Lascaux
Die Grossartigkeit der Höhlenmalereien von Lascaist schlicht atemberaubend. Über die Künstler wissen wir nichts. Paläontologie und Archäologie tappen im Dunkeln.Steinzeitliche Astronomen
Schlappe 14.000 Jahre vor den Sumerern sollten sich Steinzeitmenschen in Südfrankreich bereits so gut in der Astronomie ausgekannt haben, dass sie eine 17 m lange, 6 m breite und 7 m hohe Höhle mit Kunstwerken ausmalten, die eine exakte Sternenkonstellation wiedergaben? Wobei sie die Haupthalle der Höhle so anlegten, dass die Sonne diese Halle, die sonst im Dunkel lag, exakt zur Sommersonnenwendewende erleuchtete?
Stonehenge fällt uns ein. Auch hier war man nach langem Getüftel zu der Auffassung gelangt, dass Steinkreis und Sommersonnenwende in einer vorausberechneten Beziehung standen. Der Steinkreis ist aber mindestens 15.000 Jahre jünger. Thesen und Datierungen stehen ausserdem noch auf so wackligen Beinen, dass die klassische Kulturchronologie sich durch Stonehenge nicht beunruhigt fühlt.
Professorales Entsetzen über Chantal Jègues-Wolkiewiez
Lascaux hatte da eine andere Qualität. Über Jahrhunderte gewachsene, von Generationen honoriger Professoren in mühsamer Kleinarbeit zusammengebastelte Kulturgeschichte drohte wie ein Kartenhaus in sich zusammenzubrechen. Entsprechend waren die Reaktionen der Etablierten, die wir uns hier in ihrer Kleingeistigkeit ersparen wollen.
Die Kunstwerke von Lascaux, deren Entstehung von manchen noch sehr viel weiter zurückverlegt wird, sprechen für sich. Wer in der Lage war, so zu malen, dem muss man auch andere Fähigkeiten zutrauen. Zum Beispiel eine Höhle zu finden, die zur Sommersonnenwende Schauplatz eines spektakulären Ereignisses war. Weil man dieses Ereignis gebührend feiern wollte. Weil man der Sommersonnenwende eine besondere Bedeutung zumass. Weil man sich mit der Natur hervorragend auskannte und unter anderem Sonne, Mond und Sterne sehr genau im Auge behielt.
Die Wissenschaft hat es nicht gern, wenn liebgewordene Überzeugungen in Frage gestellt oder gar wieder aufgegeben werden müssen. Schon gar nicht, wenn solche Fragen von Newcomern gestellt werden, die sich trauen, die alten Geleise zu verlassen. Dabei wirft jeder neue archäologische Fund Grundsatzfragen auf. Das in ihrem Wissen verkrustete Establishment sollte sich eigentlich über jeden frischen Ansatz freuen, statt das alte Zeug wiederzukäuen.
Vor allem sollte es sich vor der Frage nicht drücken, ob unsere derzeitige Vorstellung von einer fortschreitenden Entwicklung menschlicher Kultur und menschlicher Zivilisation ihre Berechtigung hat. Ob die Menschheit in der Steinzeit wirklich so primitiv war, wie wir es gern annehmen. Ob es seitdem wirklich eine positive Entwicklung gegeben hat.
Sind die emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten des heutigen Menschen denen des Steinzeitmenschen wirklich überlegen? Ist die Tatsache, dass die heutige Menschheit den Planeten wie ein Krebsgeschwür überwuchert und mit ihren Aktivitäten ernsthaft bedroht, ein Beweis für Entwicklung?
Was bringt uns eine Weltsicht, die uns nicht nur gegenüber unseren Vorfahren, sondern auch gegenüber den übrigen Bewohnern dieses Planeten als Krönung der Evolution feiert? Einer Evolution wohin? Zum Islamischen Gottestaat? zur Verseuchung der Weltmeere? der Abholzung unserer grünen Erdlungen? der fortgesetzten Ausrottung ungezählter Arten?
Die Sonne als zentrales Element der Kultur von Lascaux
Chantal Jègues-Wolkiewiez hat nachgewiesen, dass die Menschen der Altsteinzeit astronomische Kenntnisse hatten. Die Sonne war für die Erschaffung der Höhle von Lascaux und ihrer Kunstwerke der zentrale Motivator. Warum die Sonne für die damaligen Menschen so wichtig war, darüber wird man wieder nur spekulieren können. Oder man kann seiner Intuition folgen. Jedenfalls war die Sonne ihnen wichtig genug, um für die Feier eines einzigen Tages grosse Anstrengungen auf sich zu nehmen.