Überblick über sein bewegtes Leben

Jean Ziegler (1934 als Hans Ziegler in Thun, Schweiz, geboren) kann auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken:

  • Studium der Rechtswissenschaften, später Soziologie

  • Genfer Abgeordneter im Nationalrat für die sozialdemokratische Partei

  • UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrates

  • Professor für Soziologie an der Universität Genf sowie ständiger Gastprofessor an der Sorbonne in Paris

  • Buchautor

  • Ziegler durfte weltweit zahlreiche Auszeichnungen entgegennehmen, unter anderem den "Bruno Kreisky-Preis für das politische Buch" und den "Prix littéraire pour les droits de l'homme 2008".

Mit bekannten Persönlichkeiten, wie Jean-Paul Satre, Simone de Beauvoir (die seinen Vornamen Hans in Jean änderte) sowie Che Guevara war er befreundet.

Weitere Informationen finden Sie auf Wikipedia sowie ZEIT ONLIEN: News Jean Ziegler

 

Seine Kritik an Konzernen und Banken

Ziegler gilt seit Jahrzehnten als Globalisierungskritiker. Er kritisiert die angebliche "Refeudalisierung in der Welt". Manche nennen ihn einen unverbesserlichen Revolutionär, der sich für die Armen und gegen die Mächtigen und Banken einsetzt und wegen seiner Kritik an der Schweiz bezeichnete man ihn auch als Nestbeschmutzer.

Er wirft Unternehmen - insbesondere multinationalen Konzernen - vor, zwecks Profitmaximierung unethisch zu handeln, jede Verantwortung für Menschenrechte oder Umweltschutz abzulehnen und so wesentlich für den Hunger in der Welt mit verantwortlich zu sein.
Die großen westlichen Geberländer für das Welternährungsprogramm hätten ihre Zahlungen reduziert oder sogar eingestellt, weil sie den Banken Tausende von Milliarden zahlen mussten. Dabei seien die Banken selbst für die Finanzkrise verantwortlich. "Für diese Situation bezahlen heute die Kinder in Äthiopien, in Somalia und Nordkenia mit ihrem Tod", sagte Ziegler. Spekulanten seien zudem nach dem Zusammenbruch der Finanzmärkte umgestiegen auf die Agrarrohstoffmärkte.

Die Preise für Grundnahrungsmittel seien in astronomische Höhen gestiegen und deshalb hätten die Länder in Afrika keine Vorräte anlegen können. Konzerne übten weltweit beträchtlichen Einfluss auf die Politik aus und bedrohten damit die Demokratie.
Ziegler bezeichnet Hungertod als Mord und das Bevölkerungswachstum als Ursache für Hunger als "kompletten Blödsinn". Die Weltlandwirtschaft könne problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren.

Jean Ziegler's nicht gehaltene Rede anläßlich der Eröffnungsfeier der Salzburger Festspiele 2011

Jean Ziegler wurde im Februar 2011 eingeladen, bei den Salzburger Festspielen die Eröffnungsrede zu halten, kurze Zeit später jedoch wieder ausgeladen. Begründet wurde die Ausladung mit seiner Nähe zu Libyens Staatschef Muammar al-Ghadhafi. Laut Ziegler sei das "Blödsinn", er sei nur einige Male bei Gaddafi eingeladen gewesen, weil seine Bücher auch auf Arabisch erschienen seien.
Er selber sieht die Gründe ganz woanders. In seiner nicht gehaltenen Rede wollte er den Kapitalismus als Ursache für den Hunger in der Welt anprangern. Einigen Sponsoren der Salzburger Festspiele, zu denen auch Nestlé und Crédit Suisse gehörten, schien diese Rede vermutlich zu antikapitalistisch geraten zu sein. In diversen Zeitungs- und TV-Interviews nahm er seither Stellung zu dem Skandal und veröffentlichte seine Rede auch im Ecowin-Verlag sowie auf YouTube.

Seine bisher erschienenen Bücher

Zu seinen zahlreichen Büchern zählen unter anderem "Die Schweiz, das Gold und die Toten", "Das Gold von Maniema", "Das Imperium der Schande", "Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung".

Sein vorletztes Buch trägt den Titel "Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren". Darin legt Jean Ziegler dem Leser nahe, die Werte und die Weltherrschaft des Westens mit den Augen der Völker des Südens zu sehen. Man müsse verstehen, welche traumatischen Verletzungen Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung bei diesen Völkern hinterlassen haben und unbedingt neue Wege beschreiten, diesen Hass zu überwinden.

In seinem neuestes Buch "Der schmale Grat der Hoffnung" berichtet er von senen Kämpfen, seinen Erfolgen, aber auch seinen Niederlagen. Er gewährt Einblicke hinter die Kulissen der Demokratie, zeigt die Machenschaften der Mächtigen dieser Welt und der Beutejäger der globlalen Finanzwelt auf. Obwohl frustrierend und ernüchternd, vermittelt Jean Ziegler mit diesem lebendigen, leidenschaftlichen und sehr persönlichen Buch auch eine Botschaft der Hoffnung auf eine gerechtere Welt.

Er wirft die Frage auf, was man tun kann, um die von Roosevelt und Churchill inspirierte Vision einer Weltorganisation politische Praxis werden zu lassen? Die Vereinten Nationen müßten dazu ermächtigt werden, allen Völkern dieser Welt Frieden, Menschenrechte und ein Existenzminimum zu sichern.

Immer wieder wurde Ziegler von internationalen Gerichten dazu verurteilt, Schadensersatz an Politiker, Banker und Spekulanten zu zahlen, die er in seinen Büchern angegriffen hat. Das führte dazu, dass er – laut eigener Aussage in einem Zeit online-Interview 2017 - heute pleite sei und mehr als 6,6 Millionen Franken Schulden habe. Das Haus in dem er wohnt, gehöre seiner Frau, der Kunsthistorikerin Erika Deuber. Auch ohne die Hilfe eines internationalen Unterstützerkomitees wäre er nicht in der Lage gewesen, seine Anwälte zu bezahlen.

Sein Engagement ist von unschätzbarem Wert und es bleibt zu hoffen, dass er noch lange Zeit aktiv sein kann. Die Welt braucht mehr Menschen wie ihn, die unermüdlich den Finger in die Wunde der Ungerechtigkeit legen, aber auch Wege aufzeigen, die Vision einer gerechteren Welt Wirklichkeit werden zu lassen.

Autor seit 10 Jahren
101 Seiten
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