Vom höchsten Stand der Opernkunst zum Tiefststand der Politik....

Sieht man historische Filmaufnahmen, in denen der Redner Adolf Hitler geifert, schreit, um sich schlägt und stark gestikuliert, geht man oft davon aus, dass diese Reden im Reichstagsgebäude stattgefunden haben. Falsch! Dort gab es keine einzige Rede des "Führers". Sollte es eine "Parlaments"-Rede sein, dann kann sie nur in der Kroll-Oper Berlin stattgefunden haben, wo 1933 bis 1945 der Reichstag (ab 1938 natürlich  "Großdeutscher Reichstag"), das Ersatzparlament der Nazis, tagte. Bekanntlich brannte der Plenarsaal des alten Reichstagsgebäudes am 27. Februar 1933, ein paar Tage vor der Reichstagswahl, ab. Ein Ersatz mußte her, dieser war der NSDAP sehr genehm, hatte man doch an das alte Reichstagsgebäude keine guten Erinnerungen. Am 5.März wurde gewählt - und das noch halbwegs demokratisch.

Nach den Wahlen waren die Nazis sehr interessiert daran, die Übernahme der Macht in Deutschland in einem möglichst demokratischen Gewand zu vollziehen. Die Kroll-Oper wurde also für das Parlament umgebaut, in der ersten regulären Sitzung sollte dann das Ermächtigungsgesetz verabschiedet werden.Und dieses Gesetz, das nichts weniger als das Ende der ersten deutschen Republik bedeutete,  wurde dann am 23.3.1933 vor der Kulisse einer johlenden Menschenmenge ("Wir wollen das Ermächtigungsgesetz, sonst gibt es Zunder!") gegen die Stimmen der SPD verabschiedet. Ein grausiges Szenario : die Demokratie hatte sich selbst abgeschafft. Goebbels frohlockte : " Jetzt sind wir auch gesetzlich die Herren des Reiches!"

Dabei hatte die Geschichte der Kroll-Oper durchaus positive Seiten : 1844 entstand am westlichen Königsplatz das "Kroll`sche Etablissement", ein Veranstaltungsaal mit Gartenlokal. Die dort veranstalteten Bälle wurden bald zu einer großen Sensation in Berlin. Schnell kam es hier auch zu Opernaufführungen. 1851 brannte der erste Bau ab, allerdings war es bereits 1852 in noch prächtigerer Form wieder aufgebaut. 1894 wurde der Betrieb nach langer krisenhafter Entwicklung aufgegeben.

Die große Zeit der Krolloper begann 1924, als ein großes, prächtiges Haus eröffnet wurde. 1926 beginnt das das legendäre Projekt "Staatsoper am Platz der Republik". Mit großem Enthusiasmus führt Otto Klemperer, der weltberühmte Dirigent, hier mit seinem Team eine Reform der Opernkunst durch : Oper als hochwertiges Theater, mit bekannten Regisseuren, mit speziell für dieses Projekt arbeitenden Sängern und Dirigenten. Alte Zöpfe des Opernbetriebes, szenische wie musikalische Schlamperei, unglaubwürdige Inszenierungen und kitschige Bühnenbilder wurden abgeschafft. Ein Teil der Presse bejubelte das Projekt, die national-konservative Seite schäumte vor Wut. Ihre Zeit sollte 1931 kommen, als die Krolloper wegen Finanzproblemen geschlossen werden mußte. So stand das Gebäude für seine neue "Nutzung" bereit.

Nichts mehr erinnert heute an die alte Krolloper, allenfalls ein Rasenstück mit Blick auf das Kanzleramt.

Führungen durch das Berliner Regierungsviertel (mit Reichstag)

http://www.berlinkompakt.net/

Standort der Kroll-Oper - historisch
Wie kam es zum Ermächtigungsgesetz ? Hier ein wichtiges Dokument
Das Ermächtigungsgesetz 1933: Eine Dokumentation zum 75. ...
Krolloper - historisches Bild

Krolloper - historisches Bild

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