Invalidenfriedhof Berlin - Generalsgräber im Schatten der Mauer
Der Berliner Invalidenfriedhof galt einst als die prominente Begräbnisstelle der Hauptstadt : das Ditte Reich und der Mauerbau setzten ihm kräftig zu....Nicht nur Militärs ruhen in diesem Museumspark
Nach Einschätzungen älterer Publikationen galt er früher als der bedeutendste Berliner historische Friedhof - das könnte allerdings mit der Hervorhebung des Militärischen in unserer Geschichte zusammenhängen.
In der Nachbarschaft des Invalidenhauses, des Hauses "für lahme Kriegsleut", das im 18. Jahrhundert von König Friedrich II. angelegt wurde, entstand 1748 der kleine Friedhof. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er mehr und mehr zum Begräbnisplatz für Militärs, besonders natürlich nach den Napoleonischen Kriegen, den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71. Besondere Bereiche wurden für die Gefallenen des 1. Welkrieges, später auch des 2. Weltkrieges, angelegt.
Problematisch dann die Entwicklung im Dritten Reich : obwohl nicht klar war, ob der Friedhof überhaupt bestehen bleibt, das Gelände war für den Bau des Oberkommandos der Marine vorgesehen, sollte hier doch eine Kultstätte für Heldenverehrung entstehen. Dazu paßten Pläne für ein monumentales Grabmal für den Nazi-Schlächter Reinhard Heydrich auf diesem Friedhof.
Das brachte Probleme in der Nachkriegszeit : die Allierten beschlossen direkt nach dem Kriege, dass die Gräber von Nazi-Größen (z.B. Fritz Todt und Reinhard Heydrich) zu beseitigen seien. 1950 beschloß der Ost-Berliner Magistrat, dass es keine neuen Beerdigungen auf dem Friedhof geben dürfe. Man begann mit dem Abräumen alter Gräber. Nach dem 13. August 1961 wurde die Situation noch kritischer : der Friedhof lag im Mauerstreifen. Nach und nach wurden große Segmente des Friedhofs eigeebnet, die alten Bäume gefällt, große Grabmäler einfach abgerissen oder flachgelegt. Von 3000 Grabstellen waren 1989 noch 230 übriggeblieben - und diese in sehr unterschiedlichem Zustand.
Heute gleicht der alte Friedhof eher einem Park mit vereinzelten Grabmalen als einem Friedhof mit dessen Strenge. Wichtige Grabmale blieben jedoch erhalten oder wurden mit Hilfe eines Fördervereins wiederhergestellt.
Das steht an erster Stelle natürlich das Grabmal Scharnhorst, gestaltet vom Architekten Schinkel. Ein schlafender Löwe symbolisiert den Militärreformer, der von beiden deutschen Nachriegsarmeen, NVA und Bundeswehr, als einer ihrer geistigen Vorväter gesehen wurde und wird. In dessen Umgebung Zeitgenossen Scharnhorsts, z.B. von Boyen, Friesen und die Famile von Rauch.
Etwas weiter rechts, auf dem Grabfeld A (wo leider auch Heydrich begraben ist), Zeitgenossen Friedrichs II. mit Sansteingräbern : die Gebrüder Pirch mit einem spätbarocken Zwillingsgrab, der Kommandant des Invalidenhauses,, von Diezelsky und andere. Nicht weit davon das Jugendstil-Grab des 1918 verunglückten Fliegers von Buddecke. Seinen Grabstein schmückt ein Falke, trug er als erfolgreicher Flieger doch den Ehrennamen "El Shahin" - der Falke. Auch andere pominente Flieger waren und sind hier begraben, unter ihnen sogar der "Rote Baron", Manfred von Richthofen, dessen Grab allerdings 1975 aus dem Grenzgebiet nach Wiesbaden überführt wurde. Auch wenn man preußischen Militärs auch nicht seine grenzenlose Zuneigung zuwenden möchte, lohnt sich dennoch ein Kennenlernen : Guido von Gillhaußen, Schriftsteller und Militär, hatte am 3.8.1914 eine Vision, die er schriftlich dem deutschen Kronprinzen mitteilte : es war die Vision eines Krieges, der zum Untergang Deutschlands führte. Seine Vision sprach auch vom Zerfall des Britischen Empires durch den Abfall der Inder und Ägypter. Gillhauße fiel 1918 im Weltkrieg.
Auch bedeutende Zivilisten liegen hier begraben, z.B. der Vater der deutschen Rußlandkunde Otto Hoetzsch, ein Mann, der heutzutage stärkere Beachtung verdient hätte.
Sonst kann man hier herrlich spazieren gehen, im Sommer auf der Wiese ausruhen und Geschichte gewissermaßen im Vorbeigang erleben.
Invalidenfriedhof Bild der Gesamtanlage
Führungen über Berliner Friedhöfe, Besuch im Reichstag
Otto Hoetzsch - Vater der deutschen Rußlandforschung
Guido von Gillhaußen - der Dichter mit der Kriegsvision
Grab des Fliegers Buddecke mit einem Falken
Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe
(Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)