Lehrer - die Wesen vom anderen Stern
Außerirdische Wesen sind auf der Erde gelandet. Äußerlich gleichen Sie den Menschen, doch ihr Gebaren lässt auf ihre Herkunft aus einer fremden, weit entfernten Galaxie schließen.Wechsel der Autoritäten
Kommt man als kleiner Knirps in die Schule, hat man noch enormen Respekt vor der Lehrerpersönlichkeit,. Man bewundert den ersten Lehrer oder die erste Lehrerin förmlich. Was sie oder er sagt, ist Gesetz. Es ist sozusagen das Wort Gottes. Man hinterfragt nicht - man nimmt jedes Wort als gegeben, als Tatsache hin.Für die Eltern des nun eingeschulten Sprösslings beginnt nun jedoch die Hölle auf Erden:
Mit der Einschulung ist die Autorität der Eltern dahin - die haben doch keine Ahnung, denn die Lehrerin/der Lehrer hat gesagt...Erstaunte Kinderkulleraugen blicken zu einem auf, wenn man wagt, die Meinung der heiligen Lehrerpersönlichkeit anzuzweifeln. Das erste Mal werden sich die Eltern des Neubesuchers der deutschen Bildungsanstalten fragen: "Ja sag mal...sind die Lehrer denn vom anderen Stern?"
Lehrerin
Sind Lehrer vom anderen Stern?
Diese Frage lässt sich mit einfach nur mit ja beantworten, denn wie sonst lässt es sich erklären, dass dieser Spezies so interessante Ideen kommt, wie;
- Morgen bringen bitte alle 150 leere Klopapierrollen mit!
- Morgen brauchen wir einen Pinsel mit Froschhaarborsten in Stärke sowieso.
- Morgen machen wir ein Gemeinschaftsfrühstück - jeder bringt mit etwas selbst Zubereitetes dafür mit.
Na klar doch, ist kein Problem, denn welche Eltern sammeln keine leere Klopapierrollen und haben keine Schublade, in welcher Froschhaarborstenpinsel in Mengen liegen? Und es können nur Rabeneltern sein, welche nach einem stressigen Arbeitstag keine Lust mehr haben, für die Schnapsidee einer Lehrerin für den nächsten Tag Brötchen zu backen oder Marmelade zu kochen! Ehrlich. Rabeneltern.
Die geheime Verschwörung von Lehrern und dem Einzelhandel
Dies waren bisher nur harmlose Beispiele aus Grundschulzeiten. Besucht das holde Kinde erst eine weiterführende Schule - in diesem Beispiel ein sprachliches Gymnasium - wird es erst richtig Ernst. In der Grundschule ist es ja noch recht überschaubar, was an Arbeitsmaterialien benötigt wird und es ist im Notfall schnell zusammengekauft.
Mit dem Wechsel aufs Gymnasium jedoch artet dies in eine Art Spießrutenlauf aus. Manchmal drängt sich der Verdacht auf, dass die Lehrer und der Einzelhandel einen geheimen Pakt geschlossen haben: Bloß nicht zu früh verraten, was gebraucht wird. Es könnte ja sein, dass die geizigen Eltern die Sonderangebote für Schulmaterialien nutzen möchten, welche es in den Sommerferien gibt. Das muss unbedingt verhindert werden. Auch muss unbedingt vermieden werden, dass es den Eltern möglich ist, alle Materialien auf einen Schlag zu kaufen. So wird keinesfalls eine Liste aller benötigten Dinge zusammengestellt, sondern es so gedeichselt, dass die Eltern in den ersten zwei Schulwochen des neuen Schuljahres täglich mit der Organisation der unmöglichsten Dinge beauftragt werden. Und man vergesse dabei nicht: Bis Morgen!
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Lehrmittelfreiheit? Denkste!
Nach zwei, drei Wochen Rennerei lehnen sich die Eltern erschöpft zurück. Haben sie doch in den vergangenen Tagen nach Feierabend wahre Meisterleistungen vollbracht. Hah! Wo gibt's denn sowas. Das Kind kommt aus der Schule mit der vagen Information, es werde ein Atlas gebraucht - den müsse man selber kaufen, da er nicht unter die Lehrmittelfreiheit fällt. Was genau das für ein Atlas sei, wisse es auch nicht - blau sähe er aus. Nachdem auf mehrmaliges Nachfragen der außerirdische Lehrer die ISBN-Nummer des gewünschten Kartenwerks herausgibt, stellt sich der nächste Schock ein. Das Teil kostet fast 50 Ocken. Dabei gibt es schon welche für den halben Preis. Aber sei es drum - erschöpft von sinnlosen Diskussionen wird auch noch ein sündhaft teurer Atlas angeschafft, welcher fortan in der Schule maximal 2 Mal im Jahr benötigt wird. Achja - den Atlas zu besorgen ist dringend, denn er wird Morgen gebraucht!
Die Sache mit den Gebühren
So, nun ist der Start ins Schuljahr aber geglückt. Doch weitere außerirdische Ideen lassen nicht lange auf sich warten:
- Morgen werden 5 Euro für einen Englischwettbewerb gebraucht.
- Morgen bitte 15 € für einen Projekttag mitbringen zum Thema Aufklärung - Zusatz auf dem Infozettel: Pflichtveranstaltung!
- Bitte geben Sie dem Kind Morgen 20 Euro Kopiergeld mit!
- Herzlichen Glückwunsch! Ihr Kind wurde zum Klassensprecher gewählt. Mit den Klassensprechern der ganzen Schule halten wir ein Klassensprecherseminar in der Jugendherberge xxx ab. Die Kosten dafür belaufen sich auf 180 €. Bitte überweisen Sie den Betrag bis spätestens Freitag...
geld
Chancengleichheit für Alle?
Den obigen Text habe ich bewusst nicht in der Ich-Form geschrieben, weil er vermutlich alle Eltern trifft. Auch wenn es recht lustig und unterhaltsam zu lesen ist, drängen sich Fragen auf:
- Wieso werden Lehrer nicht auf Realitätstauglichkeit geprüft?
- Sollten Lehrer, direkt nach dem Studium auf die Kinder losgelassen werden oder wäre es nicht sinnvoller, sie zuerst einmal zu einer Art "Familienpraktikum" zu verdonnern?
- Wo, verdammt nochmal, ist die berühmte Chancengleichheit in unseren Schulen?
Zum Thema Chancengleichheit noch ein paar Worte. Sicher ist es möglich, Beihilfen zu beantragen, wenn das Geld knapp bemessen ist. Aber das geht nicht, wenn die Ansagen der Schulen so kurzfristig kommen. Dann ist man als Eltern gezwungen, das Geld zu zahlen - ob man es hat oder nicht. Denn Anträge für Beihilfen müssen gestellt werden, bevor gezahlt wird. Ich finde es schrecklich, wie Kinder durch solche Vorgehensweisen benachteiligt werden. Können Kinder auf einem Block für 1 Euro nicht genauso gut oder schlecht malen, wie auf einem für 4 Euro? Muss es wirklich der teure Kieserblock sein oder können wir unseren Kindern zumuten, auf einem einfachen, linierten Block zu schreiben? Werden die Schulnoten besser, weil die Lehrer sich auf lauter Schnickschnack anstatt aufs Wesentliche konzentrieren?
An die Lehrer
Liebe Außerirdische Lehrer,
mir ist bewusst, dass der Artikel sehr provokant geschrieben ist und Sie sich sicherlich angegriffen fühlen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das war nicht meine Absicht. Genauso soll es ankommen. Denken Sie nach, wie Sie mit unserem höchsten Gut, unseren Kindern, umgehen. Überdenken Sie Ihre Arbeitsweise und fühlen Sie sich in die Realität der Familien ein, welche tagtäglich ums Überleben kämpfen, in welchen die Mütter und Väter nicht ab 14 Uhr zu Hause sind, um irgendwelchen Kram zu besorgen. Denken Sie vor allem an die Familien, welche keinen goldscheißenden Dukatenesel im Wohnzimmer stehen haben.
Verlassen Sie bitte den interstellaren Raum und landen Sie auf der Erde. Danke!
Bildquelle:
Droemer-Verlag
("Wunder muss man selber machen" von Sina Trinkwalder - mehr als ein...)