Preisstabilität: Wichtig für das volkswirtschaftliche Überleben

Ein stabiles Preisgefüge gilt als gegeben, wenn die Lebenshaltungskosten jährlich um höchstens ein Prozent steigen. Stabile Preise sind wichtig, um Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden. Gelingt dies nicht, können politische Instabilität sowie unrealistisches Kaufverhalten die Folgen sein. Letzteres schädigt den Wirtschaftskreislauf und kann eine Volkswirtschaft ruinieren.

Vollbeschäftigung: Eine utopische Forderung?

Der Begriff Vollbeschäftigung ist etwas irreführend und bedeutet nicht die komplette Abschaffung der Arbeitslosigkeit. Selbst bei einem Überangebot an offenen Stellen wird es immer Gründe geben, weshalb Menschen zumindest kurzfristig keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, beispielsweise während des Erziehungsurlaubs. Vollbeschäftigung nennt man daher in der Regel bereits eine Arbeitslosenquote von unter drei Prozent.

Kompliziert: Das außenwirtschaftliche Gleichgewicht

Ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht besteht, sobald die grenzüberschreitenden Zahlungsausgänge und -eingänge deckungsgleich sind. Dazu zählen allerdings nicht nur die Leistungen aus Import und Export, sondern auch sonstige Übertragungen:

  • Private Transaktionen von und zu ausländischen Konten
  • Zahlungen an internationale Bündnisse wie NATO, EU oder UNO
  • Entschädigungen aufgrund der Folgen des Zweiten Weltkrieges

Deutschland verzeichnet hinsichtlich dieser drei Punkte eine passive Bilanz, es zahlt also mehr, als es erhält. Selbst die eingehenden Zahlungsströme aufgrund der sehr starken Exportwirtschaft können dies nicht vollständig zu einem Außenwirtschaftlichen Gleichgewicht neutralisieren.

Schwierig definierbar: Ein angemessenes Wirtschaftswachstum

Ein angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum unterliegt eher subjektiver Bewertung. Vor allem das reale Bruttosozialprodukt (die inflationsbereinigte Jahressumme aller geschaffenen Leistungen und Werte) gilt als wichtiger Anhaltspunkt. Feste Prozentvorgaben gibt es jedoch nicht. Dies erscheint auch logisch, denn eine konstant prozentuale Erhöhung wäre durch den fortlaufend steigenden Bezugswert natürlich immer schwieriger einhaltbar. Langfristig weisen die deutschen Zuwachsraten daher eine leicht fallende Tendenz auf, während Schwellenländer hingegen rein prozentual riesige Zuwächse verbuchen.

Steigendes Wirtschaftswachstum bedeutet laut dieser Definition jedoch nicht automatisch mehr Wohlstand. Wenn beispielsweise nach einem Verkehrsunfall ein Auto repariert wird, entsteht durch Ersatzteilverbrauch und Arbeitsleistung ein Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Der Wohlstand hingegen ist nicht gestiegen. Es fand lediglich eine Umverteilung vorhandener Güter statt: Die Werkstatt verbucht Einnahmen, die Versicherung dagegen Ausgaben. Das Vermögen des Autobesitzers wiederum gleicht sich dem vorherigen Stand wieder an.

Das magische Viereck

Die vorgenannten vier Eckpunkte stellen untereinander teilweise konkurrierende Ziele dar. Dies bedeutet, die angestrebte Erfüllung eines Zieles wirkt sich auf mindestens einen anderen Eckpunkt negativ aus. Ein Beispiel:

  1. Die Bundesregierung sorgt durch Abschottung des Binnenmarktes dafür, dass in Deutschland Arbeitsplätze erhalten werden (Ziel "Vollbeschäftigung").
  2. Dadurch entfernt man sich jedoch vom Ziel "Außenwirtschaftliches Gleichgewicht".
  3. Aufgrund eingeschränkter Handelskontakte wird so das Ziel "Wirtschaftswachstum" beeinträchtigt.
  4. Die Preisstabilität nimmt Schaden, weil die deutschen Hersteller weniger Konkurrenz befürchten müssen und die Preise ungestört anheben können.
  5. Steigende Preise jedoch bewirken auch mehr Steuereinnahmen, womit die Regierung anhand staatlich erzeugter Nachfrage (Straßenbau usw.) die Vollbeschäftigung noch weiter vorantreiben kann.
  6. Eine gute Beschäftigungslage wiederum bewirkt, dass Arbeitnehmer höhere Löhne erzwingen können, was die Unternehmen aber mit höheren Preisen kompensieren. Die Preisstabilität wird somit noch mehr geschädigt.
  7. Andererseits sorgen höhere Löhne auch für vermehrten Konsum. Das geschädigte Wirtschaftswachstum wird also wieder unterstützt.

Es zeigt sich somit, dass eine vollständige Erfüllung aller vier Ziele nicht erreichbar ist. Daher nennt man das Beziehungsgeflecht dieser Eckpunkte zueinander auch das magische Viereck (siehe Grafik). Wirtschaftspolitisches Ziel kann es also nur sein, ein möglichst stabiles Verhältnis der vier Eckpunkte zueinander zu erreichen.

Das magische Sechseck

Noch komplizierter wird die Aufgabenstellung durch eine Erweiterung des magischen Vierecks zum magischen Sechseck. Aufgrund gesellschaftspolitischer Veränderungen gelten verstärkt auch gerechte Einkommensverteilung und Umweltschutz als erstrebenswerte Ziele, welche natürlich ebenfalls zueinander sowie mit den anderen vier Eckpunkten konkurrieren. Im Jahreswirtschaftsbericht erläutert die Bundesregierung übrigens regelmäßig, wie gut sie die Herausforderungen des Magischen Vier- oder Sechsecks gemeistert hat.

Donky, am 21.11.2016
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