Die Kultusministerkonferenz koordiniert die Sommerferien

Seit 1964 besteht für die Koordinierung der Termine der Sommerferien ein gemeinsamer Arbeitsausschuß der "obersten Lehrer" der einzelnen Bundesländer, die Kultusministerkonferenz (KMK). Sie sorgt dafür, dass aus Gründen des Verkehrs- und Urlauberandrangs die Ferientermine der Bundesländer so aufeinander abgestimmt sind, dass die Sommerferien sechs bis sieben Wochen betragen und so gestaffelt sind, dass die frühesten Ferien in einem Bundesland Mitte Juni beginnen und die spätesten Ferien Mitte September enden. Dabei unterliegen die Länder einem rollierenden System.

Nur Bayern und Baden-Württemberg scheren aus diesem gemeinsam gefundenen Kompromiss aller Bundesländer aus und beanspruchen seit vielen Jahren mit Erfolg ihre Sommerferien von Anfang August bis Mitte September. In den vergangenen Jahrzehnten begründeten sie ihre Forderung damit, dass viele Kinder bei der Ernte helfen müssten. Dieses Argument dürfte heute kaum noch ziehen, aber die beiden Länder pochen auf ihr "Gewohnheitsrecht".

Die jetzigen Korridore sind zu kurz

Die Korridore legt die KMK jeweils für sieben Jahre fest. In der zur Zeit gültigen Sommerferienregelung für die Jahre 2011 bis 2017 beträgt die durchschnittliche Länge des Korridors 81 Tage. Das Jahr 2014 hat den kürzesten Korridor mit 71 Tagen, und 2015 werden es auch nur 76 Tage sein.

Das Verkehrschaos, Staus und höhere Preise in den deutschen Urlaubsorten durch die Verkürzung der Saison sind vorprogrammiert. (Foto Th. Reinhardt / pixelio.de)

Deshalb soll, so beschlossen die Ministerpräsidenten der Länder im März des Jahres unter Federführung der SPD-geführten Länder, den Korridor für den nächsten Zeitraum der Jahre 2018 bis 2024 auf möglichst 90 Tage auszuweiten. Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist Winfried Kretschmann (Grüne) aus Baden-Württemberg, der zusagte das derzeit bestehende rollierende System solle bis mindestens 2024 beibehalten werden. Mit einer Ausweitung auf 90 Tage solle der Tourismusbranche entgegen gekommen und Staus vermieden werden und gleichzeitig der Kritik aus pädagogischen Gesichtspunkten Rechnung getragen werden.

Die Länder wollen einen 90 Tage langen Ferienkorridor

Die Wirtschaftsminister der Länder wollen den Zeitkorridor der Sommerferien auf 90 Tage verlängern. Besonders der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, zugleich Präsident des Deutschen Tourismus Verbandes DTV, argumentiert mit der Sicherung der Arbeitsplätze in den touristischen Betrieben. Schließlich bedeute jeder Tag, um den der Ferienkorridor verkürzt sei, für die Tourismuswirtschaft einen Umsatzverlust von 120 Millionen Euro.

Allerdings bringt die Ausweitung auf 90 Tage einen früheren Beginn der rollierenden Sommerferien. Dem halten die Kultusminister entgegen, dass die Unterrichtszeit zwischen Weihnachts- und Sommerferien zu sehr verkürzt werde und die Prüfungsphasen nach Ostern dann noch mehr komprimiert würden und mehr Lernstress drohe.

Das "stolze Ergebnis" der KMK

Vor wenigen Tagen beschloss die KMK unter Vorsitz der nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) das neue rollierende System für die Jahre 2018 bis 2024. Stolz verkündete Löhrmann: "Die neue langfristige Sommerferienregelung der Kultusministerkonferenz schafft Planungssicherheit für Schulen, für den Sommerurlaub der Familien mit schulpflichtigen Kindern und weitreichendes Entgegenkommen für die Tourismusbranche und trägt maßgeblichen pädagogischen Gesichtspunkten Rechnung". Weiter führte Löhrmann dann aber aus: "Bei der Entscheidung seien vor allem pädagogische Gesichtspunkte ausschlaggebend gewesen."

Nach ihrer Presseerklärung beträgt der Durchschnittswert der nächsten sieben Jahre 84,6 Tage im Gegensatz zu 83 Tagen in den Jahren 2004 bis 2010 und 81 Tagen in den Jahren 2011 bis 2017. Im einzelnen besäßen die Jahre folgende Zahl von Sommerferientagen: 2018 80 Tage, 2019 95 Tage, 2020 86 Tage, 2021 87 Tage, 2022 80 Tage und 2023 und 2024 je 82 Tage.

"Zaubertricks", Schönfärberei und absichtliche (?) Rechenfehler der Kultusminister

Manchmal hilft einfach ein Nachrechnen. Das aber haben offensichtlich die Kultusminister unterlassen. Die Kultusminister sind für das Jahr 2019 deshalb auf sagenhafte 95 Tage gekommen, weil die Pfingstferien im Jahr 2019 sehr spät liegen (9. Juni) und die Pfingstferien in Baden-Württemberg und Bayern dann enden, wenn in Berlin und Brandenburg schon die Sommerferien beginnen. "Dann rechnen wir die Pfingstferien einfach mit und wir haben so den Korridor entscheidend verlängert" mögen die die Schulminister bei ihrer Rechenaufgabe gedacht haben.

Gut, dass sie nicht auch noch die Herbst- und Weihnachtsferien bei ihrer Betrachtung mit herangezogen haben...

Ohne Rechenfehler eine verschwindend geringe Ausweitung des Ferienkorridors

Ohne die fehlerhafte Berücksichtigung der Pfingstferien beträgt der Korridor für die Sommerferien nur 82,9 Tage. Damit hat die KMK die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz ganz eindeutig verfehlt und ist ihnen nur marginal gefolgt. Ein "weitreichendes Entgegenkommen", wie Löhrmann ausführte, dürfte das Ergebnis wahrlich nicht genannt werden.

Ähnlich wie in Schleswig-Holstein gab es auch in anderen Bundesländern einstimmige Kabinettsbeschlüsse und Aufträge an die jeweiligen Kultusminister, für 90 Tage zu streiten oder ein Veto gegen den Beschluss einzulegen.

Einen solchen Auftrag hatte auch Schleswig-Holsteins Kultusministerin Waltraud Wende erhalten. Sie hielt sich nicht an diesen eindeutigen Kabinettsbeschluss und "verkaufte" das falsch errechnete Ergebnis der KMK, an dem sie mitgewirkt hatte, als "gute Balance" zwischen Schulen und Tourismuswirtschaft. Ein Veto legte sie trotz der nicht erreichten 90 Tage nicht ein.

In der freien Wirtschaft zöge ein solches Verhalten mindestens eine Abmahnung, wahrscheinlich aber weiter reichende Schritte nach sich.

Laden ...
Fehler!