Von der Flaniermeile zum Bulettenboulevard... und zurück ?

Jeder Berlin-Besucher, jeder Berliner meint ihn zu kennen : den Kurfürstendamm. Im Jahre 2011 begehen wir sein 125. Jubiläum. Das sollte man zum Anlaß nehmen, über seine Gegenwart und Zukunft nachzudenken.

Wie kommt übrigrigens das Jubiläum zustande, 1886 gab es doch gar keine Kurfürsten mehr? Der Name spielt auf die Geschichte davor an : bereits 1542 wurde ein Weg zwischen Berlin und dem Jagdschloß Grunewald angelegt. Da das Gelände sehr sumpfig war, verlief der Weg teilweise auf Holzknüppeln. Diesen Weg nutzten die preußischen Kurfürsten - dadurch der Name.

Im Rahmen der Hauptstadt-Euphorie nach der Reichsgründung, äußerte Bismarck 1873 erstmals die Idee, einen Prachtboulevard a la Champs-Elysees auch in Berlin zu errichten. Nach langer Planung war die Straße dann 1886 fertig und es konnte gebaut werden. Man dachte an eine  hochwertige Wohngegend, noch vor 1914 wird der Ku`damm aber als Kommerz-, Vergnügungs,- und Kulturstandort weltbekannt. In den "Goldenen Zwanzigern" wird er zum Symbol für neue Kunstformen, neue Stile, die Mode, das Kino, die Intellektuellen und alles, was sich damit verband. Für die Deutsch-Nationalen, später für die Nazis, ist "Kurfürstendamm" ein kultureller Kampfbegriff, ein Synonym für neureich, jüdisch, dekadent, verdorben, komsopolitisch, traditionsvergessen. Bereits 1931 organisiert Gauleiter Goebbels hier bereits die ersten Pogrome, die sogenannten "Kudammkrawalle". Es ging um den jüdischen Besitz an den Geschäften und um verdorbene Kabaretts und Cafes.

In den Zeiten der Spaltung Berlins war der Kurfürstendamm DER große Boulevard im Westen Berlins, leider mit Verfallserscheinungen in den 1980er Jahren : Krawalle der Hausbesetzerszene, Wegzug prominenter Geschäfte und Zuzug wenig repräsentativer Einrichtungen machten ihm zu schaffen - so entstand der abwertende Titel vom "Bulettenboulevard". Auch das Sterben der großen Kinos hat dem Kurfürstendamm schwere Schäden zugefügt, insgesamt ist er als Kulturstandort nicht mehr das, was er einmal war.

Dennoch gibt es im Jahre 125 des Kurfürstendamms positive Zeichen : immer noch gibt es hier die höchste Hoteldichte Berlins, immer noch zieht der Luxusabschnitt mit den bekannten Edelgeschäften ein Publikum aus aller Welt an. Nichtssagende Bauten aus den 1970er Jahren sollen ersetzt werden, was in einigen Fällen jedoch nicht unumstritten ist. Die Jubiläumsfeiern beginnen am 5. Mai 2011, schon jetzt gibt es eine Open Air-Ausstellung in den berühmten Vitrinen des Kurfürstendamms. Der Besucher genieße bitte auch die kleinen Nebenstraßen (z.B. Fasanenstraße, Meineckestraße usw.), in denen sich immer noch (oder schon wieder?) vieles entdecken läßt.

Literatur zum Romanischen Cafe
Romanisches caféDas Romanische Café

Kranzler - Eck am Kurfürstendamm

Stadtführungen in Berlin - auch am Kurfürstendamm

Stadtführungen in Berlin, Besuch im Reichstag

Großartige Serie des "Tagesspiegel" zum Jubiläum

http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/boulevard-bi...

Das wohl umkämpfteste Bauprojekt am Kurfürstendamm

http://www.dasneuekudammkarree.de/

Vitrinenausstellung zum Jubiläum

http://www.125-jahre-kudamm.de/

Preiswerte Unterkunft direkt am Kurfürstendamm

http://www.die-etage.de/

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