Mobbt den Streber!

Nicht zuletzt wegen der beiden Weltkriege wurden Deutsche bisher von anderen Nationen abfällig als Hunnen, Kartoffeln, Krauts oder Boche (franz. "Scheißdeutsche") bezeichnet. Heute hingegen scheint paradoxerweise Deutschlands Weltoffenheit der Grund für die neue Deutschenfeindlichkeit zu sein. Das Land ist einigen bisherigen Partnern wohl zu stark geworden. Die Situation erinnert ein bisschen an den Umgang von Schulkindern mit Klassenstrebern: Sie machen alles richtig und werden genau deshalb erst ausgenutzt, dann gehasst, gemobbt, verleumdet. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass Deutschland ausgerechnet von einer Frau wirtschaftlich und politisch erfolgreich regiert wird. Den Machos und Diktatoren dieser Welt gefällt dies verständlicherweise wenig. Kein Wunder also, dass gewisse Herren in Washington, Moskau, Ankara und Budapest anscheinend alles daran setzen, Angela Merkel zu diskreditieren.

 

Der Wirtschaftskrieg: Von Klagewut und Scheinheiligkeit

Ohne Frage: Was sich VW in der schier endlosen Abgasaffäre geleistet hat, ist schon ziemlich dreist. Was vor allem die US-Amerikaner seitdem in dieser Sache unternehmen, ist allerdings noch viel dreister. Dem Konzern drohen milliardenschweren Sammelklagen raffgieriger Anwälte sowie staatliche Sanktionen. Alles dies geschieht aufgrund der Tatsache, dass einige VW-Motoren offenbar die Umwelt belasten. Man darf getrost einmal darüber nachdenken, ob amerikanische Fahrzeuge mit den Ausmaßen einer kleinen Turnhalle wirklich umweltfreundlicher sind als ein VW. Konsequenterweise müssten ansonsten auch amerikanische Hersteller verklagt werden.

Das wird jedoch kaum vorkommen, denn Trumps Motto "America first" sagt ja bereits aus, dass ganz offen mit unterschiedlichen Maßstäben vorgegangen wird. Der Beweis folgte im Jahr 2019: Fünf Deutsche verloren durch den Pfusch eines amerikanischen Flugzeugherstellers ihr Leben. Daraufhin passierte... nichts. Keine unendlichen Milliardenzahlungen an die Hinterbliebenen, nicht einmal der Hauch eines Mitgefühls seitens der amerikanischen Justiz.

Im Klartext: Bekommt ein Amerikaner einen Hustenanfall, kann das nur am VW-Diesel liegen. Fünf tote Deutsche hingegen sind in Trumps Wirtschaftskrieg nicht der Rede wert.

Der Gipfel der scheinheiligen Dreistigkeit ist jedoch, wenn bei dem Abgasskandal im Namen der Verbraucher argumentiert wird. Jene finden VW-Fahrzeuge nämlich trotz der ganzen Affäre offenbar sympathisch. Wie anderes erklärt es sich, dass der Konzern seinen weltweiten Absatz 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8% steigern konnte? Autofahrer kaufen ihr Gefährt nun mal nicht aus Umweltschutzgründen. In dem Fall würden sie wohl eher ein Fahrrad bevorzugen. Verbraucher kaufen Autos, weil sie damit unabhängig reisen können, weil ihnen innovative Technik gefällt und weil sie sich für formschönes Design begeistern. Wer jetzt als Autofahrer einen Hersteller aus Umweltschutzgründen verklagt, ist nicht weniger verlogen und geldgierig als die Schuldigen am Abgasskandal.

Fairerweise sollte jedoch erwähnt werden, dass inzwischen auch andere Staaten den Goldesel VW für sich entdeckt haben. Luxemburg beispielsweise stellte nach einer dpa-Meldung vom Februar 2017 ebenfalls Strafanzeige wegen Fälschung und Betrugs, vorerst noch gegen "Unbekannt". Gegenstand der Anzeige ist jedoch ein manipulierter VW-Motor.

 Beim großen Schröpfen der reichen Konzerne ist VW allerdings nicht das einzige Opfer juristischer Scheinheiligkeit. Daimler-Benz sah sich nach einer Meldung von Spiegel Online im Februar 2016 ebenfalls einer Klage wegen erhöhter Abgaswerte gegenüber. Vordergründig klagte ein angeblich dadurch geschädigter Autobesitzer. Hintermann war jedoch ein für derlei Klagen einschlägig bekannter Anwalt.

Deutsche Arzneimittelhersteller wiederum sehen sich laut der Website pharma-fakten.de immer wieder vermutlich finanziell motivierten Sammelklagen in den USA ausgesetzt, welche nicht nur wirtschaftlich schmerzhaft sind, sondern auch das Image der Firmen und damit Arbeitsplätze gefährden.

Mit einem milliardenschweren Vergleich musste sich im Januar 2017 auch die Deutsche Bank vor endlosen, ruinösen Zahlungen retten. Man warf dem Geldhaus in den USA vor, durch seine Kreditvergabepraxis die Finanzkrise mit ausgelöst zu haben. Die scheidende US-Justizministerin Loretta Lynch verstieg sich sogar zu der Behauptung, die Deutsche Bank habe der US-Bevölkerung einen "ernsthaften und dauerhaften Schaden" zugefügt.

Ob manche Amerikaner tatsächlich einen ernsthaften und dauerhaften Schaden aufweisen und welcher Art jener ist, soll an dieser Stelle nicht betrachtet werden. Die Finanz-und Wirtschaftskrise von 2008 jedoch wurde bekanntlich nicht von der Deutschen Bank, sondern durch den Zusammenbruch eines US-Geldhauses (!) ausgelöst.

Die moralisch verkleidete Geldgier

Ebenfalls im Januar 2017 wurde bekannt, dass Angehörige zweier Volksgruppen aus Namibia, Vertreter der Herero und der Nama, in New York eine Sammelklage gegen Deutschland eingereicht haben. Gegenstand der Klage sind die Taten eines deutschen Generals im Jahr 1904 (!), der einen Aufstands gegen die damalige Kolonialmacht Deutschland äußerst blutig beendete. Von den unmittelbar davon Betroffenen und ihren Angehörigen lebt also logischerweise niemand mehr. Dennoch wollen die Kläger jetzt große Geldsummen aus Deutschland haben. Damit sitzt ausgerechnet der Staat auf der Anklagebank, der bereits unzählige Millionen Euro Entwicklungshilfe für Namibia ausgegeben hat. Interessant ist auch, dass die Klage in den USA erhoben wurde. Dort kann man schließlich ganz andere Summen locker machen als beispielsweise vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Spätestens hier zeigt sich die verlogene Moral der Kläger. Es geht nur um möglichst viel Geld. Im Prinzip geht die US-Gerichte der ganze Konflikt schließlich nichts an. Im Gegenteil: Gerade die USA sollten über einen behaupteten Völkermord besser nicht urteilen, man denke nur an den Vietnamkrieg oder den Genozid an zahlreichen Indianerstämmen. Die ganze Sache ist ungefähr so seriös, als würde Deutschland die katholische Kirche, Schweden sowie Spanien wegen der Verbrechen im 30jährigen Krieg auf Entschädigung verklagen. Vielleicht sollte das Kanzleramt über diese Option ja wirklich einmal nachdenken…

Donky, am 16.02.2017
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