"Nicky war ein sehr ruhiger Typ, aber er hatte auch eine manische Seite. Hinter dieser ungemein stillen, eifrigen Persönlichkeit lauerte ein unartiger, kleiner Teufel." Keith Richards

Seit den 60ger Jahren hat die populäre Musik auf der ganzen Welt einen unvorhersehbaren Siegeszug in das Leben der Menschen genommen. Der Rock'n'Roll im Besonderen hat dabei mächtig viel Energie generiert. Aber auch hier ist die zentrale Kraft der Mensch, seine Kreativität und sein unbändiger Wille neue Ideen auch gegen den Widerstand vieler durchzusetzten. Einer der ganz großen auf diesem Gebiet war einer der ganz still daherkam und von Millionen gehört, aber von nur wenigen erkannt wurde: der Pianist Nicky Hopkins. Der britische Singer/Songwriter Julian Dawson hat ein faszinierendes Buch über ihn geschrieben.

Am 24. Februar 1944 war der Rock'n'Roll quasi noch "live on air", als Nicholas Christian Hopkins als 4. Kind seiner Eltern in London zur Welt kam. Ob es die äußere Unruhe, die Trümmerbilder oder irgendein Mangel davor waren was ihm einen fragilen Körper verlieh ist nicht gesichert. Sicher aber ist, dass dieser Nicky Hopkins mit einer ganz besonderen Empfindsamkeit, einer unglaublichen inneren Ruhe und einer alles überagenden Genialität für Rock'n'Roll gesegnet war. Julian Dawson gelingt es in seinem Buch auf wunderbare Weise dies dem Leser vorzustellen.

So wird man zurück geführt in die Lehrjahre am klassichen Klavier für Nicky Hopkins. Dawson beschreibt in sympathischer Art, wie aus einem kleinen von allen beschützten Jungen ein Teenager wird, der trotz seiner selbstgewählten Zurückgezogenheit an den Entwicklungen der Zeit, den nachkrieglichen Entbehrungen und vorausahnenden Sehnsüchten seinen persönlichen Platz findet. Oft mit für die Mitmenschen skurril erscheinenden Vorlieben und Geschmack. So kam es, wie für so viele junge Menschen, das auch Nicky neben der klassischen Musik die moderne britisch-amerikanische Populärmusik hörte und für sich entdeckte.

Dawson, hat mit seinem Background als Musiker die besten Voraussetzungen eine solche Entwicklung authentisch zu beschreiben. Lebensecht und hautnah wird da die entstehende Londoner Musikszene mit all ihren Helden, Klubs und Studios zu neuem Leben erweckt. Manch einer im besten Alter wird seinen damals so heiß geliebten Star wiederfinden und denken, "sieh an, sieh an."

Und über eines wird der Leser ebenso ehrlich und unterhaltsam ins rechte Schein-Werfer-Licht gesetzt: Rock'n'Roll war, ist und bleibt 'big business'!

So wird auch schnell verständlich, wieso ein solch genialer Musiker wie Nicky Hopkins, der auf einer unüberschaubar großen Zahl von weltbekannten Produktionen oft prägnanter mitgewirkt hat als die eigentlichen Stars, so gut wie unbekannt ist. Er war ein gekaufter Studio-Musiker, der für die Session bezahlt wurde und so gut wie nie ein Mitglied einer der berühmten Bands selbst. Und außer denen wurde über viele Jahre hinweg niemand auf den Covers erwähnt. Jeder Leser mag das an Hand seiner eigenen Plattensammlung überprüfen. In Dawsons Buch, Nicky Hopkins Eine Rock-Legende, finden sich gleich 20 (!) Seiten Quellenangaben mit Platten, LP's und Singles auf denen Hopkins mitgespielt hat. Auf den meisten dieser mehrere hunderte umfassenden Tonträger fehlt sein Name aber.

Die Geschichte eines Rock'n'Roll Musikers, besonders in den Siebzigern, war fast immer auch eine Geschichte mit Drogen. Auch Nicky Hopkins hat mit dieser Thematik einige Seiten seiner Vita beschrieben. Julian Dawson beschreibt auch diese Phase ohne falsche Sentimentaltät oder verklärtem Blick. Dennoch kann man gerade durch die so zu seiner Erscheinung gehörende schlechte Gesundheit ein gutes Verständnis für diese Persönlichkeit entwickeln. Und die Freude und Erleichterung von Mister Hopkins, diese Phase Ende der Siebziger wieder überwunden zu haben, erweckt auch heute noch Freude beim Leser.

Nicky Hopkins hat der Welt wunderschöne Piano-Spielereien hinterlassen. Die Schönheit seiner Melodien, Akkord-Folgen, Improvisationen wurden von Julian Dawson erstklassig in Worte transponiert. Die Bewegungen dieses Künstlers, der doch so gerne in den eigenen vier Wänden lebte, zu seinen verschiedenen Stationen im Leben, nimmt den Leser mit auf die Bühne, ins Studio zu den Höhen und Tiefen des 'business'. Es ist nicht nur die Musik die Hopkins gespielt hat, es ist auch die immer wieder aufkommende Erinnerung bei der Erwähnung der Bands und ihrer Hits bei denen Nicky anwesend war, die beim Lesen anregende Erinnerungen wachrufen. So ist Julian Dawsons Biografie Nicky Hopkins Eine Rock-Legende auch ein unglaublich vitales Stück Zeitgeist - unbedingt lesenswert!

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