Gedenktafel für Herman und Willie ...

Gedenktafel für Herman und Willie Lehmann (Bild: caltexian / Flickr)

Herman Lehmann schloss sich den Comanchen an

Am 24. August 1875 nahm er an einem Gefecht am Rio Poncho gegen texanische Rancher teil, die in einen Konflikt mit den Apachen verwickelt waren. Während der Auseinandersetzung wäre er fast von dem Texas Ranger James Gillett erschossen worden. Doch dieser erkannte in letzter Minute, dass er einen weißen Jungen vor sich hatte. Die Ranger versuchten, Herman zu fangen, doch es gelang ihm, zu entkommen. Im Frühling 1876 tötete Herman einen Medizinmann einer rivalisierenden Gruppe von Apachen und rächte so den Mord an Häuptling Carnoviste. Weil seine Gruppe im Gefecht aufgerieben worden war, floh er in entlegenere Gebiete und versteckte sich für etwa ein Jahr. In seiner Autobiografie beschrieb er die Gegend als Paradies mit viel Jagdwild, gutem Wasser und idealen Temperaturen.

Als er jedoch merkte, dass andere Indianergruppen durch die Gegend streiften, schloss er sich den Comanchen an. Er erzählte ihnen seine Lebensgeschichte und überzeugte sie davon, dass er gute Absichten hatte. Die Comanchen nahmen ihn bei sich auf und gaben ihm den Namen "Montechena". Herman war zu diesem Zeitpunkt etwa 16 Jahre alt. Im Jahr 1875 überzeugte Quanah Parker, der Häuptling der Comanchen, sein Volk davon, die Waffen niederzulegen. Im Juli 1877 suchte er nach versprengten Gruppen, die sich bisher nicht ergeben hatten. Herman Lehmann war Mitglied einer Gruppe, die Quanah Parker im östlichen New Mexico am Rio Pecos fand. Er überzeugte sie, sich den Weißen zu ergeben und in das Reservat in der Nähe von Fort Sill zu ziehen. Lehmann weigerte sich zunächst, folgte ihnen jedoch später.

Herman Lehmann glaubte, seine Familie sei von Indianern getötet worden

Von 1877 bis 1878 lebte er mit der Familie Quanah Parkers im Reservat. Während dieser Zeit fiel einigen Armee-Angehörigen auf, dass er ein Weißer war. Seine Mutter hatte die Hoffnung, ihn eines Tages wiederzusehen, niemals aufgegeben. In Fredericksburg, Texas, traf sie Ranald McKenzie, den Kommandanten von Fort Sill. Sie bat darum, dass der Junge zu ihr gebracht wurde. Im Mai 1878 kehrte Lehmann zu seiner Familie zurück. Seine Muttersprache hatte er inzwischen verlernt. Auch des Englischen war er nicht mächtig. Mutter und Sohn erkannten einander nicht. Lehmann hatte lange Zeit geglaubt, dass seine Familie von den Indianern umgebracht worden sei. Eine nähere Untersuchung führte schließlich zu der Feststellung, dass er der Gesuchte war.

Lehmann kehrte in die weiße Gesellschaft zurück, doch es fiel ihm schwer, sich anzupassen. Er fühlte sich zwischen zwei Welten hin- und hergerissen. Seine erste Ehe, die er 1885 mit N. E Burke geschlossen hatte, scheiterte. Mit seiner zweiten Frau Fannie Light kehrte er zurück in das ehemalige "Indian Territory", wo er als Angehöriger des Volks der Comanchen eine Landzuteilung erhalten hatte. Herman und Fanny bekamen fünf Kinder: Henry, John, Amelia, May und Caroline. Im Jahr 1926 verließ er die Gegend, um bei der Familie seines Bruders Willie in Loyal Valley, Texas, zu leben. Im selben Jahr schrieb und veröffentlichte er seine Autobiografie. Eine zweite folgte 1927 und trug den Titel "Nine Years Among the Indians".

Lehmann starb am 2. Februar 1932 in Loyal Valley und wurde dort neben seiner Mutter und seinem Stiefvater begraben. Seine Geschichte ist ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte des Wilden Westens. Es beweist, dass die Grenzen zwischen den Kulturen oft verschwimmen, und dass das menschliche Streben nach Indentität und Zugehörigkeit universell ist.

BerndT, am 30.04.2024
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Bildquelle:
Bernd Teuber (Geronimo - Der letzte unabhängige Apachenhäuptling)
Bernd Teuber (Victorio - Anführer der Chiricahua-Apachen)
Billy Wilson Photography / Flickr (Deutsche Einwanderer im Wilden Westen)

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