Karthagos Vernichtung: Der dritte punische Krieg
Scipio besiegt Roms Erzfeind - und Rom wird zum antiken WeltreichRoms Angst vor einem neuen Hannibal
Rund ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Punischen Krieges hatte das damals unterlegene Karthago schier Unmögliches geschafft: Trotz des Verlustes weiter Teile des Reiches, der Auslieferung fast der gesamten Kriegsflotte und horrenden Reparationszahlungen, fand die Stadt zu alter wirtschaftlicher Blüte zurück. Dem Erstaunen der Römer mischte sich jedoch auch Furcht darunter: Zu schmerzlich war noch das Wüten des legendären karthagischen Feldherrn Hannibal in Erinnerung, der das spätere Weltreich an den Rande des Zusammenbruchs gedrängt hatte.
Die Furcht, irgendwann könnte ein neuer Hannibal von Karthago aus Rom bedrohen, war naheliegend. Angeblich soll der berühmte Staatsmann Cato seine Reden stets mit den Worten: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" (Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Kathargo zerstört werden sollte) beendet haben. Fakt oder Legende: 150 v. Chr. beschloss der römische Senat, genau dies in die Tat umzusetzen.
Das Kolosseum (Bild: http://pixabay.com/)
Massinissa: Vom Verbündeten Karthagos zu dessen Totengräber
Der Anlassfall für die Kriegserklärung war ein eher nichtiger: Massinissa, König der Numiden und einstmals mit den Puniern verbündet, fiel immer wieder in karthagische Herrschaftsgebiete ein, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Schließlich untersagte der harte Friedensvertrag des Zweiten Punischen Krieges Karthago, ohne Einwilligung Roms Kriegshandlungen zu ergreifen – und die mediterrane Supermacht dachte nicht daran, ausgerechnet für den Erzfeind Partei zu ergreifen.
Jahrelang musste die nordafrikanische Stadt deshalb jegliche Provokation seitens der Numiden erdulden, um den Römern keinen Kriegsgrund zu liefern. Doch 150 v. Chr. war die Geduld der Karthager zu Ende und sie holten zum Gegenschlag aus, der eine fatale Kettenreaktion zur Folge hatte: Ausgerechnet der einst mit Karthago alliierte Massinissa avancierte somit zu ihrem Totengräber.
Die "karthagische Lösung": Völlige Vernichtung statt Unterwerfung
Wohlwissend um die völlige Aussichtslosigkeit eines Krieges, bemühte sich Karthago verzweifelt, jeder Forderung Roms nachzukommen. Die Auslieferung hunderter Adeliger in die römische Sklaverei wurde ebenso erduldet, wie die Ablieferung sämtlicher Waffen. Doch die letzte Forderung konnten selbst die Karthager nicht erfüllen: Sie sollten ihre Stadt aufgeben und sich viele Kilometer weiter neu ansiedeln!
Nun dämmerte den Karthagern, dass es Rom nie um einen weiteren, für die Punier bitteren Frieden gegangen war. In einem Akt der Raserei sollen die Bewohner der Stadt daraufhin jene Verhandlungsführer gelyncht haben, auf deren Konto das Einwilligen in die römischen Bedingungen ging. Roms Agenda hatte von Anfang an gelautet, die Stadt Karthago völlig zu vernichten. Diese als "karthagische Lösung" bekannte komplette Auslöschung des Gegners stellt einen selbst für antike Verhältnisse ungewöhnlich grausamen Akt dar.
Einstige Weltmacht Karthago heute (Bild: http://pixabay.com/)
Catos Worte erfüllen sich
149 v. Chr. setzte Rom zum vermeintlich letzten Angriff auf den wehrlos scheinenden Feind an. Doch der Widerstand Karthagos ist an Heroismus und Verzweiflung kaum zu überbieten: In aller Eile werden neue Waffen geschmiedet und jeder Bewohner zur Verteidigung der Stadt aufgerufen.
Rom biss sich bis 146 v. Chr. die Zähne an den Verteidigern aus. Erst unter dem Befehl Scipio Aemilianus' konnte Karthago in die Knie gezwungen werden. Völlig eingeschlossen, sämtlichen Nachschubs beraubt und ohne jegliche Verbündete, war die Stadt endgültig dem Untergang geweiht. In einem mehrtägigen, verbissenen Kampf um jede Handbreit Raum, von den Verteidigern mit allen Mitteln bis zum Tod verteidigt, gelang es Roms Truppen endlich, Karthago zu erobern.
Der Beginn und das Ende einer Weltmacht
Eine halbe Million Menschen soll Karthago beherbergt haben. Nach den unerbittlichen Kämpfen war davon nur noch rund ein Zehntel am Leben. Angesichts des Blutbads und der Zerstörung soll selbst Scipio Aemilianus über alle Maße erschüttert gewesen sein. Einigen Überlieferungen nach gestattete er den Überlebenden des Massakers, sich selbst zu richten, um der Versklavung zu entgehen.
Das Ende des Karthagischen Reiches bedeutete einen ungeheuren Triumph Roms: Nun war es die unangefochtene Mittelmeermacht. Ein langer Aufstieg zum bedeutendsten antiken Imperium sollte folgen.
Karthago heute: Vorort von Tunis
Seine vor über zwei Jahrtausenden herausragende Bedeutung sollte Karthago zwar verlieren, doch gänzlich im Staub der Geschichte verschwand es nicht. Das heutige Karthago stellt einen Vorort von Tunis dar und beherbergt archäologisch wertvolle Kostbarkeiten, welche zu den größten Tourismusattraktionen Tunesiens zählen.
Und auch wenn es wie ein Treppenwitz der Geschichte klingt: Das moderne Karthago zählt zu den nobelsten Gegenden des Landes und führt somit eine Tradition fort, die viele Generationen zurückreicht.
Bildquelle:
jimmywayne / Flickr
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