Johannisbrot-Ernte in der Algarve
Ab August bis zum ersten größeren Regen, der meist Ende September kommt, ist es in der Algarve die Zeit, die reifen Johannisbrotschoten (Alfarrobas) zu ernten und zu verkaufen.Wie wird Johannisbrot geerntet?
Mit zurechtgeschnittenen Bambusstöcken (sogenannten Canna da India-Stöcken) werden die Schoten vom Baum geschlagen. Am besten ist es, wenn der Boden unter den Bäumen vorher von Unkraut und Gegenständen gesäubert wurde. Anschließend werden die herabgefallenen Schoten von Hand aufgelesen und in Säcke gefüllt. Wer diese Arbeit nicht gewohnt ist, kann mit Rückenschmerzen oder Muskelkater tags darauf rechnen. Aber so mancher Ausländer findet im Johannisbrot ernten eine meditative Passion, die es erlaubt, des Tages Arbeit zu sehen und in dieser ursprünglichen Sammelei die Gedanken schweifen zu lassen, wohin sie wollen. Unter der portugiesischen Landbevölkerung ist es keine Seltenheit, dass noch sehr alte Leute jedes Jahr wieder die Ernte machen und das stunden- und tagelang. Bis alles geerntet wurde und die Johannisbrotbäume Zeit haben, wieder zu blühen, erst kleine, grüne Schoten auszubilden, die später im nächsten Jahr größer werden bis ein weiteres Mal große, braune Johannisbrotschoten geerntet werden.
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Der An- und Verkauf von Johannisbrot
Geerntetes Johannisbrot wird meist in Säcke oder andere Behältnisse abgefüllt und anschließend von den Personen, die es geerntet haben, an Ankaufs- und Verwertungsstellen geliefert. Aber vor dem Monat August wird es an diesen Ankaufsstellen noch nicht angenommen, denn zu diesem Zeitpunkt sind die Johannisbrotschoten noch nicht völlig ausgetrocknet und bringen ein höheres Gewicht auf die Waage. Gezahlt wird nach Gewicht, im Jahr 2011 bekommt der Verkäufer für ein Roba - diese Wiegeeinheit entspricht 15 Kilogramm - 4 Euro ausbezahlt. Anfang August wird noch von dem tatsächlichen Gewicht ein zusätzlicher Prozentsatz an Gewicht abgezogen, um die Unreife auszugleichen. Von Woche zu Woche verringert sich das abgezogene Zusatzgewicht, die Schoten werden immer trockener und haben schließlich das authentische Verkaufsgewicht erreicht.
Ankaufsstellen gibt es viele, größere und kleine. Alle haben eine Preisabsprache und zahlen jedes Jahr den gleichen Erntepreis aus. Die großen Ankaufsstellen verfügen über Bodenwaagen, groß genug, damit ganze LKWs darauf fahren können. Gewogen wird das Fahrzeug mit der Ladung und nach Ausladen ohne Ladung. Das Differenzgewicht ergibt das Erntegewicht. Kleine Ankaufsstellen hantieren noch mit Handwaagen. Die einzelnen Säcke werden hier gewogen und das Gewicht addiert.
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Die Johannisbrotankaufsstelle in Fuzeta
Die großen Ankaufsstellen, wie beispielsweise in Fuzeta, verfügen über große Lagerhallen, in denen die Fahrzeuge direkt ihrer braunen Fracht entladen werden. Das Jahr 2011 ist jedoch ein so gutes Erntejahr, dass auch im Hof ein riesengroßer Haufen Johannisbrotschoten zu sehen ist. Vor dem ersten Regen muss er mit Planen abgedeckt werden, damit die Schoten nicht verrotten. Die große Ankaufsstelle in Fuzeta verfügt über Maschinen, die die Schoten direkt von den begehrten Kernen trennen und danach in kleine Stücke schneiden. Die gestückelten Schoten werden als Viehfutter weiterverkauft – auch Pferde im Algarve genießen sie - und die stärkehaltigen, immer gleich schweren Kerne an die Lebensmittelindustrie, die sie als natürliches Bindemittel verwendet.
Der Verkäufer bekommt nach dem Wiegen seines leeren Fahrzeugs einen Lochstreifen mit seinem Namen und dem abgegebenen Erntegewicht ausgehändigt. Seinen Erntelohn bekommt er direkt ausbezahlt – unter Angabe seiner Steuernummer, um steuerfreie Schwarzgeschäfte seitens der Ankaufsstelle zu verhindern. Wer kein geeignetes Fahrzeug besitzt, kann die Ernte auch frei Haus von der Ankaufsstelle abholen lassen. Auf diese Weise werden auch die kleinsten Bauern nicht benachteiligt.
Aus den Schoten und deren Mehl, dem Johannisbrotmehl, werden auch Kekse, Likör und Marmelade hergestellt. Diese Produkte werden an vielen Stellen vertrieben, seien es Brötchen aus Johannisbrotmehl im Kaffeeshop in Fuzeta, Johannisbrotkekse im normalen Minimercado oder abgepacktes Johannisbrotmehl im Bioladen.
Carob Bean (Bild: 2910972)
Fotonachweis
Alle Fotos in diesem Artikel sind von Lucy M.Laube
Bildquelle:
Sabine Kranich
(Chouriço, die beliebte Paprikawurst aus Portugal)