Zwölf Kirchen im historischen Zentrum von L'Aquila

Die Altstadt von L'Aquila mit ihren engen Gassen, die nachts fast gespenstig wirken und doch voller Leben sind, birgt reiche Schätze. Es sind die Kirchen, wohl ein Dutzend an der Zahl. In Ausbau und Ausmaß sind sie eher unansehnlich, aber die Fronten und Portale sind groß gestaltet. Die Portale sind, als sollten sie nur Kaisern den Eintritt gestatten; sie vermitteln Kraft und Anmut zugleich. So beispielsweise "La Giusta", ein besonders ausdrucksstarkes Beispiel der romanischen Epoche. Bestechend daneben die Klarheit der Kirche S. Silvestro. Die auffallendste aller Kirche von Aquila steht etwas außerhalb der Stadt am Ende einer langen Allee. Das gewaltige Viereck der Fassade von Santa Maria di Collemaggio ist mit weißen und roten Marmorstücken bestückt. Es ist die großartigste aller Kirchen der Stadt.

Am 6. April 2009 um 3.32 Uhr war alles zerstört

Das CastelloDieses Bild vermittelte die Stadt L'Aquila in den wilden Abruzzen exakt bis zum 6. April 2009 um 3.31 Uhr. Dann erschütterte ein Erdbeben mit der Stärke 6,3 auf der Richterskala für unendlich lange 20 Sekunden die Stadt und ihre Umgebung. Irgendwie war es voraussehbar gewesen, denn dieser Teil der Abruzzen ist nach der kalabrisch/sizilianischen Nordsüdachse mit den Fixpunkten Vesuv – Stromboli – Ätna das am meisten durch Erdbeben bedrohte Gebiet der Apennin-Halbinsel. Für die Vulkanologen gehört das Gebiet zur so genannten Erdbeben-Kategorie 1, denn die Region werde von zwei "destruktiven Erdplattengrenzen" durchlaufen.

Wertvolle Kunstschätze endgültig verloren

L'Aquila ist nicht mehr, wie und was es war. Nach den Angaben des römischen Kultusministeriums wurde das historische Zentrum der Stadt verwüstet und wertvolle Kunstschätze unwiederbringlich verloren. So stürzte der Turm der Grabeskirche des Heiligen Bernardin aus dem 16. Jahrhundert ein, ebenso die Kuppel der Barockkirche Sant'Agostino. Schwer beschädigt wurde auch die Basilika Santa Maria di Collemaggio, genauso wie die Kathedrale San Massimo e San Giorgio, die im Jahr 1703 neu erbaut worden war – nach einem schweren Erdbeben. Das Kulturamt der Stadt, untergebracht in einem spanischen Schloß aus dem 16. Jahrhundert, musste wegen der Schäden geschlossen werden. Insgesamt fielen die meisten der kunstgeschichtlich bedeutenden Gebäude von der Romanik bis zum Barock dem Erdbeben zum Opfer.

"Keine Kirchen mehr unter dem Gran Sasso"

Genauso ist es in den Orten der Umgebung. Viele kulturhistorische Zeugnisse wurden zerstört. "Unter dem Gran Sasso gibt es keine Kirchen mehr", titelte die Zeitung "La Repubblica". Und – trotz aller Versprechungen der römischen Regierungen – bislang warten die meisten Erdbebenopfer bis heute darauf, wieder in ihre Stadt und ihre Häuser zurückkehren zu können. Dafür wurden mehrere Seismologen unter dem Vorwurf, nicht ausreichend vor dem Beben gewarnt zu haben, im Jahr 2012 zu Haftstrafen verurteilt. Um dann 2014 wieder freigesprochen zu werden.

 

Die Fotos stammen aus dem Bildband "Traumfahrten durch Italien", erschienen im Molden Verlag.

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