Interview über die Faszination und Skepsis in der Astrologie

I: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Sie arbeiten mit der "Münchner Rhythmenlehre". Könnten Sie uns zunächst ausführlich erklären, was diese Methode ausmacht und wie sie sich von anderen astrologischen Ansätzen unterscheidet?

A: Sehr gerne. Die "Münchner Rhythmenlehre" (MRL) wurde von dem deutschen Astrologen Wolfgang Döbereiner entwickelt und unterscheidet sich in vielen Punkten von traditionellen astrologischen Ansätzen. Sie basiert auf der Idee, dass das menschliche Leben in sogenannten Rhythmen (Zyklen) verläuft, die sich in etwa alle sieben Jahre wiederholen. Diese Rhythmen spiegeln sich in bestimmten urtypischen Mustern wider, die den individuellen Lebensweg beeinflussen.

Ein wichtiger Unterschied zu anderen astrologischen Schulen ist die Betonung dieser Zeitzyklen. In der klassischen Astrologie geht es oft um die Interpretation des Geburtshoroskops und die Stellung der Planeten zum Zeitpunkt der Geburt. Die "Münchner Rhythmenlehre" hingegen legt einen besonderen Fokus auf die Zeitqualität, das heißt auf die Entwicklungen und Veränderungen, die in verschiedenen Phasen des Lebens stattfinden. So werden Menschen durch diese Methode in die Lage versetzt, zu erkennen, wie und wann sie sich in einem bestimmten Zyklus befinden, und welche Themen in dieser Zeit in den Vordergrund treten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Arbeit mit den sogenannten "Vier Quadranten und den 12 Häusern", die in der "Münchner Rhythmenlehre" anders begriffen werden als in der klassischen Astrologie. Diese Rhythmen als Lebenszyklen können Menschen helfen, ihre inneren (seelischen) Prozesse gewahr zu werden und ihre Umwelt und Beziehungen besser zu verstehen.

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I: Das klingt spannend. Kritiker werfen der Astrologie im Allgemeinen vor, dass ihre Aussagen wissenschaftlich nicht belegbar sind. Wie stehen Sie zu dieser Kritik, besonders in Bezug auf die "Münchner Rhythmenlehre"?

A: Diese Kritik ist nicht neu, und sie ist teilweise auch verständlich, da die Astrologie nicht den gleichen wissenschaftlichen Maßstäben unterliegt wie etwa die Naturwissenschaften. Sie basiert nicht auf empirischen Beweisen im klassischen Sinn, sondern auf jahrhundertealten Beobachtungen und Erfahrungswerten. Die "Münchner Rhythmenlehre" ist eine Methode der astrologischen Deutung, die stark auf urtypischen Bildern und Rhythmen basiert.

Ich verstehe, dass viele Menschen Schwierigkeiten damit haben, astrologische Aussagen als "wissenschaftlich" anzuerkennen, weil sie sich nicht auf messbare Größen beziehen lassen. Für mich und viele andere Praktizierende ist die Astrologie jedoch ein Werkzeug im Umgang mit Zeit und deren Gestalt und Werdung. Es geht um die Frage, welche Formen Ereignisse in der Zeit und in der Welt annehmen und darin das Bestimmende gerade in seiner Schicksalhaftigkeit erfassen zu können.

Sie dient nicht dazu, exakte Vorhersagen zu treffen, sondern hilft, über das Leben und die eigene Persönlichkeit nachzudenken. Man könnte sagen, dass sie eine symbolische Landkarte der Seele ist.

Was die "Münchner Rhythmenlehre" angeht, so bietet sie aufgrund ihrer klaren Struktur der rhythmischen Auslösungen eine gewisse Nachvollziehbarkeit. Skeptiker könnten daran anknüpfen, weil sie auf realen, erfahrbaren Zyklen im Leben eines Menschen basiert. Dennoch, wie bei allen astrologischen Methoden, bleibt auch hier viel Raum für individuelle Interpretation, was einer wissenschaftlichen Validierung im strengen Sinne entgegensteht.

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I: Welche besonderen Vorteile bietet die "Münchner Rhythmenlehre" gegenüber anderen astrologischen Ansätzen?

A: Einer der großen Vorteile der "Münchner Rhythmenlehre" ist ihre klare Strukturierung und der Fokus auf die Zeitqualität. Während die klassische Astrologie oft stark auf Momentaufnahmen – wie das Geburtshoroskop – fokussiert ist, erlaubt es die MRL, den gesamten Lebensweg aufzuzeigen und zu verstehen. Sie legt den Schwerpunkt darauf, wann bestimmte Themen oder Herausforderungen als Ereignisse im Leben auftreten, und gibt Hinweise darauf, wie man diese Phasen nutzen kann.

Darüber hinaus ist sie sehr gut geeignet, um persönliche Entwicklungen und Krisen in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Viele Menschen durchleben wiederkehrende Muster in ihrem Leben – sei es in ihren Beziehungen, im Beruf oder in ihrer persönlichen Entwicklung. Die "Rhythmenlehre" bietet einen Rahmen, um diese wiederkehrenden Themen besser zu verstehen und zu nutzen. Sie zeigt auf, welche urtypischen Kräfte in den verschiedenen Lebensabschnitten am Werk sind und welche seelischen und geistigen Themen dabei aktiviert werden.

 In der astrologischen Beratung werden Menschen durch das Ansprechen von Situationen und inneren Bildern darin unterstützt, tiefer liegende Konflikte oder emotionale Blockaden zu erkennen und aufzulösen. Sie kann durch Selbstreflexion und Selbsterkenntnis zur Heilung beitragen.

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I: Gibt es auch Nachteile oder Herausforderungen, die im Umgang mit dieser Astrologie verbunden sind?

A: Ja, wie jede Methode hat auch die "Münchner Rhythmenlehre" ihre Grenzen. Zum einen erfordert sie ein tiefes Verständnis der ihr zugrunde liegenden Begrifflichkeit (Bestimmung einer sprachlichen Einheit), Symbolik und Rhythmen, was bedeutet, dass es für Einsteiger schwer sein kann, die Komplexität der Methode vollständig zu erfassen. Man muss sich intensiv mit der Deutung und Inhalten der "MRL" auseinandersetzen, um sie richtig verstehen zu können. Diese Lernkurve kann manchmal abschreckend wirken.

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Rhythmenlehre, wie jede Form der Astrologie, stark von der Fähigkeit des Astrologen abhängt. Unterschiedliche Astrologen können zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen, was für Klienten verwirrend sein kann. Auch die Gefahr der Überinterpretation besteht – manche Menschen neigen dazu, astrologische Aussagen als deterministisch (festgeschrieben) zu verstehen, obwohl die MRL eigentlich eher als Orientierungshilfe und Reflexionswerkzeug gedacht ist.

Nicht zuletzt gibt es die allgemeine Herausforderung, dass die Astrologie oft mit Skepsis betrachtet wird. Sie bietet keinen "Beweis" im wissenschaftlichen Sinne, und ihre Anwendung hängt stark von der Offenheit des Klienten ab. Wer von vornherein ablehnend eingestellt ist, wird möglicherweise keine positiven Impulse daraus ziehen können.

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I: In Bezug auf Astrologie-Skeptiker: Welche Ansatzpunkte sehen Sie, wie diese Methode vielleicht auch für kritische Menschen interessant sein könnte?

A: Das ist eine interessante Frage. Für Skeptiker kann es hilfreich sein, die "Münchner Rhythmenlehre" weniger als ein festes System von Vorhersagen zu sehen, sondern eher als ein Werkzeug zur Selbsterkennung. Viele Menschen, auch Skeptiker, stellen in ihrem Leben wiederkehrende Muster oder Zyklen fest, seien es bestimmte Phasen emotionaler Veränderungen oder beruflicher Entwicklungen. Die MRL kann helfen, diese Muster ausfindig zu machen und zu verstehen, warum bestimmte Themen immer wieder auftauchen.

Ein möglicher Zugang für Skeptiker könnte sein, Astrologie als eine Form der Lebensberatung zu betrachten, die auf unterbewusster Ebene stattfindet. Es geht nicht darum, "Wahrheit" im naturwissenschaftlichen Sinn zu finden, sondern darum, einen tieferen Einblick in die eigenen Lebensprozesse zu gewinnen.

Darüber hinaus könnte man die Rhythmenlehre auch pragmatisch als eine Art "Lebens Kalender" verstehen, der den Menschen dabei hilft, sich auf die anstehenden Phasen ihres Lebens vorzubereiten. Sie bietet eine Orientierungshilfe und kann dazu beitragen, Lebenskrisen zu verstehen und besser damit umzugehen.

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I: Viele Skeptiker kritisieren, dass Astrologie oft auf subjektive Interpretationen hinausläuft. Welche Probleme sehen Sie in diesem Zusammenhang, und wie könnte man diesen Kritikpunkten begegnen?

A: Das Problem der Subjektivität ist tatsächlich ein großes Thema in der Astrologie allgemein. Astrologische Deutungen basieren auf Symbolen, die je nach Kontext und Person unterschiedlich gedeutet werden können. Dies birgt natürlich die Gefahr, dass Aussagen zu vage oder zu allgemein werden und somit anfällig für Kritik.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Astrologen immer eine gewisse Verantwortung tragen, ihre Deutungen nicht als festgelegte Schicksale darzustellen. Astrologie sollte Menschen helfen, ihre Möglichkeiten zu erkennen und nicht das Gefühl vermitteln, dass sie durch die Sterne determiniert sind. Wenn Menschen das Gefühl bekommen, dass ihnen ihr Leben durch die Astrologie "vorgeschrieben" wird, kann das sehr problematisch sein.

Um diesen Kritikpunkten zu begegnen, ist es wichtig, einen offenen Dialog mit den Klienten zu führen und die Astrologie eher als ein Angebot zur Selbsterkennung darzustellen, denn als feststehende Wahrheit. Man sollte immer betonen, dass der freie Wille im Vordergrund steht und dass astrologische Deutungen lediglich Vorschläge oder Impulse für das eigene Leben sind.

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I: Abschließend gefragt: Wie sehen Sie die Rolle der "Münchner Rhythmenlehre" in der modernen Gesellschaft? Ist sie eher ein spirituelles Werkzeug oder ein praktisches Hilfsmittel zur Lebensgestaltung?

A: Ich würde sagen, dass die "Rhythmenlehre", vorsichtig gesagt, beides ist – sie gibt die Möglichkeit, einen eigenen spirituellen Weg zu finden und ist ein praktisches Hilfsmittel zugleich. Sie ermöglicht den Menschen, sich selbst auf einer tiefen Ebene zu verstehen und bietet gleichzeitig konkrete Ansätze, um sich auf die verschiedenen Lebensphasen vorzubereiten. In unserer schnelllebigen Welt suchen viele Menschen nach Orientierung und Sinn. Die Astrologie kann in diesem Zusammenhang helfen, innere und äußere Prozesse besser zu verstehen und bewusstere Entscheidungen zu treffen.

Abschließend möchte ich betonen, dass die "Münchner Rhythmenlehre" kein starres System ist, sondern eine lebendige Methode, die den Menschen dabei unterstützt, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie fordert zur Eigenverantwortung auf und bietet eine tiefgründige und gleichzeitig praxisnahe Möglichkeit, das Leben mit mehr Bewusstsein und Klarheit zu gestalten.

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I: Herzlichen Dank für das ausführliche und spannende Gespräch!

 

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