Sex-Industrie und religiöser Glaube

Das Geschäft mit dem Sex

Kein Tag vergeht, ohne dass aus irgendeiner Zeitschrift ein Weib oder Girl leicht bekleidet oder barbusig dem Betrachter entgegengrinst und zu neuem Sexabenteuer, auch wenn es nur in der Vorstellung ist, auffordert. Es ist Animation und die Erzeugung vom leichten und sorglosen Leben inmitten einer völlig verklemmten und im Grunde leblosen Zeit. Denn gerade dann, wenn äußere Zwänge und sich immer wiederholende Unterwerfungen und Frustrationen das eigene Leben beherrschen, wird die Sehnsucht nach Leidenschaft und freier körperlicher Enthemmung am stärksten. Und da findet die heutige Sex -und Pornoindustrie ihr Futter und einen ungeheuer fruchtbaren Boden vor, um ihre auf das äußere beschränkte, rein funktional sexuell-erotische Getue auf jedem Kanal und in jeder nur erdenkbaren Medientransportecke zu verbreiten und ihr Geschäft zu machen. Die Abhängigkeit von diesen Zeichen der Unlust ist inzwischen gleichzusetzen mit dem Suchtverhalten eines Alkohol- oder Drogenabhängigen.

Es gibt die Angebote an jeder Ecke und zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeiten, sich durch die Provokation der Unmengen stimulierender Darstellungen und Abfilmungen irgendwelcher heißen erotischen Abhandlungen, das momentan kurze Glücksgefühl zu holen. Genauso ist es der Griff zur Flasche oder zum Joint, um für einen kurzen Augenblick den Kick des heutigen Tages zu vollziehen. Auch wenn hinterher der Kater kommt, bleibt die Abstinenz nur solange erhalten, bis die Stimme des Verdrängten erneut in einem schreit "Gib mir was zu saufen, gib mir einen neuen Reiz", damit ich dieser Welt kurz entfliehen kann.

Und darauf baut das Geschäft mit dem Sex - jeden Tag neue Girls, jeden Tag eine neue Perversion sexueller Praktiken, jeden Tag neue Situationen, in die man sich vorstellungsmäßig hineinflüchten kann. Es gibt für jede zwangsneurotische Lage den entsprechenden Happen, den entsprechenden Stoff und Kick.

Selbst nachts und nichts böses ahnend, während eines Fernsehfilms zur späten Stunde, säuseln stöhnend, schreien orgasmatisch, kommandieren Peitsche knallend, plärren telefonnummersingend oder flüstern schein-wohl-vertraut junge und alte Mädels vom nächsten garantiert tollen Sexkick per Telefon. Schlag auf Schlag jagt ein Reiz den anderen, ohne Pause, obwohl man eigentlich einen spannenden Film sehen wollte.

So sucht die Aggression des Verdrängten überall in die letzten Schlupfwinkel der Privatsphäre einzudringen, um dort ihre Spuren und Zeichen von Unerfülltheit und Sehnsucht zu hinterlassen.

 

Was hat das ganze nun mit der lutherisch-calvinistisch reformierten Kirche zu tun?

Als erstes sei festzuhalten, dass vor allem in den reformierten Nordländern wie Holland, Dänemark, Schweden und England, eingeschlossen Norddeutschland und da insbesondere Flensburg mit dem größten Erotikversandhaus Deutschlands, seit Jahrzehnten sexuelle Freizügigkeit mit großen Erotikmessen und ersten öffentlichen Kinos als Eldorado kühnster Sexabenteuer werben. Schon in den 60-er Jahren lockten sie Massen von Unbefriedigten aus Deutschland in ihre Bereiche. Selbst die prüden USA gelten heute als größte Industrie pornographischer Artikel und produzieren soviel wie nirgendwo. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Großzahl der frühen Einwanderer Puritaner waren und bis heute das Moralgefühl und die Gesetze der USA bestimmen. 

All diese Länder sind frühe protestantisch-pietistische Einzugsbereiche, in denen die Lehren Luthers und Calvins mit Feuer und Schwert durch Könige und Landesherren eingebläut und eingedrillt wurden.

Sie sind diejenigen, die mit der Bibel in der Hand und frommen Sprüchen auf den Lippen ein Volk in Keuschheit und abgetöteten Sinnen heranzüchteten. Sexualfeindlichkeit und scheinchristliche Demütigung bleiben bis heute ihr Anspruch. In Selbstzucht und Disziplin wollen sie ihr Volk in Reinheit Gott näher führen. Das Leben muss in geregelter Bahn laufen und darf nicht in der Gottlosigkeit von Frohsinn, Ausgelassenheit und eigener Lebendigkeit ausufern; denn die Ermahnung vom Zorn Gottes waltet über jeden und zu jeder Zeit.

Selbst in klein-protestantischen Bereichen, wie der Schwäbischen Alb, waren noch vor 120 Jahren Tanz und Lachen an der Öffentlichkeit unter Bestrafung verboten.

Grau und dunkel bekleidet, das Haar züchtig zum Dutt gestrafft, immer auf der Hut, nicht von einem Kirchenspitzel erkannt zu werden, treu und redlich dem,Herrn Jesus' zu dienen, wurden Kinder als Geschöpfe Gottes in totaler Lustfeindlichkeit, nur dem reinen Fortpflanzung befolgend, gezeugt. Jede Freude an fröhlicher Festlichkeit, Tanz und Musik gelten als Auswüchse des Teufels und Satans.

Information zu Puritanern

Puritaner [englisch, zu lateinisch puritas »Reinheit«], sind seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Bezeichnung für alle streng calvinistisch gesinnten Protestanten in England und Schottland, die auf persönlichen Heilsglauben (Bewusstsein der Auserwählung), Einfachheit (Abschaffung der Priestergewänder und Vereinfachung der Liturgie) und enge Moral drängten und das Episkopalsystem der Staatskirche ablehnten und mit dem Ziel auftraten, diese von katholischen (»papistischen«) Einflüssen zu »reinigen«. Theologisch vom Kalvinismus geprägt, versuchten die Puritaner dessen Grundsätze (v. a. die presbyterial-synodale Kirchenverfassung ohne Bischöfe) durchzusetzen.

Von den presbyterianischen Puritanern wiederum grenzte sich die radikalere Richtung der Independenten ab, die sowohl die presbyterianische als auch die episkopale Kirchenverfassung ablehnte (Kongregationalismus). Unter dem Druck staatlicher und kirchlicher Verfolgung (ab 1583) setzten Auswanderungswellen zunächst in die Niederlande und seit 1620 (Pilgerväter) nach Nordamerika ein (Massachusetts Bay Company).


In England errangen die Puritaner mit dem Sieg O. Cromwells großen politischen Einfluss. Im Gefolge der Restauration der katholischen Stuarts wurden sie aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt, erlangten jedoch durch die Toleranzakte von 1689 die Anerkennung als religiöse Gemeinschaft, wodurch ihre Existenz in England endgültig gesichert war. Ethik und Geisteshaltung des Puritanismus zeichnen sich aus durch die Heiligung des Alltags (besonders ein hohes Arbeitsethos), strenge Selbstzucht und die Ablehnung von Unterhaltung, Vergnügungen und Zerstreuung im weitesten Sinn. Er prägte (und prägt) besonders die Gesellschaft Neuenglands.


Literatur:
Schücking, L.: Die puritanische Familie in literar-soziologischer Sicht. Bern 21964.
Seaver, P.S.: The Puritan lectureships. The politics of religious dissent 156071662. Stanford, Kalifornien, 1970.
Puritans and revolutionaries, herausgegeben von D. Pennington u.a. Oxford 1978, Nachdruck ebenda 1982. © 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

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