Pflanzenkunde

Kerbel   Anthriscus

Kerbel ist eine Gattung aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).Wir unterscheiden den Echten Kerbel oder Gartenkerbel (Anthriscus cerefolium) und den  Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestrus). Die weißen Doldenblüten färben ab Ende April/Mai feuchte Stellen an Waldrändern und auf Wiesen.  Die gefiederten Blätter des Kerbels sind ein beliebtes Würzkraut im Frühjahr. Den echten Kerbel unterscheiden wir in die Kultur- und die Wildform. Die fast glatten Blätter stammen von der Kulturpflanze, während die Wildform sich durch eine feine Härchenbildung auszeichnet. Der Wiesenkerbel ist robuster und besitzt feste Stengel. Die Pflanze ist herber als der Gartenkerbel. Wegen seiner Dominanz und verdrängenden Eigenschaft ist der Wiesenkerbel bei Landwirten nicht sehr beliebt. Andere Wildkräuter haben in der Nähe des Wiesenkerbels kaum Überlebenschancen.

Kerbel & Küche

Seit einigen Jahren erfährt der Kerbel als Würzmittel eine Renaissance. Dabei ist er seit seiner Entdeckung Anfang des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Küchenkraut. In der traditionellen Frankfurter Kräutermischung finden wir ihn genauso wie in den fine herbes, der feinen französischen Kräutermischung. Getrocknet verliert der Kerbel fast sein komplettes Aroma, daher ist sein Einsatz über viele Jahre fast in Vergessenheit geraten. Die ätherischen Öle des echten Kerbels bestehen zu 60% aus Estragol, das auch in Estragon und Basilikum zu finden ist. Der feine Geschmacksstoff lässt sich am Besten konservieren, wenn man die Blätter frisch schneidet und in Öl einlegt. Wegen des milden Geschmacks eignet sich am Besten Rapsöl.

Kerbel

Der Gartenkerbel lässt sich frisch etwa 45 Tage rund um Ostern einsetzen. Daher findet das Würzkraut traditionell den Weg in die Gründonnerstagssuppe. Auch in eine Kräuterhollandaise zum Spargel  passt der Kerbel, wobei er nicht in der Reduktion mitgekocht sondern zum Schluss dazugegeben wird. In ersten Wildkräutersalaten und Wiesenkräutersuppen finden wir den Kerbel genauso wie in Kräuterdipps und der Frankfurter grünen Soße.

Krankheiten & Kerbel

In der Naturheilkunde eroberte der wilde Kerbel schnell einen Stammplatz bei Entschlackungskuren. Seine blutreinigende Wirkung, seine neutralisierenden Eigenschaften sind gerade im Frühjahr gefragt. Um den Körper nach der fetten Winterernährung wieder an leichte Kost zu gewöhnen müssen zuerst die Ablagerungen der dunklen Jahreszeit beseitigt werden. Und dazu ist der Kerbel bestens geeignet, meist in Verbindung mit Brennnessel und Bärlauch. Der hohe Eisengehalt  macht den Kerbel gerade für Frauen attraktiv. Neben der Eigenschaft Rohkostsünden zu neutralisieren sorgt der echte Kerbel  außerdem für gutes Blut.
Auch wenn der Anthricus  erst 1805 von Persoon erstveröffentlicht wurde, kannte die Heilige Hildegard von Bingen bereits den wilden Kerbel als Wiesenpflanze.

Hildegard von Bingen schreibt:


"Der Kerbel ist von trockener Natur, und er wächst weder von der starken Luft noch von der Feuchtigkeit der Erde, sondern in der schwachen Luft, bevor die fruchtbare Sommerwärme entsteht. Dennoch ist er mehr warm als kalt, und diese Wärme ist gesund. Und er gleicht etwas den unnützen Kräutern, denn wenn er roh gegessen wird, bereitet er viel Rauch im Kopfe des Menschen. Denn weder gekocht noch roh taugt er dem Körper des Menschen zu essen, es sei denn, dass er sehr zu Heilmitteln brauchbar ist und die Bruchwunden der Eingeweide heilt. Zerstoße also Kerbel, das heißt >stamphe<, und beim Ausdrücken seines Saftes gieße ihn in Wein, und gib es dem zu trinken, der Bruchwunden der Eingeweide hat. Und dies tue er oft, und er wird geheilt werden. Wenn aber ein Mensch bisweilen rohe Speisen isst, dann steigen die üblen Säfte dieser Speisen zur Milz hinauf, weil (die Speisen) durch keine Würze gemäßigt sind, und (die Säfte) bereiten der Milz Schmerzen. "

Autor seit 14 Jahren
28 Seiten
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