Kann eine Software Texter, Autoren und Journalisten ersetzen?
Kommen, durch unterschiedliche Schreibsoftware, in Sekretariaten, Schreibbüros und Redaktionen, Maschinen, unkontrolliert, an die Macht?Was ist Authoring Energine Software und wer stellt sie her?
Der Blog des Wirtschaftsmagazins Forbes greift, seit Oktober 2011, auf Texte, die von der Software Authoring Energine erstellt wurden, zurück.
Anbieter dieses Produkts ist das US-Unternehmen Narrative Science, dass, nach eigenen Angaben, seit seiner Gründung 2010, 30 feste Abnehmer für diese automatisch erstellten Texte hat. Nicht alle Kunden wollen zugeben, dass sie in ihren Unternehmen Schreibsoftware einsetzen.
Wie entstand Authoring Engine
Sportberichte sind für eine große Anzahl Sportbegeisterter in der ganzen Welt interessant. Für Sportberichterstatter kann das Abtippen endlos langer Berichte, mit immer wiederkehrenden Begriffen und Zahlenreihen, zur Qual werden. Damit die Arbeit schnell und trotzdem korrekt getan wird, wurde im Jahr 2010, vom College Sportsender The Big Ten Network, eine passende Software gesucht und in Ermangelung einer solchen, die Entwicklung einer solchen Software beauftragt.
Diese erstellt seit dieser Zeit Berichte, für die in den USA populären Sportarten Football und Basketball. Da das Programm schnell an Popularität gewann, drängte sich dem Publikum, aber auch den Sportreportern die Frage auf, ob Autoren, Texter und Journalisten zukünftig überflüssig werden.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen, als Computer und Digitalkamera die Druck- und Fotoindustrie, nicht nur positiv beeinflussten, scheint die Frage logisch und begründet zu sein.
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Zwei Gründer von Narrative-Science stellen richtig
Die beiden Professoren für Informatik und Journalismus, Kris Hammond und Larry Birnbaum, sind zwei der Narrative-Science-Gründer. Sie entwickelten langjährig das Programm im Intelligent Information Laboratory der Northwestern University, Chicagot.
Stuart Frankel, der CEO der Firma, betont, dass die Software momentan nur dazu genutzt werde Nischentexte zu verfassen, deren Herstellung sich bisher nicht lohnte. Dazu zählt auch die Produktion von alleine im Jahr 2011 erstellten 400.000 Berichten, aus dem Bereich der Baseball-Jugendspiele.
Es seien die Eltern der Spielerkinder, die die Daten über die I-Phone-App Game Changer an die Schreiber weiter geben. Der Entwickler sieht voraus, dass während der Anwendung der Software, noch einige Möglichkeiten entdeckt werden, bei denen diese gute Dienste leisten könne.
Wenn jemand einbrechen kann, ist das Haus schlecht gesichert
Es ist die Sportberichterstattung die in der Beliebtheitsskala der journalistischen Berichterstattung in vielen Zeitungsredaktionen unter den Journalisten das Stiefkind ist. Nach der Meinung vieler Herausgeber und Chefredakteure interessieren sich Sportler und ihre Fans, genau wie Finanzexperten, nur für Ergebnisse in Tabellen, und die wirken, schematisch formatiert, eben ordentlicher und übersichtlicher. Auch Spielberichte, die gleich nach der Veranstaltung online abrufbar sind, profitieren, nach Meinung der Softwareentwickler, von dieser neuen Richtung. Das Schema: Aufstellung der Spieler, wer erzielte, wie viele Tore, was geschah im Spielverlauf, ist so durchschaubar, dass es eine Maschine schnell und manchmal auch fehlerfreier, erledigen kann. Das Gleiche gilt für den Alltag an der Börse, der sich in der Struktur immer gleich abspielt. Die wenigen Varianten, können, nach Ansicht der Befürworter, schnell eingegeben werden.
Lokalzeitungen in den USA verwenden schon automatisch erstellte Texte
Für deutsche Journalisten, wie Steffen Burkhardt, der am Lehrstuhl Journalistik und Kommunikationswissenschaft in der Uni Hamburg lehrt, ist es kein Geheimnis, dass die Menschen in den USA mit neuen Angeboten viel entspannter umgehen. Aus diesem Grund sei es logisch, dass in dortigen Lokalzeitungen die Software von Narrative Science, schon im Einsatz sei.
Nicht das Kind mit dem Badewasser ausschütten
Im Umkehrschluss scheint sich bei Reportern und Lesern die Befürchtung einzuschleichen, dass Lokalredaktionen, die mit der Schreibsoftware arbeiteten, zu den Veranstaltungen in den Kommunen, keine Berichterstatter mehr senden. Praktischerweise rufe der Redakteur dort die Daten beispielsweise vom Pressesprecher der Stadt, Feuerwehr oder des Kleingartenvereins am Telefon oder per Mail ab. Im schlimmsten Fall werde noch besprochen wer geehrt wurde und wer die Wahl gewann, und das reiche dann für den Bericht, so Burkhardt. Nicht ganz so krass, aber annähernd, ist die Situation, dank leerer Kassen, schon jetzt, in manchen Redaktionen. Wenn dann noch ein kostengünstigeres Angebot, das keine Qualitätsminderung verspricht, angeboten wird, ist die Einführung der Software quasi schon vorprogrammiert. Die Software fordert und hinterfragt nicht, liefert die geforderten Texte pünktlich ab und das zum immer gleichen Preis.
Die Einbußen sind:
- keine kreative Umsetzung
- keine schnelle Anpassung an neue Gegebenheiten
- keine originellen, einzigartigen, spritzigen Texte
Zukünftig schlechte Marktbedingungen für Texter die auf den Markt wollen
Wenn der Informatiker und Journalist Kris Hammond, in einem Interview mit dem Magazin "Wired", prognostiziert, dass in 15 Jahren der Anteil der Nachrichtenartikel, die von Schreibsoftware produziert werde, bei 90 Prozent liege, scheint das im ersten Moment wirtschaftliche Hintergründe zu haben. Beim näheren hinsehen liegt klar auf der Hand, dass der Anteil wahrscheinlich geringer sein wird, der Einsatz von Medienunternehmern aber in jedem Fall begrüßt und angenommen wird. Das wird, so wird in der Branche vermutet, in den Beruf strebenden Textern, Journalisten und Autoren den Einstieg erschweren. Viele der schon tätigen Kollegen sitzen fest im Sattel und müssen, aus wirtschaftlichen Gründen, ihr Revier verteidigen. Diese nutzen, teilweise ihren eigenen Büros schon automatisierte Software und seien darum in der Lage, Texte preisgünstiger anzubieten und/oder sie schneller zu produzieren.
Rollt ein Tsunami mit ungeahnter Kraft auf die Redaktionen zu?
Frank Rieger, Sprecher des Chaos Computer Clubs, macht in einem Artikel der "FAZ"in dem er über die Digitalisierung »geistiger Arbeitsprozesse« aller Art schreibt, auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. Es ist der große Unterschied zu bisher stattgefundenen technischen Umwälzungen, der in der rasenden Geschwindigkeit der technischen Revolution liegt. Die Entwicklung von der Landwirtschaft zur Industriegesellschaft zog sich, so Rieger, über Jahrzehnte hinweg, und die Automatisierung in der industriellen Fertigung schritt in Zeiträumen von Jahren voran. Für die Automatisierung geistiger Tätigkeiten gäbe es keine Hindernisse, da für sie keine teuren Investitionen in Maschinen nötig seien. Er schlussfolgert, dass nur der Mensch vor dem Computer durch Software ersetzt werden müsse.
Bildquelle:
Larry Ewing, Wikipedia
(Herzlichen Glückwunsch: Linux wird in 2011 stolze 20 Jahre alt)