Was Killerspiele mit uns machen
Dieser Artikel soll Kinder und ihre Eltern über die Gefahren von Killerspielen aufklären. Und natürlich meine Bücher verkaufen!Hilfe! Mein Kind spielt und hat dabei Spaß!
Liebe Kinder und Erwachsene, ich möchte mich kurz vorstellen: Ich bin Verkäufer in einem Bioladen und habe von Computern, geschweige denn Computerspielen nicht den blassesten Schimmer. Trotzdem gebe ich mich als Fachmann für die Gefährdungen Jugendlicher durch so genannte "Killerspiele" aus. Meine Expertise besteht darin, ein paar TV-Beiträge zu diesem Thema gesehen zu haben. Doch wir wollen nicht von meinen ganz offensichtlich fehlenden Qualifikationen, sondern vom schlechten, ja, verheerenden Einfluss von Killerspielen auf die Leute, insbesondere Jugendliche sprechen.
Von diesen "Killerspielen" wöllte ich anfangs rein gar nichts wissen. Doch im Laufe der Jahre fiel mir immer stärker auf, dass sich diese Gewaltspiele ganz offensichtlich negativ auf Menschen auswirken. Weil dies abgesehen von sensationslüsternen copy&paste-Journalisten, fachlich unbeleckten Politikern, doppelzüngigen Moralaposteln und besorgt dreinblickenden TV-Moderatoren kaum jemand zu erkennen schien, wollte ich mir diese Sache einaml näher anschauen. Denn wenn meine Vermutung stimmt, dann muss ich die Leute vor diesen Spielen warnen, indem ich ihnen mit meiner Besserwisserei so lange auf den Keks gehe, dass sie ihr Modem freiwillig in den Mülleimer stopfen.
Deshalb habe ich lange Vieles über diese Killerspiele, ihre wehrlosen Opfer und ihre Hersteller gelesen und Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zurechtgebogen, damit sie meine These auf den ersten Blick unterstützen. Das Ergebnis meiner Bemühungen war ein Buch, das auf Amazon ganz weit hinten rangiert, meist zwischen zehn-Liter-Packungen abgelaufener Milch und der Autobiographie von Heidi Klums linker Brustwarze. Das Problem von Killerspielen betrifft natürlich nicht nur Kinder! Gerade für Erwachsene ist es wichtig zu wissen, wie sie verhindern können, dass ihr Nachwuchs Freude am Leben entwickelt.
Computerspieler haben keine Freunde!
Glaubt ihr, liebe Kinder, dass man nach dem so genannten "Zocken" von "Killerspielen" der gleiche Mensch wie vorher ist? Natürlich nicht! Lasst mich zunächst ein ganz triviales Faktum aus dem Binsenweisheitenkalender von 1991 ziehen: Wer eine Stunde lang gezockt hat, ist um eine Stunde älter geworden und kann somit nicht mehr der gleiche Mensch sein! Und dann schaut euch einmal Computerspieler an, die stumpf vor dem Monitor hocken. Bestimmt kennt ihr diese erbärmlichen Gestalten aus dem Fernsehen, falls ihr noch nie ein Killerspiel gezockt habt. Jugendliche mit Akne im Gesicht und an Stellen, die man vor 19 Uhr nicht im Fernsehen zeigen darf, und Erwachsene, die arbeitslos sind und nicht einmal auf Facebook Freunde haben. Ich sage euch: Das ist nicht normal! Und da meine Meinung und mein persönlicher Geschmack mehr zählt als der solcher trauriger Gestalten, weiß ich, dass Computerspieler abnormal sind.
Selbstverständlich werden Apologeten – bestimmt habt ihr bereits bemerkt, dass ich Fremdwörter benutze, um gelehrt und seriös zu klingen – von Killerspielen nicht müde zu betonen, man dürfe nicht alle Menschen über den Kamm scheren. Schließlich gibt es nette Menschen genauso wie böse, und Killerspiele würden bei jenen eine Wirkung zeigen, die ohnehin bereits böse sind. Diese logisch klingende Schlussfolgerung kann aber nicht richtig sein, weil sie meiner These widerspricht. Glaubt mir deshalb, liebe Kinder: Killerspiele verleiten selbst gute Menschen dazu etwas zu tun, das sie sonst nicht tun würden, wie zum Beispiel die Hausaufgaben erst spät am Abend erledigen oder den Müll runterbringen. Und wenn sie immer wieder Killerspiele zocken, verändert sich ihr Charakter.
Das Killerspiel "Pac Man"
Nun habe ich so viel über KIllerspiele geschrieben. Aber woran erkennt man ein solches eigentlich? Natürlich wollen die Hersteller solcher Spiele nicht, dass verantwortungsvolle Eltern und brave Jugendliche bereits auf der Verpackung lesen können, worum es sich handelt. Deshalb werden Killerspiele hinter so harmlosen Titeln wie "Tetris" oder "Pac Man" versteckt. Gucken wir uns doch einfach mal ein solches Killerspiel etwas genauer an! Auf den ersten Blick wirkt "Pac Man" sogar putzig...
... aber nur solange, bis man das Spiel gestartet hat. Als Killerspieler steuert man mit dem so genannten Joystick - bei modernen Computern auch mittels Tastatur oder der Computermouse - den gesichtslosen "Pac Man". Dessen Aufgabe ist es, in einem Labyrinth Pillen - falls eure Eltern sehr reich sind, verfügt ihr vielleicht sogar über einen Farbmonitor und könnt die Pillen in Farbe sehen - zu schlucken. Dabei wird er von Geistern verfolgt, die dem Schluckspecht den Garaus zu machen drohen.
Das Perfide an diesem Killerspiel ist seine Verdorbenheit auf mehreren Ebenen:
- Dem Killerspieler wird suggeriert, es sei völlig harmlos, ja, sogar völlig in Ordnung, Pillen zu schlucken! Wie viele Kinder haben nach dem Zocken von "Pac Man" den Medikamentenschrank ihrer Eltern durchwühlt und sämtliche Pillen geschluckt? Ich weiß es nicht - woher auch! - werfe diese Frage jedoch rhetorisch geschickt in den Raum.
- Nicht genug mit der moralischen Verwerflichkeit des Pillenschluckens, verharmlost "Pac Man" die Beschäftigung mit dem Übersinnlichen, hier in Form ruheloser Geister. Analog zu Horrorfilmen, prägen sich die schrecklichen Bilder tief in das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen ein, führen zu Alpträumen, Schlafstörungen, schlechten Leistungen in den Schulen, Abbruch der Schule, keinen Ausbildungsplatz und somit einem sicheren Ende auf der Straße als Drogenjunkie. Wäre man zynisch, könnte man Ironie in dem Umstand erkennen, dass ein Spiel, das Drogenmissbrauch propagiert, den Spieler letztendlich in die Drogensucht führt.
- Das stupide Steuern der Figur durch das Labyrinth lässt das Gehirn allmählich verkümmern und führt zur sofortigen Verblödung (medizinischer Ausdruck: spontane Retardierung).
Killerspiele zerstören euer Gehirn!
Das ist leider kein Witz! Hier seht ihr ein Gehirn vor dem Spielen von "Pac Man"...
... und so sieht das gleiche Gehirn nach einer Stunde Zocken von "Pac Man" aus:
Der Unterschied sollte selbst einem durchschnittlichen FDP-Wähler auffallen: "Pac Man" frisst nicht bloß die lustigen Pillchen auf dem Bildschirm, sondern euer Gehirn!
Viele Wissenschaftler haben solche Wirkungen längst vermutet. Einer von ihnen machte folgendes Experiment: Er zeigte einer Schulklasse einen Lesben-Porno und wurde daraufhin angezeigt. Dieses Experiment bewies natürlich rein gar nichts. Deshalb machte ein anderer Wissenschaftler ein weiteres Experiment, indem er eine Schulklasse das Killerspiel "Pac Man" zocken ließ. Anschließend stellte er ihnen folgende simple Fragen:
"Erklärt in weniger als fünf Worten die Thermodynamik"
"Was habe ich gestern Abend gegessen?"
"Beschreibt die potenziellen Chancen und Gefahren eines EU-Beitritts der Türkei unter besonderer Berücksichtigung der Kurdenfrage."
Das Ergebnis war erschreckend: Kaum die Hälfte der Schüler könnte alle drei Fragen richtig beantworten!
Killerspieler in der Klasse entdecken
"Halt", mögen jene unter euch, die noch über ein Restgehirn verfügen einwenden, "wie können denn virtuelle Spielfiguren, die weg sind, sobald ich den Monitor abschalte, für Gewalt verantwortlich sein?"
Das ist eine gute Frage, die eine hanebüchene Antwort verlangt. Leider ist es nicht so, dass wir Menschen für unsere eigenen Handlungen verantwortlich sind. Stellt euch ein Stück Ton vor, das ist unsere DNS. Und aus diesem Ton wird nun eine Vase modelliert, was in diesem schrägen Vergleich unserem Körper entspräche. Diese Vase ist freilich hohl und kann beliebig gefüllt werden: Mit Wasser etwa, um eine hübsche Blume vor dem Vertrocknen zu bewahren, oder mit Rotwein, falls Mama heimliche Alkoholikerin ist. Bei euch verhält sich das ganz ähnlich: Werdet ihr von den Massenmedien mit Hass und Gewalt befüllt, werdet ihr böse, hasserfüllte Menschen. Dafür könnt ihr nichts, sehr wohl aber die Hersteller dieser Gewaltpropaganda, eben die Killerspielehersteller.
Normale Menschen können Killerspiele nicht ertragen und fühlen sich von ihnen persönlich angegriffen und reagieren auf ihre pure Existenz mit Abscheu. Leider gewöhnen sich aber viele Leute, darunter meist Jugendliche und Kinder, an diese aggressiven Spiele, ganz so, wie man sich an Horrorfilme mit grauenhaften Bildern wie den Brusthaaren von David Hasselhoff gewöhnen kann. Das ist gefährlich, denn wenn man sich daran gewöhnt, solche abscheulichen Filme und Spiele ganz normal zu finden, übernimmt man automatisch den dahintersteckenden Hass. Zockt man diese Spiele oft, werden Hass und Gewalt zum Normalzustand. Guckt doch einfach mal am nächsten Montag in eure Schulklasse und beobachtet jene Kinder, die offensichtlich Killerspiele zocken. Das sind jene, die im Unterricht die Frau Lehrerin mit einem Samurai-Schwert angreifen oder Haftminen an den Stühlen anderer anbringen. Manche machen sogar verbotene Sachen, wie die Hausaufgaben abschreiben, oder destillieren im Spind ihren eigenen Schnaps.
Achtet deshalb mal darauf, wer in eurer Klasse Killerspiele zockt und wer völlig spaßbefreit ausschließlich Vokabeln studiert und Mami beim Abwasch hilft. Es ist doch so, dass Kinder, die keinen eigenen Hobbys nachgehen und immer schön brav die Befehle der Erwachsenen ausführen, friedlicher sind, oder? Natürlich sind sie meist auch entsetzlich langweilig und werden zu angepassten Befehlsempfängern ohne eigene Meinung, aber wie wir aus der Geschichte wissen, waren Gesellschaften mit braven Befehlsempfängern immer die friedlichsten und gerechtesten.
Viele Kinder, die Computerspiele zocken, werden unangepasst gegenüber der Schule, ja, geradezu aufsässig! Sie stellen die natürlichen Autoritäten der Lehrer in Frage, sehen keinen Sinn im Auswendiglernen, zweifeln die gelehrten Inhalte teilweise an und vertreten sogar eigene Ansichten. Mit diesen armen Kindern müssen wir Mitleid haben: Wenn man ihr Gehirn nur gründlich waschen würde, könnten auch sie zu stupiden Herdentieren werden, aber leider, viele wollen das gar nicht, verlassen die Schule oder die Universität, geraten auf die schiefe Bahn und werden Softwareentwickler, Künstler und ähnliche subversive Subjekte.
Die Übeltäter: Spieleentwickler!
Kurz müssen wir uns noch mit jenen Leuten beschäftigen, die für die Herstellung von Killerspielen verantwortlich sind: Die Spieleentwickler. Sie geben ein ganz übles Vorbild für ihre wehrlosen "Kunden" ab. Viele von ihnen essen beim Programmieren Chips, und die sind gar nicht gut für die Cholesterinwerte. Oder sie nehmen Drogen! Das vermute ich zwar nur, aber damit kann man Eltern so schön erschrecken.
Killerspiele sind der wohl wichtigste Grund dafür, dass es seit Ende der 1970er Jahre Gewalt, Mord und Totschlag gibt – völlig im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten, als es noch keine Killerspiele gab. Der Umstand, dass viele Kinder und Jugendliche lügen, was Jesus und den lieben Gott ganz traurig macht, hat fast ausschließlich mit Killerspielen zu tun. Dies lässt sich ganz einfach beweisen: Unter Historikern gilt es als unwiderlegbar, dass elektronische Killerspiele zu Napoleons Zeiten praktisch unbekannt waren.
Mit dem Beginn der Killerspiel-Ära begannen so gut wie sämtliche Probleme, die unsere heutige Welt zerstören: Gewalt, Disco-Musik, das Ende des Kommunismus und der Sieg des unmenschlichen Kapitalismus, der liebgewonnene und nützliche Traditionen wie Hungersnöte oder Ausmerzung Andersdenkender auslöschte.
Und was meinen die Entwickler von Killerspielen zu diesen Vorwürfen? Lassen wir einen von ihnen doch selbst zu Wort kommen in einem Interview, dessen Antworten ich völlig willkürlich aus dem Zusammenhang riss:
Herr Totschläger*, Sie sind Killerspieleprogrammierer bei "Deathkillmurder, Inc.*". Fühlen Sie sich für die vielen Amokläufe, Kriege und die erstmaligen Ausbrüche von Gewalt seit Anbeginn der Killerspiele verantwortlich?
Das kann man so natürlich […] sagen!
Macht es Sie nicht traurig zu wissen, dass in diesem Moment Millionen Kinder und Jugendliche Killerspiele zocken und von diesen dazu angeregt werden, ganz fürchterliche Untaten zu begehen?
Ich verwehre mich gegen diese Vorwürfe! Meine Ziele als Spieleprogrammierer sind es, […] Gewalt und […] Tod zu säen […] und […] ich liebe es, wenn Kinder und Jugendliche […] Gewalt […] Zerstörung […] Krieg […]
Ist Geld Ihr hauptsächliches Motiv bei der Killerspieleprogrammierung?
Nein, ich […] Geld […] alleine wichtig […]
* Name geändert, um ihn furchteinflößender klingen zu lassen
Gute Spiele
Natürlich soll nicht behauptet werden, es gäbe keine guten Spiele, auch wenn man den Eindruck hat, außer Killerspielen gäbe es gar keine anderen Games mehr. Man gucke sich nur die aktuellen Spielecharts an: Da wimmelt es auf den vorderen Plätzen vor Gewaltaufbauspielen, Brutalo-Adventures, Tötungs-Strategiespielen und Mord-Simulationsspielen.
Ich empfehle euch die Anmeldung in einem Schützenklub, oder, wenn ihr schon älter seid, als Hobby-Jäger aktiv zu werden. Dabei lernt ihr sehr viele wichtige Lektionen im Leben kennen, beispielsweise: Wie reagiere ich, wenn sich ein Bär in Hasenfelltarnung bedrohlich nähert? Wie blase ich einem Unbewaffneten möglichst rasch die Birne weg? Kann man einen Mord tatsächlich als Jagdunfall tarnen?
Dabei haltet ihr euch an der frischen Luft auf und seid unter Gleichgesinnten – das fördert den Gemeinschaftssinn und macht es leichter, Kadavergehorsam zu erlernen.
Was wir tun können!
Nun, da ihr wisst, was Killerspiele sind und was sie mit euch anstellen können, gibt es keine Ausrede mehr, nicht dagegen aktiv zu werden. Sobald ihr erwachsen seid, könnt ihr endlich etwas gegen diese Gewalt und Tod säenden Killerspiele unternehmen, indem ihr Politiker werdet und damit anderen vorschreiben könnt, was sie in ihrer Freizeit tun bzw nicht tun dürfen. Denn ihr wisst ja schließlich am besten, was gut für andere ist! Dafür erhaltet ihr übrigens obszön hohe Gehälter und schlagt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Ihr könnt auf Kosten anderer deren Leben bestimmen.
Ich hoffe, ich kann euch für meinen Kreuzzug gegen Killerspiele mobilisieren. Sagt euren Eltern, dass sie alle meine Bücher kaufen sollen, wo ich meine unwissenschaftlichen und kruden Theorien auf hunderte Seiten aufgeblasen verbreite. Und nicht vergessen: Niemand mag Leute, die anders sind!
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Bildquelle:
Karin Scherbart
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