Der Landsitz Highgrove - ein bisschen Geschichte vorab

Die sogenannten 'Highgrove Gardens' bestehen tatsächlich erst, seitdem der heutige König zu Beginn der 1980er-Jahre den Landsitz erhielt und die verschiedenen Gartenbereiche, die jetzt einzelnen Gärten, anlegte. Doch von wem hatte er den Landsitz erhalten, wer wohnte zuerst dort, wer hat das Haus erbaut und wie waren die Gärten zu dieser Zeit? Normalerweise hatte so ein Haus stets einen riesigen Küchen- und Gemüsegarten und im restlichen Garten einige Plätze zum Sitzen sowie einen Gartenweg, der zum Schlendern und Betrachten der blühenden Blumen und Sträucher einlud - oder zum gemütlichen Spaziergang unter hohen Bäumen. Lustwandeln nannte man das früher. Doch hier gab es nichts davon.

Der Landsitz Highgrove liegt in Doughton bei Tetbury in Gloucestershire und richtig auf dem Lande, nicht einfach nur am Rande einer englischen Großstadt. Der Landsitz lässt sich problemlos über die Straßenkarten auch online finden.

Erbaut wurde dieser Landsitz in den Jahren 1796 bis 1798. Der heutige König kaufte sich das Anwesen selbst knapp 200 Jahre später. Es gefiel ihm, wie er in einem Interview zugab, weil dort noch kein Garten existierte und er diesen nach seinen eigenen Ideen ganz neu anlegen konnte. Das macht ihn jedem Gartenfreund irgendwie sympathisch, denn das würden wir alle gern mal tun. Zum Zeitpunkt des Kaufes gab es nur Grünflächen und einige Bäume in dem heutigen Garten, Insgesamt hat das Anwesen wohl 360 ha Land, bestehend aus Wald und parkähnlichen Flächen zusätzlich zu den verschiedenen Gartenbereichen rund um das Haus. Ob auch verpachtete Weiden und Äcker dazugehören ist mir leider nicht bekannt.

Der damalige Prinz Charles zog nach der Vermählung mit seiner Ehefrau Lady Diana Spencer wohl bereits 1981 dort ein. Der Umbau des Gartens von Highgrove begann 1985 noch vor den Umbauten am Haus - und Charles hat eben fleißig selbst mitgearbeitet und wohl auch einen Rosengarten im Cottage-Stil angelegt. 1988 wurde die Außenfassade nach Charles' Ideen und Entwürfen modernisiert. Mehr ist mir darüber leider nicht bekannt.

Steuergelder verschwendet?

Nein, denn soweit es veröffentlich wurde, zahlte und zahlt der heutige König all dies aus seinem Privatvermögen. Zudem bringen die verschiedenen Gartenbereiche bis heute durch die vielen alljährlichen Besucher einen Großteil des Geldes zurück - und das fließt in seine Stiftung, mit der der König schon seit Jahrzehnten viel Gutes tut.

Die Quellen für diese Einnahmen

Die Besucher kommen in der Regel in Gruppen und lassen sich auf professionellen Führungen alle Besonderheiten der Gärten zeigen und erklären. Diese Führungen durch den Garten und seine verschiedenen besonderen Bereiche können übers Internet vorab gebucht werden (wer den Newsletter bestellt wird über alle Events rechtzeitig informiert). So zahlt also jeder Besucher mit seiner Buchung im Grunde Eintritt. Zudem gibt es ein Café bzw. ein kleines Restaurant und einen Souvenir-Laden. Ob das alles wirklich so 'klein' ist, kann ich nicht beurteilen. 

Doch all dies ist noch nicht alles, denn der König hat tatsächlich auch einen Online-Shop, in welchem man auch ohne Besuch in Highgrove Gardens Traditionelles wie Tee und Süßigkeiten und auch englische Wohn- und Gartenutensilien, Kleidung und kleine Aquarell-Drucke, deren Originale der König selbst gemalt hat, bestellen kann.

Bis zum Jahre 2014 sollen sogar auch Gemüsekisten mit Produkten aus dem königlichen Gemüsegarten, der wohl auch sogar Kartoffeln hervorbringt, ausgeliefert worden sein und ein Teil der jährlichen Ernte geht wohl nach wie vor auch an Wohltätigkeitsorganisationen und über diese an Obdachlose. Vermutlich hat er sich viel mit dem 'Home Farming' beschäftigt - und dies zu seinem Vorteil genutzt, wie es dieser international bekannte Bestseller-Ratgeber zur Selbstversorgung eines britischen Autors empfiehlt.

Eigene Bildbände mit schönen Gartenfotos sorgen dauerhaft für weitere Einnahmen und zur Krönung des Königs im Mai 2023 gab es selbstverständlich Sondereditionen diverser Geschenkartikel - vor allem beim Geschirr!:))

Der Öko-Prinz

Was war damals in den 1980er-Jahren so 'öko' am damaligen Prinz Charles? In einer im Vorfeld der Krönung (2023) gezeigten Dokumentation erklärte der König, dass er als Jugendlicher bei Fahrten übers Land vor allem schlichte grüne Flächen, Parks und Wälder sah. Nirgends gab es einen echten Garten mit blühenden Bäumen, Sträuchern und Blumenwiesen, durch die man hätte gehen können. Die Außenbereiche der englischen Landsitze boten in der Tat durch weite Grünflächen sehr wenig Privatsphäre, wenig blühende Sträucher oder Staudenbeete. Wenn, dann handelte es sich auch dort um gestaltete Parks, aber nicht um Gärten. Das wollte Charles auf seinem Landsitz ändern und dabei eben keinen Park, sondern einen naturnahen Garten erschaffen. Diesen hat er vorab entworfen und sich natürlich Gartenarchitekten und Fachleute zu Hilfe geholt. Er war sich aber nicht zu schade auch selbst auf Knien mitzuarbeiten, Wege zu pflastern und Pflanzen einzusetzen, was einige Pressefotos belegen können.

Zwei der diversen Besonderheiten in den Highgrove Gärten

Eine der großen Rasenflächen wurde zur Blumenwiese

Für den Durchschnittsbürger wirkt Highgrove selbstverständlich trotzdem wie ein riesiger Park. Doch dann gibt es dort diese große ehemalige Grünfläche, die zu einer beeindruckenden Blumenwiese umgewandelt wurde. Diese sieht nicht nur schön aus, sondern bietet Nahrung für viele Insekten und für die Schafherde, die diese Wiese regelmäßig abernten darf. So spart der König die Kosten für Rasenmäher und Gärtner und die Wiese wird gleichzeitig gedüngt, wodurch die Artenvielfalt der Wiese sich stetig vergrößert hat. Selbstverstädnlich gibt es auf dem Anwesen auch Bienenkörbe, sodass der Honig gleich vor Ort bleibt. 

Das Vogelbecken

Ein Brunnenbecken, das unsereins wegen seiner Ausmaße nicht unbedingt sofort als Vogelbecken bezeichnen würde, steht in einem anderen Teil des Gartens. Doch das Design ist wirklich clever durchdacht: Unten ein viereckiges großes Wasserbecken, darin eine Stufe höher ein um 90 Grad gedrehtes viereckiges, flacheres Wasserbecken und dort obenauf und erneut gedreht das Vogelbecken. So können viele Vögel ganz oben in Ruhe baden oder trinken - und die Katzen und andere Fressfeinde kommen nicht an sie heran. Dennoch können auch sie aus den unteren Becken trinken.

Was ich gelernt habe über ...

... Solartechnik

Der König hat viele Solarelemente auf seinen Dächern angebracht, die aber hauptsächlich für die Beleuchtung und den Stromverbrauch in den Ställen, den Besucherräumen und dem Bereich der Mitarbeiter genutzt werden. Viel mehr schafft die Solarenergie in England - ebenso wie bei uns aufgrund der fehlenden Sonnenstunden - nicht. Dass sich so eine Anlage hier rechnet, ist unwahrscheinlich, aber: Auf diese Weise verursachen beispielsweise die Besucher keine zusätzlichen Energiekosten. Also lohnt die Anlage sich doch.

... natürliche Feinde gegen Schädlinge

Einige natürliche Fressfeinde sind fleißige Helfer und sorgen für weitere Einnahmen. So hält der König beispielsweise auch Hühner und Laufenten gegen Schnecken und andere Feinde im Gemüsegarten. Die Hühnereier werden in dem Restaurant und Café verbraucht. Früher soll es auch einen Eierverkauf gegeben haben, doch wurde der Verkauf wohl eingestellt. Wie bereits oben erwähnt gab es bis 2014 auch Gemüsekisten aus dem von Hühnern und Enten bewachten Highgrove Gemüsegarten.

... Selbstversorgung

Das Leben ist ein Kreislauf wie wir alle wissen. Bei der Selbstversorgung aus dem eigenen Garten kommt es darauf an, dass die Ernte gut ausfällt. Doch wieviel ich in meinem Garten anbauen muss, um mich wirklich auch den ganzen Winter über selbst versorgen zu können, muss ich nach wie vor erst noch herausfinden. Wichtig ist, dass man die Ernte konserviert und sich Wintervorräte schafft. Das ist bei Königs nicht viel anders, außer dass dort die Marmelade und Co. teuer an die Gäste verkauft werden.

Der Verkauf an meine Nachbarn muss hier noch warten. ;-)

... Grauwasser

Durch die Highgrove Gardens habe ich gelernt, wie dort das beim Wäschewaschen, dem Abwasch und ähnlichen Arbeiten benutzte Wasser gereinigt und im Garten als Gießwasser neu verwendet werden kann. Das ist unglaublich sparsam, finde ich.

Die Methode entspricht der Art und Weise wie hierzulande die ersten Naturpools (nicht die Badeteiche!) angelegt wurden. Der Naturpool ist wie ein normales Schwimmbecken, das allerdings ohne Chlorwasser auskommt. Stattdessen wurde damals das Wasser aus dem Pool in einen Bachlauf, der durch den Garten laufend angelegt wurde, umgeleitet, unterwegs durch die verschiedenen Kies- und Erdschichten und das angepflanzte Schilf gereinigt und am Ende des Bachlaufs gefiltert zurück in den Naturpool geleitet. Das macht man heute mit viel Strom und Technik anders, weil nicht jeder einen Bachlauf im Garten mag - oder aber die Grundstücke bei uns hier im Laufe der Zeit zu klein dafür wurden.

Entcheidend ist jedoch, dass dieser Bachlauf verschiedene Schichten aus unterschiedlichen Kies-Arten, viel Erde und diverse reinigende Wasserpflanzen enthielt, wodurch das Poolwasser auf natürliche Weise gereinigt wurde. Diese Idee wurde später für die Brauchwasserreinigung übernommen. Und genau das hat König Charles bereits in den 1980er-Jahren dort angelegt. Heute wird auch dies in den Gärten anders gehandhabt, weil der Bachlauf viel Platz braucht - und eine gewisse Länge haben muss, damit das Wasser wirklich sauber wird.

Für eine Brauchwasseranlage eignen sich das Wasser aus der Wasch- und Spülmaschine, das Dusch- und Badewasser und natürlich auch das Wasser, das durch das Handwaschbecken verbraucht wird. Neu benutzt werden kann es nicht nur im Garten, sondern zum Beispiel auch für die Toilettenspülung und tatsächlich wohl auch wieder für Wasch- und Spülmaschine!

Es lohnt sich, darüber nachzudenken, falls hierzulande nach dem Strom plötzlich das Wasser knapp werden sollte!

... Pflanzen gegen Schädlinge

In allen Berichten über Highgrove Garden und auch auf der Webseite des Hauses habe ich über den sogenannten 'Thyme-Walk', den Thymian-Weg, gelesen. Dort wurden Thymianarten aus aller Welt rechts und links eines Weges gepflanzt, wo sie zu hohen Sträuchern wurden. Im Laufe der Jahre wurden die Gärtner kreativ und schnitten jeden Thymian in einer anderen Form. So wurde der Weg zu einem Hingucker und der Duft, der einem beim Gang über den Thyme-Walk in die Nase steigt, ist unglaublich.

Wenn ich ehrlich sein darf: Ich habe mich gefragt, warum man so etwas macht. Wie kommt man auf die Idee eine edle Gewürzpflanze in allen Variationen zur Dekoration zu verwenden? Die Antwort auf meine Frage ist ganz einfach, denn: Thymian vertreibt die Ameisen!

Das habe ich selbstverständlich sofort in meinem Garten mit ganz normalem deutschen Thymian ausprobiert - und es funktionierte sogar mit nur einigen kleinen abgeschnittenen Zweigen, die ich lose auf das Ameisennest im Rasen legte. Es dauerte zwei oder drei Tage, dann waren die Ameisen weg. Mit Lavendel und dem 'Tau des Meeres' soll dies wohl auch funktionieren.

All dies habe ich also in diesem Jahr gelernt, weil ich wissen wollte, ob der König in Highgrove Gardens wirklich viele ungewöhnliche Ideen umgesetzt hat - und ich finde meine 'Ausbeute' gar nicht so schlecht, deshalb berichte ich hier darüber das Gelernte und sage: "Danke, Eure Majestät!"

 

Highgrove Gardens: Discover its sustainable secrets
Betty, am 13.10.2023
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Bildquelle:
Daniel Stricker / pixelio.de (Im Garten: Rosen in einem englischen Cottage Garten)
Rosmarin auf Mallorca (Im Garten: Der Tau des Meeres ist eine Pflanze ... namens Rosmarin)
© Kurt F. Domik / pixelio (Im Garten: Sommerträume im Schatten der Rose)

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