Warum wird der Boden rar?

Die oberste Schicht der Erde wird Humus genannt, und erfüllt wichtige Funktionen für das Leben auf der Erde. Sie filtert das Wasser, bindet Nährstoffe und ist im Wurzelraum von Pflanzen für die Verteilung der Nährstoffe wichtig. Doch unsere Böden sind äußeren Belastungen ausgesetzt und können ihre natürliche Funktionsfähigkeit verlieren. Wie das Bundesumweltamt mitteilt, stellen der wachsende Flächenverbrauch und ein zunehmender Verlust von qualitativ hochwertigen Böden, eine Bedrohung für die Ernährung und Artenvielfalt, dar. Zusätzlich führt die Versiegelung und Umwandlung von natürlichen Flächen, zu einer Verknappung der Ackerflächen.

Weg an der Donau in Sigmaringen ...

Weg an der Donau in Sigmaringen /Baden-Württemberg (Bild: Monika Hermeling)

In welchem Umfang werden Erde, Luft und Wasser verschmutzt?

Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass in Deutschland im Jahr 2016 rund gerechnet 740 Tonnen Antibiotika an Tierärztinnen und Tierärzte abgegeben wurden. Die Ausscheidungen der Nutztiere gelangen, mit den Rückständen der Medikamente, in die Böden und die Gewässer. Wird diese Gülle auf Äckern ausgebracht, können die von den behandelten Nutztieren ausgeschiedenen Antibiotika-Rückstände zum Problem werden: Mikroorganismen, die bei Menschen Krankheiten auslösen, können gegen diese Antibiotika möglicherweise schnell resistent werden. Das ist eine mögliche Gesundheitsgefahr für Menschen.

Auch mit der Reinheit der Luft ist es nicht gut bestellt. Eine Überprüfung des Umweltbundesamtes (UBA) der Luftqualität im Jahr 2017, auf eine Stickstoffdioxidbelastung zeigte, dass die bisherigen Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, noch nicht ausreichten. Die negativen Werte überschreiten noch in rund gerechnet 70 Kommunen die Grenzwerte. In der vorläufigen Jahresauswertung "Luftqualität 2017" betrachtet das UBA neben Stickstoffdioxid auch die negativen Auswirkungen von Feinstaub und Ozon. Demnach war die Feinstaubbelastung 2017 im Vergleich zum Zeitraum 2005 bis 2016 geringer als in den Vorjahren, aber noch nicht im grünen Bereich.

Garten im Frühjahr (Bild: Monika Hermeling)

Klärschlamm -der Retter beim Aufbau einer Humusschicht?

In den vergangenen Jahren nutzten Gärtner, besonders in der Nähe von großen Gewässern oder Kläranlagen, Klärschlamm als preisgünstigen Dünger für ihren Garten. In den Folgejahren stellte sich heraus, dass diese Art von Dünger für Mensch und Tier nicht ungefährlich ist. Im Herbst 2017 trat eine überarbeitete Klärschlammverordnung in Kraft. Nach einer Übergangsfrist darf demnach kein Klärschlamm aus mittleren und großen Kläranlagen als Dünger eingesetzt werden. Gleichzeitig wird eine Rückgewinnung des im Klärschlamm enthaltenen Phosphors vorgeschrieben. Streng genommen ist, nach aktuellem Stand, Klärschlamm Sondermüll und dieser muss, so lautet eine Forderung der Umweltbehörden, in entsprechenden Beseitigungsanlagen vernichtet werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass für die Umwelt gefährliche Substanzen neutralisiert werden. Bis zum Jahr 2017 waren diese berechtigten Forderungen nur Theorie, denn beim Klärschlamm wurde eine Ausnahme gemacht. Diese wollen Fachleute nicht mehr hinnehmen.

Klärschlamm- Verbrennungsanlage (Bild: orensteiner / Pixabay)

So werden 60 Millionen Tonnen Klärschlamm verwertet

Fast die Hälfte der 60 Millionen Tonnen Schlamm, drei Millionen Tonnen Trockensubstanz pro Jahr, werden in der Landwirtschaft, auf Feldern ausgetragen. Dabei gibt es nur für einige wichtige Schadstoffe Grenzwerte. Nach anderen Substanzen wird nicht gesucht. Ein weiteres Drittel des Schlamms wurde bis Mitte 2005 auf Kippen untergebracht. Da nur 20 Prozent des Materials verbrannt werden, gelangt also ein großer Teil in den Boden und ins Grundwasser oder über Pflanzen in die Nahrung. Und nicht nur die: Hersteller von besonders hochwertigen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Hipp oder Best Foods, werben damit, ihre Feldfrüchte nur von Bauern zu beziehen, die auf den Einsatz von Klärschlamm verzichten. Im ökologischen Landbau ist das Düngemittel Klärschlamm ebenso verpönt wie bei Landwirten, die den Wert ihres Bodens erhalten wollen. Als Konsequenz aus diesen Überlegungen hat Berlin schon vor Jahrzehnten dafür gesorgt, dass aufkommende Klärschlamm verbrannt wird. Auch das Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen hat sich gegen das Schadstoff-Recycling durch Klärschlamm ausgesprochen, Rheinland-Pfalz und Bayern erwägen ein Verbot.

Rückschau auf die Verwertung im Jahr 2019

Wie das Statistische Bundesamt (DESTATIS) für das Jahr 2019 mitteilt, wurden in der Zeit drei Viertel des kommunalen Klärschlamms verbrannt und ein Viertel stofflich verwertet. Dabei blieb die Menge des entsorgten Klärschlamms aus kommunalen Kläranlagen in Deutschland im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr mit 1,74 Millionen Tonnen Trockenmasse fast gleich.
Wie Destatis weiter mitteilt, wurden ebenso wie im Vorjahr 74 Prozent 1,29 Millionen Tonnen des entsorgten Klärschlamms verbrannt.
In der Landwirtschaft, beim Landschaftsbau oder in sonstiger stofflicher Verwertung wurden rund 25 Prozent 0,43 Millionen Tonnen der kommunalen Klärschlammmenge eingesetzt.

Die Thermische Verwertung von Klärschlamm nahm 2022 zu

Wie das Statistische Bundesamte (DESTATIS)2023 mitteilt, wurde im Jahr 2022 der Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen in Deutschland zu gut 80 Prozent, das sind 1,34 Millionen Tonnen, thermisch verwertet.
Nach Angaben der Energiestatistik wurden im Jahr 2022 durch die Verbrennung von Klärschlamm

  • 132,8 Millionen kWh Strom und
  • 355,9 Millionen kWh Wärme erzeugt.

NABU warnt vor giftigem Kohleschlamm in Gewässern

Zum Start in die Badesaison 2018, warnte der NABU vor den gravierenden Auswirkungen eisenhydroxidhaltiger Ockerschlämme aus dem Braunkohletagebaue in Gewässer.n

"Besonders in der Lausitz und in anderen Gebieten, in denen Braunkohle abgebaut wurde und wird, sind umliegende Fließgewässer und stehende Gewässer langfristig durch Eisenhydroxidschlamm und Sulfat aus wieder aufsteigendem Grundwasser erheblich belastet", sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Es komme zu umweltchemischen und ökotoxikologischen Problemen, die sich auch in der massiven Verarmung der Gewässerlebensgemeinschaften widerspiegeln. Zum Beispiel werden wichtige sauerstoffproduzierende Wasserpflanzen mit dem Ockerschlamm so bedeckt, dass eine Fotosynthese nicht mehr möglich ist und die Pflanzen absterben. Ockerhaltige, saure Gewässer sind lebensfeindlich für Wasserflöhe, Fische und deren Jungtiere. So ersticken zum Beispiel Fische und deren Nachkommen, Rückzugsflächen für Kleinfische sowie Laichgebiete werden auch überdeckt und sind für Fische nicht mehr nutzbar. 

Bild: NABU,Hoffotografen GmbH Berlin

Die Forderungen des NABU

Der NABU fordert von den verantwortlichen Behörden, dem Ministerien für Wirtschaft und Energie (MWE) sowie dem Ministerium für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MLUL) eine umweltchemische und ökotoxikologische Prüfung des Materials. Nach entsprechender Zertifizierung der Eisenhydroxid-Halden kann über die Verwendung (zum Beispiel in der Pigmentindustrie und in der Methanaufreinigung in Biogasanlagen, im Zierpflanzenbau) oder bei Grenzwertüberschreitung über eine sichere Deponierung des Eisenhydroxidschlammes entschieden werden.

Viele naturverbundenen Menschen fragen sich, warum die neue Verordnung nicht unverzüglich umgesetzt werden kann. Die Antwort der Fachleute lautet. Die schon entwickelten Verfahren zur Phosphorrückgewinnung sind momentan noch nicht marktreif. Aus diesem Grund gilt momentan, für das Ausbringen von Klärschlamm, noch eine Übergangsfrist von 12 bis 15 Jahren.

Bodensee

Bodensee (Bild: Monika Hermeling)

Was bisher getan wurde um die Wasserqualität zu verbessern

In Deutschland wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 10 000 Kläranlagen mit zumeist hohem technischen Standard errichtet. Sie holen zum sehr großen Teil das, was ins Abwasser eingeleitet wurde, heraus: Fäkalien aus Haushalten sowie in flüssigen Resten Fortgeschwemmtes aus Betrieben. Zurück bleibt ein konzentrierter Klärschlamm, der fatalerweise, zusätzlich eine Reihe bekannter sowie vermutlich auch viele in diesem Zusammenhang unbekannte Schadstoffe enthält. Zu einem Streitfall dürften die Pläne der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) werden: Die LMBV will Eisenhydroxidschlamm, der pro Jahr mit ca. 50.000 bis 60.000 Tonnen anfallen wird, aus der Spree und den Fließen um die Spree in den Meuroer See einspülen. Dem Naturschutzfonds wurde der Meurosee zur naturschutzfachlichen Entwicklung als Ausgleichsfläche für den Lausitzring übertragen. Dabei sei bisher nicht ausreichend erforscht, was langfristig unter Wasser mit den Schadstoffen in den Schlämmen passiert. "Der Eisenhydroxidschlamm ist mit Arsen kontaminiert – bis zu 120 Milligramm je Kilogramm bei einem pflanzenverfügbaren Anteil von bis zu 70 Milligramm je Kilogramm", warnt Werner Kratz, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Umweltchemie und Ökotoxikologie und zweiter Vorsitzende des NABU Brandenburg. Das Einspülen von belasteten Tagebau-Rückständen in die Gewässer nach dem Motto "Aus den Augen aus dem Sinn" ist aus seiner Sicht verantwortungslos und ökologisch riskant.

Was können Gärtner tun?

Die meisten Gärtner sind naturbewusst, wollen die Umwelt schützen, und ihren Kindern und Enkeln einen bewussten Umgang mit unseren gemeinschaftlichen Ressourcen vermitteln. Gleichzeitig stehen sie aber mitten im Leben, sind Autofahrer, üben einen Beruf aus. Es gilt für sie eine Art Spagat zwischen den Ansprüchen an sich selbst als Naturliebhaber und als moderner, kommunikationsfreudiger Nutzer von Neuen Medien und Betreuer von Pflanzen herzumachen.

  • Viele Gärtner können, zum Schutz aller Pflanzen, eine Fahrt zum Garten mit dem Fahrrad realisieren.
  • Einige bevorzugen den Gebrauch spezieller Regentonnen,
  • Andere legen Wert auf das Wachsen von Wildpflanzen, meist auf besonderen Flächen in ihrem Garten
  • Besonders erfahrene Gärtner stellen sich für Lehrprogramme zur Verfügung

Besser den Klärschlamm in Kraftwerken verfeuern

Für Abfallwirtschaftler wie Karl Joachim Thomé-Kozmiensky (im Jahr 2016 verstorben) von der Technischen Universität Berlin steht fest, dass es ökologisch günstigere Wege gibt, Klärschlamm loszuwerden. Am besten eignen sich dafür spezielle Verbrennungsanlagen. Auch in Kraft- und Zementwerken könnte der Schlamm verfeuert werden. Wenn es Anlagen sind, die nach der 17. Verordnung zum Bundesimmissionschutzgesetz zugelassen sind, bestehe keine Sorge, dass Schadstoffe entweichen könnten. Die Mehrkosten sind nach Ansicht von Thomé-Kozmiensky. mit etwa fünf Mark pro Haushalt und Monat eher gering.

Infomaterial

Die Klärschlammverordnung kurz erklärt

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