Der Widerstand der Frauen gegen Unrecht und Gewalt - früher und heute

Immer mehr Frauen in aller Welt erheben sich gegen Benachteiligungen, männliche Dominanz, sexuelle Belästigung und Ausbeutung sowie gegen Genitalverstümmelung, die in islamischen Ländern immer noch erlaubt ist und meist religiös begründet wird. Weltweit gibt es geschätzt 140 Millionen Frauen, die Opfer dieser schmerzhaften und traumatisierenden Praktik wurden und noch immer sind es etwa 8.000 Betroffene pro Tag.

Häusliche Gewalt, Vergewaltigungen als Kriegswaffe, aber auch alltägliche Vergewaltigungen, Zwangsprostitution, Ehrenmorde sind Verbrechen, die von Männern begangen werden, ob aus religiösen oder anderen Gründen.

Europa und Nordamerika sind in Sachen Frauenrechte zwar mit Riesenschritten voran gekommen,
in Ländern der Dritten Welt sieht das jedoch noch ganz anders aus. Hier besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf.

Simone de Beauvoir, Alice Schwarzer, Dr. Elisabeth Selbert, Sojourner Truth, Clara Zetkin, Edith Stein, Amelia Earhart, Raden Adjeng Kartini und zahlreiche Andere der Frauenbewegung haben viel für Fraurechte getan und erreicht und auch Millionen andere Frauen kämpfen täglich im Privaten und im Beruf gegegen Widerstände und für ihre Rechte.
Weitgehend unbekannt dürfte heutzutage sein, dass bereits im Frühjahr 1915 internationale Frauenrechtlerinnen einen pazifistischen Frauenfriedenskongress im niederländischen Den Haag organisierten, an dem 1.500 Teilnehmerinnen aus zwölf Ländern teilnahmen.
Die Teilnehmerinnen forderten ein Ende des Krieges, demokratische Rechte für alle Völker und für beide Geschlechter, Abrüstung und einen internationalen Gerichtshof.
Eine höchst interessante 27-minütige Radioaufzeichnung des SWR2 läßt erahnen, was für ein Kraftakt dieser Kongress zu jener Zeit, mitten im 1. Weltkrieg, war und welchen Mut und welches Engagement diese Frauen aufgebracht haben.
Auch über ein Jahrhundert später haben Teile ihrer Forderungen nichts an Aktualität und Bedeutung verloren.

Frauenrechtlerinnen heutiger Zeit

Es müßten unzählige Frauen auf der ganzen Welt aufgeführt werden, aber einige der Wichtigsten neuerer Zeit seien dennoch explizit genannt:

Leymah Gbowee

ist verheiratet, hat 6 Kinder und ist gläubige Christin. In Liberia, einem Land, das 14 Jahre lang vom Bürgerkrieg gebeutelt war und dem 250.000 Menschen zum Opfer fielen, gründete sie eine Frauen-Friedensinitiative gegen den Bürgerkrieg. Für ihren couragierten Einsatz erhielt sie 2011 den Friedensnobelpreis. 2012 erschien ihre Biografie ''Wir sind die Macht'', in dem sie offen erzählt, wie sie zu dem wurde, was sie heute ist.

Um Männer zu einer friedlichen Politik zu zwingen, rief sie die Frauen ihres Landes seinerzeit zu einem ''Sex-Streik'' und zur Niederlegung der Hausarbeit auf und forderte Beteiligung von Frauen am politischen Leben. Das zeigte Wirkung. Ab 2004 wurde Gbowee - nach dem Vorbild Südafrikas - Mitglied der staatlichen Versöhnungskommission, die die Ex-Kriegsparteien an einen Tisch brachte.
Danach war sie cirka 2 Jahre designiertes Mitglied der Kommission für Wahrheit und Versöhnung von Liberia und anschließend wurde sie regionale Beraterin des Women Peace and Security Network Africa und ab Juli 2007 deren Executive Director.

Ellen Johnson-Sirleaf

erhielt 2011 ebenfalls den Friedensnobelpreis und stammt, wie Leymah Gbowee, aus Liberia. Sie ist verwitwet, hat vier Söhne und war von 2006 bis Januar 2018 die erste demokratisch gewählte Präsidentin Afrikas.
Ökonomie-Studium in Harvard, Arbeit für die Vereinten Nationen und für die Weltbank sind ein paar der Stationen in ihrem Leben. Sie führte das vom Bürgerkrieg zerstörte Land Liberia in die Zivilisation zurück, ließ Straßen, Schulen, Krankenhäuser bauen und setzte sich in gewaltfreiem Kampf für die Sicherheit von Frauen und Frauenrechte ein. 2009 erschien ihre Autobiografie ''Mein Leben für Liberia''.

Tawakkul Karman

ist Journalistin, hat 3 Kinder und gehörte zu den wenigen weiblichen Demonstrantinnen, die gegen Jemens despotischen Präsidenten Ali Abdull Salih auf die Straße gingen. Ihr Einsatz für mehr Demokratie im Jemen blieb nicht ungestraft, sie kam ins Gefängnis und wurde bedroht. Doch das mobilisierte Zehntausende anderer jemenitischer Frauen, die gegen Karmans Verhaftung und das Regime protestierten. Auch nach ihrer Freilassung ließ sie nicht locker, sondern nutzte Facebook und Twitter, um weiterhin den Präsidenten anzuprangern. 2011 erhält sie ebenfalls in Stockholm den Friedensnobelpreis für mehr Demokratie im Jemen, stellvertretend für die Aktivisten des ''Arabischen Frühlings''.

Monika Hauser

Seit über zwanzig Jahren engagiert sich die Menschenrechtsaktivistin und Frauenärztin mit ihrer Organisation "medica mondiale" für vergewaltigte und traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie 2008 den Alternativen Nobelpreis, und vom Magazin Reader's Digest wurde sie zur "Europäerin des Jahres 2011" gewählt.

Necla Kelek

Die deutsch-türkische Sozialwissenschaftlerin und Publizistin gilt als eine der prominentesten Islamkritikerinnen in Deutschland. In ihren zahlreichen Büchern und Vorträgen prangert sie unter anderem die Unterdrückung der Muslimas in Deutschland an, beschäftigt sich aber auch mit der Revolte in Arabien. Für sie ist eine wirkliche Demokratie ohne Beachtung der Frauenrechte nicht realisierbar.
Ihr Buch Die fremde Braut wurde ein Bestseller und dafür wurde sie mit dem renommierten Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Auch ihre Bücher  Die verlorenen Söhne, Chaos der Kulturen oder Hurriya heißt Freiheit: Die Revolte der arabischen Frauen fanden große Beachtung.

In Sachen Islam-Kritik und insbesondere was die Rechte der Frauen in islamisch geprägten Ländern betrifft, haben sich in den letzten Jahren auch zahlreiche andere Frauen zu Wort gemeldet wie zum Beispiel Ludschain al-Hathlul, Zana Ramadani, Seyran Ates.

Fausia Kufi

ist Mutter von zwei Kindern und von klein an gewohnt, für ihre Rechte zu kämpfen. In ihrer Heimat Afghanistan ist sie Mitglied im Parlament und Vorsitzende des Frauen-und Menschenrechtsausschusses. Lautstark setzt sie sich dafür ein, dass Mädchen Schulen besuchen und einen Beruf erlernen dürfen, dass Kinderehen verboten werden und häusliche Gewalt strafbar ist. 2010 wurde ihr Auto von den Taliban beschossen und ein Mordanschlag gegen sie konnte knapp verhindert werden. Doch all das hält Fausia Kufi nicht ab, weiter zu kämpfen. 2014 strebte sie das Amt der Präsidentin an. Ihr Leben beschreibt sie in ihrer Biografie ''Nur eine Tochter''.

Somaly Mam

ist Aktivistin im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von jungen Mädchen und Frauen. Als Kind wurde sie als Sklavin verkauft und dann zur Prostitution gezwungen, konnte ihrem Leid nach 8 Jahren jedoch entkommen. Mit ihrem späteren Ehemann gründete sie 1996 die internationale Organisation AFESIP (Agir pour les Femmes en Situation Précaire) und 2007 – zusammen mit den Amerikanern Jared Greenberg und Nicholas Lumpp - die ''Somaly Mam Foundation''. Mehr als 5.000 Mädchen konnte sie, laut eigener Aussage, bereits helfen. Für ihre Arbeit wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Malala Yousafzai

aus Pakistan ist die jüngste Heldin unter den weiblichen Freiheitskämpferinnen, die 2014 den Friedensnobelpreis erhielt. Mutig hat sie sich den Taliban entgegengestellt und öffentlich das Schulverbot für Mädchen kritisiert und das Recht von Frauen auf Bildung gefordert.

Am 9. Oktober 2012 wurde sie im Schulbus von radikal-islamischen Taliban angeschossen und schwer verletzt. Zur Behandlung flog man sie in eine Spezialklinik nach Birmingham. Nach ihrer Genesung will sie ihren Lebenstraum jedoch weiter verfolgen. Für Millionen Menschen weltweit ist Malala zum Symbol des Widerstandes und zur Vorkämpferin für Frauenrechte in Südostasien geworden.

Waris Dirie

Ist österreichisches Model somalischer Herkunft, Autorin und Menschenrechtsktivistin. Als selbst Betroffene setzt sie sich seit Jahrzehnten gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen ein. Von 1997 bis 2003 war sie UN-Sonderbotschafterin. 2002 gründete sie ihre eigene Organisation, die Desert Flower Foundation. Ihre Bücher, darunter Wüstenblume (der auch erfolgreich verfilmt wurde), Nomadentochter oder Brief an meine Mutter wurden Bestseller.

Human Trafficking (Menschenhandel) - die neue Form der Sklaverei

Mehr als 4 Jahre lang und in mehr als 20 Ländern auf 5 Kontinenten hat Robert Bilheimer, US-Amerikaner, Regisseur, Schriftsteller und Produzent, für seinen bewegenden Dokumentarfilm "Not my Life" recherchiert und gefilmt, der im Oktober 2011 in London uraufgeführt wurde.

In allen seinen Dokumentarfilmen legt er den Fokus auf Themen, die von kulturellem, sozialem und menschlichem Interesse sind. Bilheimer wirft in diesem Film die Frage nach der wahren Natur der Gesellschaft auf. In "Not My Life" zeigt er, dass Menschenhandel und Sklaverei heute nicht nur ein Problem einzelner Kontinente, sondern ein globales Problem sind, mit dem Multimilliarden Dollar verdient werden. Der Film schildert eindringlich und leidenschaftlich, aber mit Würde und Respekt, die gefährlichen Praktiken des Menschenhandels und der Sklaverei, denen zum größten Teil Kinder und Frauen zum Opfer fallen, aber nicht nur.

Finanziell unterstützt wurde Bilheimer bei der Produktion seines Filmes von zahlreichen Nichtregierungsorganisationen (NGO) und UN-Partnern. Bilheimer möchte durch seinen Film das Bewusstsein der Menschen für das traurige, entwürdigende Schicksal von Millionen Menschen wecken, von dem die Welt oft gar nichts weiß oder aber noch zu oft die Augen verschließt.

Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, sich gegen Menschenhandel und Sklaverei und für ein Leben in Freiheit einzusetzen. Dazu finden weltweit Informationsveranstaltungen, Aktionen und Demonstrationen statt.

Notmylife-Organisation

Film-Trailer "Not My Life"

 

Organisationen, die sich ebenfalls für Frauenrechte einsetzen

Es sind nicht nur einzelne Frauen, die sich weltweit für Frauen- und Menschenrechte einsetzen, sondern auch zahlreiche Organisationen, die im Laufe der Jahre viel erreicht haben, wie zum Beispiel

Wikipedia bietet eine alphabetische Übersicht über alle Frauenrechts-Organsationen weltweit.

Gesellschaftliche Aufgaben und Visionen

In einer globalisierten Welt muss es erklärtes Ziel aller Regierungen und Nichtregierungsorganisationen (NGO) sein, Frauen zu ihrem Recht auf Gleichbehandlung, Freiheit und Unversehrtheit zu verhelfen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern.

Ermutigend wäre es, wenn zukünftig der Friedensnobelpreis nicht nur an engagierte Frauenrechtlerinnen verliehen würde, sondern auch einmal einem Mann oder Männern, die sich für Frauenrechte, eine Verhaltensänderung bei Männern und eine friedlicheres Miteinander der Geschlechter einsetzen. Am erfreulichsten wäre es jedoch, wenn es die speziellen Gedenktage für Frauenrechte irgendwann in Zukunft gar nicht mehr gäbe.

Das wird, aus heutiger Sicht, ohne den weiteren Einsatz von Organisationen, Kirchen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und vielen Frauen und Männern von alleine jedoch nicht passieren. Der engagierter Einsatz für Frauen und Frauenrechte ist daher weiterhin nötig, denn - um es mit den Worten von Necla Kelek auszudrücken: Wirkliche Demokratie und ein friedliches Miteinander ist ohne die Beachtung der Frauenrechte nicht realisierbar.

 

 Interessante Seite: Die 100 einflussreichsten Frauen der Menschheitsgeschichte

Autor seit 11 Jahren
101 Seiten
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