Knicks entstanden durch die Agrarstrukturreform

Bis zum Jahr 1770 wurden Äcker, Wiesen und Weiden durch die Dorfgemeinschaften bewirtschaftet. Durch die Verkoppelungsgesetze zusammen mit der Argrarstrukturreform änderte sich in den Herzogtümern Schleswig und Holstein die Rechtslage völlig. Feldgemeinschaften und Flurzwang wurden aufgehoben und das Land wurde individuell genutzt, das Land wurde in Parzellen aufgeteilt und einzelnen Bauern zugewiesen. Jeder einzelne Bauer wurde aber verpflichtet, sein Land zu verkoppeln, um das Land vor Winderosion, Wild und benachbarten Weidetieren schützen (Foto © NABU/Ingo Ludwichowski).Gleichzeitig war dem Bauern vorgeschrieben, seinen eigenen Grund und Boden mit "lebendem Pathwerk" einzufrieden und somit von den benachbarten Grundstücken abzugrenzen. Weil lebendes Pathwerk (lebende Einfriedungen) vorgegeben war, wurden vielerorts Wallhecken angelegt.

Wallhecken als Kulturgut

Eine Wallhecke besteht aus einem ungefähr 0,8 - 1 Meter hohen Erdwall, der oben abgeflacht ist, sich zu beiden Seiten schräg aufbaut und obendrauf dicht mit strauchartig wachsenden Gehölzen bewachsen ist. Die Gehölze wurden von der eigenen Parzelle oder den benachbarten Wäldern in die Wallhecke gepflanzt. So entstanden die landestypischen Knicks mit ihrer großen Vielfalt, je nach Bodenbeschaffenheit. Knicks sind eine Kulturlandschaft und müssen folgerichtig von den Menschen kultiviert werden.

Die Gehölze waren beispielsweise Vogelbeeren, Fliederbeeren, Pfaffenhütchen, Hagebutten, Brombeeren, Sanddorn, Schlehen und Weide. Auch bilden Hasel und Weißbuchen die klassischen Büsche eines Knicks. Die Dornenbüsche wie Brombeeren, Heckenrosen, Weißdorn, Rotdorn und Schlehdorn wurden an den Rand des durch seine Schräge mehrere Meter breiten Walls gepflanzt, um Viehbiss zu verhindern.

Um die Büsche schneller dicht wachsen zu lassen, werden die Büsche alle paar Jahre seitlich angeschnitten und zu lange oder herausragende Zweige umgeknickt. Aus dieser Gehölzpflege leitet sich die Bezeichnung Knick ab. Knicks entstanden somit innerhalb weniger Jahrzehnte als dichte "lebende Zäune".

Auf dem Randstreifen des Knicks (Foto © NABU/Ingo Ludwichowski), der dem Schutz des wertvollen Kulturelements der Landschaft vor Beeinträchtigungen aus der Landwirtschaft und Wind und Wetter dient, wächst eine typische Begleitflora, die nicht umgepflügt werden darf.

Knicks richtig pflegen

Die Knicks sind aus dem Landschaftsbild Schleswig-Holsteins nicht wegzudenken. Damit das so bleibt, ist ihr Schutz im Landesnaturschutzgesetz garantiert.

Zentrales Ziel des Knickschutzes ist es,

  1. den derzeitigen Bestand der Knicks in der gesamten ökologischen und historisch bedingten Vielfältigkeit zu erhalten,
  2. den speziellen Artenbestand weiter zu entwickeln und
  3. durch geeignete Maßnahmen auch die Funktionen des Knicknetzes als Teil eines lokalen Biotopverbundsystems zu sichern.

Nach dem Gesetz sollen alle 10 - 15 Jahre Knicks "auf den Stock gesetzt", also dicht über den Wurzelstubben "geknickt" werden. Geschieht das nicht, bilden die Gehölze eine Krone, aber keine Schösslinge, und verkahlen im unteren Bereich. Nach dem Schnitt treiben sie wieder aus, wachsen dicht hoch und können so ihre Funktionen als Windbremse, Brutplatz für Vögel und Nahrungsquelle für viele Tierarten erfüllen.

"Überhälter" (siehe Titelfoto), also den Knick überragende, meist ältere Bäume wie Eiche oder Rotbuche, bleiben grundsätzlich stehen, um größeren Raubvögeln eine Ansitzmöglichkeit zu bieten.

Aus Naturschutzsicht sollten in einem Bereich nicht sämtliche Knicks im gleichen Jahr herunter genommen werden. Ein Nebeneinander verschiedener Altersstufen von Knicks gewährt eine hohe ökologische Vielfalt. Auch bei Doppelknicks – dem Redder zum Beispiel zu beiden Seiten eines Weges - empfiehlt es sich, die Seiten um einige Jahre zeitversetzt auf den Stock zu setzen. 

Klare Regeln für die Pflege von Knicks

Aufgrund der §§ 15b und 24 Absätze 1 u. 4 des Landesnaturschutzgesetzes hat das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein klare und verständliche Regeln für die Pflege von Knicks herausgegeben. In einer kurzen Fassung werden die wichtigsten Punkte herausgestellt:

  • Regelmäßiges Auf-den-Stock-setzen etwa alle 10 - 15 Jahre
  • Abschneiden der Gehölze eine Hand breit über dem Boden oder dicht über dem Stockausschlag
  • Schonung der Baumstubben und des Walles beim Einsatz von Großgeräten
  • Stehenlassen von Überhältern in ca. 30 – 50 m Abstand
  • Knickpflege nur in der gesetzlich vorgeschriebenen Frist vom 1. Okober bis 14. März
  • Entfernen des Schnittholzes vom Knickwall
  • Ausbessern des Knickwalles nach dem Knicken, wo immer möglich
  • Lokal abschnittsweises Knicken, kein großräumiger "Kahlschlag"
  • Regelmäßiges Mähen des Saumstreifens cirka alle 3- 5 Jahre
  • Feldsteine gehören nicht auf einen Knick.

Was geschieht mit dem Knickholz?

Da das Knickholz nicht auf dem Wall liegen bleiben darf, soll das anfallende dicke Knickholz von älteren Knicks nach Möglichkeit zu Heizzwecken genutzt werden

Ein Knick soll nicht vor dem Laubabfall bearbeitet werden. Auf keinen Fall darf das Reisig auf den Knick gepackt werden, weil es dort die Vegetation unterdrücken würde. Lässt man es, zu Haufen geschichtet, in einer Ecke der Koppel verrotten (Foto © NABU, Ingo Ludwichowski), können dort Wiesel, Igel, Spitzmäuse, Blindschleiche, Lederlaufkäfer und andere Tierarten Unterschlupf finden.

Nur wenn sich für das Reisig weder ein Lagerplatz noch ein Verwendungszweck findet, darf es auf der Koppel verbrannt werden. Das Verbrennen auf dem Knickwall ist unzulässig.

Die ökologische Bedeutung von Knicks

Welch immensen ökologischen Nutzen ein Knick als schmaler Streifen von Sträuchern bietet, sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an. Er schützt das Land vor Wind und Erosion, liefert Biomasse für Holzpellets und bietet Flora und Fauna ein einmaliges Biotop. Da die Struktur eines Knicks zwei zusammengerückten Waldrändern ähnelt, finden hier Tiere und Pflanzen aus Wald, Waldrand und offener Fläche ideale Lebensbedingungen und durchgehende, nicht von Zäunen unterbrochene Flucht- und Pirschwege.

Ursprünglich betrug Schätzungen zufolge die Gesamtlänge der Knicks in Schleswig-Holstein nach dem Zweiten Weltkrieg noch um die 80.000 Kilometer. Straßenbau und der Einsatz großer Maschinen in der modernen Landwirtschaft führten zum Abholzen vieler Knicks. Heute beträgt ihre Länge im Lande noch rund 46.000 Kilometer.

Randstrukturen von Knicks haben eine besondere ökologische Bedeutung. Sie schützen den Knick, haben aber auch für Arten wie Neuntöter und Haselmaus einen großen Wert. Herausragende Äste tragen Blüten und Früchte, die wiederum Tieren als Nahrung dienen.

 

Knicks und der Knicksaum (Foto) bieten der Tier- und Pflanzenwelt einzigartige Lebensbedingungen. Deshalb ist ihre ökologische Bedeutung als Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Die Zahl der die Knicks bewohnenden Tierarten Schleswig-Holsteins wird auf ungefähr 7.000 geschätzt; davon können auf nur einem Kilometer einer Wallhecke etwa 1.600 - 1.800 Arten leben. Zudem stellen die Knicks in manchen intensiv landwirtschaftlich genutzten Gegenden häufig die einzige und letzte noch verbliebene naturnahe Substanz dar (Foto © NABU/Thomas Behrends). Sie verbinden damit als Korridore verschiedene, verstreut gelegene Lebensräume.

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