Lässt sich die Zukunft voraussagen? Das Vermächtnis von Nostradamus & Co.
In schwierigen Zeiten haben Propheten wie Nostradamus und Edgar Cayce Hochkonjunktur. Doch konnten sie tatsächlich die Zukunft voraussagen? Oder erwiesen sich ihre Prophezeiungen allesamt als falsch?Ist die Zukunft bereits festgelegt?
Nostradamus: Prophet oder Schwindler?
Wenig gesichertes Wissen über Nostradamus
Über das Leben des berühmten französischen Seher ist wenig gesichertes Wissen vorhanden. Geboren wurde Michel de Nostredame - "Nostradamus" war die Latinisierung seines bürgerlichen Namens - 1503 in Saint-Rémy-de-Provence. Angeblich sollen sich unter Nostradamus' Vorfahren am Königshof einflussreiche Leibärzte befunden haben. Ob es sich um eine Tatsache oder eine klug erfundene Legende handelt, ist ungewiss.
Auch über seinen Werdegang ist nur wenig bekannt. Sein Urgroßvater soll ihn unter anderem in der Astrologie gelehrt haben. Belegt scheint, dass Nostradamus Student an der Universität Avignon war, dieses Studium jedoch aufgabe und Apotheker wurde. 1529 studierte er an der berühmten Universität Montpellier - ob er dieses Studium abschloss ist ebenfalls unbekannt.
Nostradamus lebte mehrere Jahre in Agen, wo er sich auch verheiratete und zweifacher Vater wurde. Seine Frau und die beiden Kinder erlagen einer Krankheit, höchstwahrscheinlich der Pest. Danach dürfte er sich auf Wanderschaft befunden und als Arzt (ob mit oder ohne entsprechenden Abschluss) die Pest bekämpft haben.
Beginn seiner Prophezeiungen
1547 heiratete er erneut, diesmal eine vermögende Witwe, die insgesamt sechs Kinder gebar. Von finanziellen Sorgen voerst befreit, widmete sich Nostradamus nunmehr der Schriftstellerei, die ihm die Aufmerksamkeit des Königshofes einbrachte und somit seinen späteren Ruhm begründete.Ab 1550 veröffentlichte er alljährlich Almanachen, in denen er seine Prophzeitungen abdruckte. Seine berühmten Vierzeiler (Quatrains) schrieb er erst ab 1555 nieder. Übrigens auf Französisch, statt im damals üblichen Latein.
Der gesellschaftliche Aufstieg des Propheten Nostradamus
Während sich der französische König Heinrich der Zweite wenig für das Okkulte interessierte, war dessen Ehefrau Katharina, die der einflussreichen florentinischen Adelslinie der Medici entstammte, vom Okkulten fasziniert und ließ sich von Nostradamus Horoskope erstellen.
Am 2. Juli 1566 starb Nostradamus im damals respektablen Alter von 62 Jahren.
Beliebige Deutungen - auch durch die Nazis
Selbst zu Lebzeiten war Nostradamus nicht unumstritten: Mitunter wurde er als Quacksalber und Betrüger verspottet und manche gewitzte Autoren versuchten sogar, mit raffinierten Fälschungen im Fahrwasser seiner berühmten Almanache mitzuschwimmen.
Fast ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod ist es beinahe unmöglich geworden, historische Fakten von Legenden zu trennen. Doch lassen sich wenigstens seine Prophezeiungen einwandfrei verifizieren? Leider nicht, da sich Nostradamus einer metaphorischen Sprache bediente und konkrete Daten oder Namen scheute. Kein Wunder also, dass sich seine Verse fast beliebig deuten und auslegen lassen.
Ein düsteres Kapitel stellt natürlich der Missbrauch seiner Prophezeiungen durch Nazi-Propaganda dar. In den frühen 1940er-Jahren wurden dem Deutschen Reich dienliche Astrologen damit beauftragt, Nostradamus' Weissagungen so zu deuten, dass er angeblich einen Sieg der Achsenmächte voraussagte. Die entsprechenden Deutungen wurden als Propagandamaterial im Ausland verteilt.
Die Anzahl jener Bücher, die seine kryptischen Verse angeblich entschlüsselten, lässt sich jedenfalls kaum noch überblicken. Ob Nostradamus, wie es beispielsweise der 1994 von Roger Christian inszenierte Kinofilm "Nostradamus" implizierte, tatsächlich von düsteren Visionen heimgesucht wurde oder seine Verse schlichtweg erfand, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben.
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Der "schlafende Prophet" Edgar Cayce - Wurzeln der Menschheit in Atlantis?
Prophezeiungen in Trance
Man nannte ihn den "amerikanischen Nostradamus": Edgar Cayce, 1877 in Hopkinsville (Kentucky) geboren und am 3. Januar 1945 in Virginia Beach (Virginia) gestorben. Der als freundlich und hilfsbereit bezeichnete Cayce empfing seine Botschaften in Trance, was ihm den Spitznamen "schlafender Prophet" eintrug. Seine Prophezeiungen waren unterschiedlicher Natur und reichten von globalen Vorhersagen über angebliche Erkenntnisse aus der Menschheitsgeschichte und Religion bis hin zu Heilmittelrezepten für Kranke.
Reinkarnation und Atlantis
Obwohl er sehr gläubig war, standen einige seiner Prophezeiungen in krassem Widerspruch zur konventionellen christlichen Religionslehre. Beispielsweise wurde ihm in Trance mitgeteilt, dass Reinkarnation und Karma tatsächlich existierten und viele der heute existenten Seelen im untergegangenen Kontinent Atlantis ihren Usprung hatten.
Edgar Cayce Center als Nachlassverwalter
Seine Schriften werden in den weltweit agierenden Edgar Cayce Center studiert und gelehrt. Das erste wurde bereits 1947 in Virginia Beach gegründet. Außergewöhnlich an Cayce war und ist, dass seine Trance-Sitzungen weitgehend aufgezeichnet und somit dokumentiert wurden. Darunter seine berühmteste über die Rückkehr von Atlantis.
Atlantis nahe Bimini?
In SItzungen 1939 und 1940 prophezeite er die Wiederentdeckung von Atlantis. 1968 oder 1969 sollten demnach erste entsprechende Funde nahe Bimini, einer Inselgruppe östlich von Flordia, gemeldet werden. Tatsächlich wurden 1968 unter Wasser Steinblöcke entdeckt, die als "Bimini Road" Bekanntheit erlangten und aus den Grenzwissenschaften nicht mehr wegzudenken sind. Diese Blöcke sind in Zweierreihen angeordnet und weisen Kantenlängen von maximal sechs Metern auf. Auffallend ist die glatte Oberfläche, was ihnen künstliches Aussehen verleiht.
Stellten diese steinernen Riesen klägliche Reste einer untergegangenen Hochkultur dar, etwa gar jener des von Mythen umrankten Atlantis? Eine in den 1970er Jahren durchgeführte Untersuchung des "U.S. Geological Survey" kam zu einem nüchternen Ergebnis: Die Steine seien auf natürliche Weise gebildet worden und hätten keinerlei künstliche Herkunft.
VIele Irrtümer, einige Treffer
Betrachtet man seine Prophezeiungen eingehender, stößt man auf ein altbekanntes Muster: Viele Vorhersagen trafen nicht ein, einige können als zutreffend bezeichnet werden und manche harren noch einer Überprüfung. Unter anderem sagte Cayce das Ende des Zweiten Weltkriegs für 1945 und ein nichtkommunistisches Russland voraus. Dem stehen jedoch zahlreiche falsche Vorhersagen gegenüber, die dem Mythos des "schlafenden Propheten" trotzdem nichts anhaben werden.
Sein Geburtsort Hopkinsville nimmt in der UFO-Forschung einen ganz besonderen Stellenrang ein: Auf einer Farm nahe der Stadt soll es 1955 zur vielleicht außergewöhnlichsten Begegnungen mit außerirdischen Wesen gekommen sein, den Kobolden von Hopkinsville.
Jeane Dixon: Populär trotz falscher Vorhersagen - Wahrsagerin für Richard Nixon
Der Mord an JFK machte sie berühmt - zu Recht?
DIe 1904 in Medford (Wisconsin) geborene Jeane Dixon ist die wohl bekannteste Wahrsagerin des 20. Jahrhunderts. Nachdem sie jahrelang Tageshoroskope für Zeitungen veröffentlicht hatte, erlangte sie nach dem tödlichen Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 nationale Berühmtheit.Denn am 13. Mai 1956 hatte sie in einer Zeitung prophezeit, dass ein Demokrat die Wahlen 1960 gewinnen und noch während seiner Amtszeit sterben werde. Für ihre Anhänger ein klarer Beweis für ihre hellseherischen Kräfte.
Bei genauerer Betrachtung war Dixons Vorhersage weder präzise, noch überraschend. In ihrer Prophezeiung hatte sie weder einen Namen, noch ein konkretes Sterbedatum genannt. Auf Grund des US-Zweiparteiensystems standen die Chancen für einen demokratischen Präsidenten denkbar günstig, wobei sie interessanterweise noch kurz vor den Präsidentenwahlen einen Sieg von Richard Nixon orakelt hatte. Außerdem waren vor John F. Kennedy bereits drei US-Präsidenten Opfer eines Anschlags geworden. Man kann ihre berühmteste Vorhersage deshalb als Zufallstreffer einordnen.
Der Jeane-Dixon-Effekt: Irgendeine Vorhersage wird schon eintreffen
Dixon war danach sowohl als Buchautorin erfolgreich, als auch für diverse Politiker als Astrologin tätig. Unter ihren Klienten befand sich Ex-US-Präsident Richard Nixon. Keine Besonderheit in der US-Politik: Der damalige Präsident Ronald Reagan soll seine Außenpolitik nach den Ratschlägen von Astrologen ausgerichtet haben.
Die zahlreichen Vorhersagen Dixons, von denen freilich nur sehr wenige tatsächlich eintrafen, ließen den Mathematiker John Allen Paulos vom "Jeane-Dixon-Effekt" sprechen. Gemäß diesem Effekt würden jene paar zutreffenden Vorhersagen eines Hellsehers von den Massenmedien übertrieben dargestellt, während diese gleichzeitig die falschen Prophezeiungen ignorierten.
Tatsächlich erwiesen sich Jean Dixons Prophezeiungen, die sie angeblich einer Gabe Gottes verdanke, fast durchwegs als völlig falsch.
Der "Mühlhiasl" aus Bayern - Legende oder reale Person?
Existierte jemals ein "Mühlhiasl"?
Über den bayerischen Waldpropheten "Mühlhiasl" ist wenig bekannt. Es ist bislang sogar unklar, ob er jemals existierte oder es sich bei seiner Person lediglich um eine Legende handle.Je nach Quelle soll er entweder Mathias oder Matthäus Lang geheißen haben und von 1753 bis 1826 oder von 1753 bis 1805 gelebt haben. Zur Kirche habe der "Mühlhiasl" angeblich ein distanziertes Verhältnis gehabt, weshalb er außerhalb der Friedhofsmauern begraben worden sein soll.
In den überlieferten Prophezeiungen warnte er nicht nur vor Kriegen, sondern unter anderem auch vor dem Waldsterben, Klimaveränderungen und der Apokalypse. Da jedoch präzise Daten und Namen fehlen, lassen sich dies kaum verifizieren.
Die Prophezeiungen des Mühlhiasl | Der Mühlhiasl: Seine Prophezeiungen - Sein Wiss... | Mühlhiasl der Seher vom Rabenstein |
Kaum zutreffende Voraussagen - Propheten wird es wohl immer geben
Dauerbrenner Prophezeiungen
Natürlich ist diese Auflistung bekannter Propheten nicht vollständig. Es ist mittlerweile schier unmöglich geworden, eine auch nur annähernd komplette Übersicht an Propheten und ihren Voraussagen zu erstellen.
Ironischerweise zählen Prophezeiungen zu den Dauerbrennern unter den esoterischen Themen. Zu verlockend ist die Aussicht schon heute zu wissen, was morgen geschehen wird. So verführerisch der Gedankengang auch erscheinen mag, wonach das Schicksal ohnehin bereits festgelegt und durch besondere Gaben vorhersehbar sei: Der sicherste Weg die Zukunft zu bestimmen ist immer noch jener, sie selber zu gestalten.