Die erste Erkenntnis - "Irgendwas stimmt doch nicht..."

Wenn man sich bereits am Morgen nicht zum Aufstehen motivieren kann, bei der Fahrt zur Arbeit quält und schließlich am Arbeitsplatz sitzt und sich nicht vorstellen kann, wie man hier produktiv etwas leisten soll, weil einem  alles so wahnsinnig sinnlos und langweilig erscheint, obwohl doch die Kollegen so nett sind und der Kaffee so gut schmeckt, dann ist man angekommen. 

Viele werden in den ersten Tagen, Wochen und Monaten mit zunehmender Verzweiflung sagen "Das ist nur eine kurze Phase, das geht sicher wieder vorbei." Und sicherlich schützt es auch, nicht von heute auf morgen die Kündigung einzureichen, einen One-Way-Flug nach Bangkok zu buchen um dann festzustellen, dass man hier auch nicht das wahre, unendliche Glück findet. Es schützt uns davor, nicht spontan in eine völlig andere Richtung zu rennen, nur weil es das erste ist, was einem einfällt Es gibt Zeit, darüber nachzudenken, was einen denn wirklich stört, was man gerne tut, was früher glücklich gemacht hat. Bis man irgendwann eine Lösung findet, das "Was" beantworten kann und das "Wie" und auch das "Wo" und all die anderen Fragen, die überwunden werden müssen, bis wir beruhigt und mit genügend Sicherheit und Selbstvertrauen im Gepäck losziehen können, um eine Veränderung herbeizuführen, die plötzlich unausweichlich und sinnvoll erscheint.

Was will ich denn eigentlich?

Das erste Kriterium, dass ich bestimmen muss, wenn ich spüre, dass ich in meiner jetzigen Lage nicht glücklich werde, ist das "Was": Was muss ich verändern, was möchte ich dafür tun, was steht in meinen Kräften, was kann ich damit erreichen. Bevor diese Frage nicht geklärt ist, macht es keinen Sinn, weiterzudenken. Doch was, wenn man diese Frage vermeintlich nicht beantworten kann? Oder zwischen dutzenden Möglichkeiten feststeckt, zwischen denen eine Entscheidung unmöglich erscheint?

Klar könnte man jetzt aufgeben, sich sagen, dass das so schon passt und man ja nie sicher sein kann, dass man mit dem nächsten "Versuch" richtig liegt. Früher oder später wird man sich allerdings wieder dabei ertappen, wie man an seinem Arbeitsplatz von Freizeit, Freiheit und "irgendwas" anderem träumt, anstatt seinen Aufgaben nachzukommen.

Sinnvoller ist es, sich effektiv damit auseinanderzusetzen - und sich gleichzeitig Zeit zu geben. Soviel Zeit wie nötig. Unter Stress, unter Druck oder durch den Einfluss von außen hat man schon einmal eine Entscheidung getroffen, die offensichtlich nicht wirklich dem eigenen Typ Mensch entsprochen hat. Wieso also noch einmal so handeln? Wichtig ist, sich in einer solchen Situation zu akzeptieren und sich bewusst zu machen, dass man mit kleinen Schritten manchmal schneller ans Ziel gelangt.

Wer sich also damit beschäftigen will, was er denn eigentlich möchte, der hat verschiedene Möglichkeiten. Zum einen gibt es einige Ratgeber, die durch gezielte Fragestellungen und Aufgaben einen Anhaltspunkt bieten, auf dem man aufbauen kann. Ob und inwieweit man solche Ratgeber für sich nutzen kann, muss man selbst herausfinden.

Zusätzlich helfen auch oft konstruktive Gespräche mit langjährigen Freunden. Oftmals ist es von außen betrachtet um einiges einfacher, die Stärken und Schwächen einer Person zu identifizieren und sich daran zu erinnern, was das Gegenüber denn früher gerne getan hat. Wichtig ist, darauf zu achten, dass der Gesprächspartner wohlgemeinte Kritik äußert und dich wirklich in deinem Vorhaben bestärken möchte. Aussagen wie "Bist du dir sicher, dass das in deinem Alter und deiner Lebenssituation so sinnvoll ist? Du verdienst doch wirklich klasse und kannst dir und deiner Familie soviel ermöglichen?" sperren die eigenen Gedanken ein und werden wahrscheinlich bewirken, dass man sich einige Tage und Wochen zurückgeworfen fühlt und sich schuldig macht, nur an das eigene Wohl zu denken. Doch wer um sein eigenes Wohl bemüht ist, der kümmert sich auch um das Wohl nahestehender Menschen. Denn wer glücklich und ausgelassen leben kann, bietet seiner Familie und seinen Freunden mehr, als er es mit finanziellem Reichtum je erreichen könnte. 

 

Ich weiß was ich will!!! - Und jetzt?

Wer endlich gefunden hat, wonach er so lange gesucht hat, wird sich im ersten Moment mit großer Freude und viel Elan an die Umsetzung machen. Wichtig ist jetzt, sowohl Möglichkeiten als auch Risiken mit einzuplanen, um später nicht "eiskalt" erwischt zu werden. Wer alle Pro's und Contra's seines Vorhabens kennt, kann sich darauf einstellen. Wichtig ist, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Freunde und Verwandte, die deine Entscheidung unterstützen, werden dir Kraft geben, auch bei plötzlichen Rückschlägen den Halt zu bewahren und weiter zu machen. Die Worte der Kritiker können auch konstruktiv genutzt werden: Was bemängeln sie? Wo sehen sie Risiken? - Doch aufgepasst! Nur wer diese Kritik realistisch bewerten kann, kann sie auch für sich nutzen. Unnötige Panikmacherei und Angstschürungen sind weder hilfreich noch nutzbar. 

Nun müssen die äußeren Rahmenbedingungen überlegt werden. Das Ziel steht fest, der aktuelle Standpunkt auch. Es kann hilfreich sein, sich den Weg zum Ziel in groben Stichpunkten festzuhalten. Oftmals führen viele Wege nach Rom. Man sollte ausreichend Zeit investieren, um den richtigen Weg für sich selbst zu finden.

 Wer diese Punkte für sich geklärt hat, wird sich befreit fühlen. Und glücklich, einen Weg gefunden zu haben, der nicht in einer Sackgasse endet, sondern neue Möglichkeiten im Leben bietet. 

This is Your Life (Bild: Louise Carey)

Butter bei die Fische - Sich trauen - und loslegen

Egal, wieviel Zeit man benötigt, um die Rahmenbedingungen für sich zu definieren - irgendwann muss man loslegen. Wer regelmäßig ins Zweifeln darüber kommt, ob es denn das richtige Ziel ist, das man da anstreben möchte, der sollte bewusst darauf achten, ob man nicht immer wieder bei dieser "einen Idee" angelangt. Ist das der Fall, ist es auch der richtige Weg. Das Ziel ist nicht in Stein gemeißelt. Die ein oder andere Korrektur ist immer noch möglich. Wichtig ist, dass man irgendwann auch losläuft. Recherchieren, überlegen, träumen und reden sind einfach und birgen keine Risiken - sie machen aber auch nicht glücklich. Zumindest nicht langfristig.

Den Job kündigen, einen Sprachkurs belegen, den Flug buchen.. - Was auch immer der erste Schritt ist, er muss getan werden. Nun muss der Plan durchgezogen werden, er wird zum Anhaltspunkt, wenn der Überblick verloren geht. Was muss getan werden? Wo will ich in 3 Monaten, in 6 Monaten, in einem Jahr stehen?

Wer verunsichert ist, wer zweifelt, wer in Panik gerät, weil es vielleicht doch nicht das Richtige sein könnte, der muss sich eine kurze Verschnaufpause gönnen. Sich fragen, warum man diesen Weg gewählt hat, was man erreichen möchte und sich darüber bewusst werden, dass uns Unsicherheit - so paradox es klingen mag - auch Sicherheit bietet: Durch das stetige Hinterfragen des eigenen Handelns sind wir erst darauf aufmerksam geworden, dass wir in unserem alten Leben nicht glücklich waren. Und wir konnten durch unser Risikodenken einen Weg finden, unser Ziel zu verwirklichen, ohne unser komplettes Leben über Bord zu werfen.

Autor seit 12 Jahren
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