig und vielmals überschritten.

Seine Gemälde spielen mit einem Was-wäre-Wenn, aber es ist eben kein naives Was-wäre-Wenn, sondern eines, in dem Absperrungen und Schranken und Wunden noch sichtbar sind.

Die Schweine im Wohnzimmer tragen die Kratzspuren der Enge, die Ferkel die aufgesprühten Nummern noch auf dem Rücken.

Die Ruinen von Schlachthöfen stehen im Hintergrund, nun können Kühe sie von aussen anblicken. Betonierter Untergrund, Waldboden und Picknickdecke schieben sich in einen Raum zusammen,

man hört die Mauern geradezu bröckeln und knirschen.

Die Schranke vor dem Gefügelschlachthof wird endlich einem sinnvollen Zweck zugeführt,

huhn kann bequem mit Gefährtinnen darauf sitzen.”

Hilal Sezigin

Hartmut Kiewert (*1980 in Koblenz) studierte von 2003 – 2010 Malerei und Grafik

and der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein in Halle,

wo er sein Diplom mit Auszeichnung absolvierte.

Der Künstler lebt und arbietet in Leipzig.

Zitadelle Spandau – Auststellungssäle der Bastion Kronprinz

Am Juliusturm 84, 13599 Berlin.

Öffnungszeiten täglich 10-17 Uhr, donnerstags 13-20 Uhr.