LOHAS - Weltretter oder Gewissensretter?
Warum LOHAS nicht die Welt retten, sondern ausschließlich sich selbstMangel an Wissen
Unter den LOHAS findet man tatsächlich meist besserverdienende und gebildete Menschen, die es sich eben auch leisten können im Biomarkt zu kaufen und nicht im Aldi an der Ecke. Man muss ihnen anrechnen, dass sie immerhin verstehen, dass wir in den Industrieländern nicht weiter so unachtsam und ressourcenverschwendend konsumieren können. Immerhin möchte doch jeder von uns unseren Enkeln und wieder rum deren Enkeln ein funktionierendes Ökosystem und eine artenreiche Welt hinterlassen.
Man sollte denken, die LOHAS wüssten was sie kaufen, welchen Unternehmen und Gütesiegeln man vertrauen kann und welchen nicht. Tatsache ist jedoch, die meisten von ihnen wissen es nicht. Kein Wunder, denn wer hat neben einem anspruchsvollem Vollzeitjob, den Kindern und den ganzen anderen Zweigen der Selbstverwirklichung schon Zeit sich mit Biosiegeln und der Umweltbilanz jedes einzelnen Unternehmens, welches vorgibt besonders "grün" zu produzieren und zu handeln, näher zu beschäftigen. Die meisten LOHAS glauben also den Siegeln auf der Verpackung, die nicht alle im gleichen Maße kontrolliert werden und für die nicht automatisch die selben Standards gelten, nur weil sie alle schön grün sind und das Wort "bio" oder "öko" darauf steht.
Es gibt in Deutschland nur eine relativ kleine Gruppe, die sich wirklich mit der Vertrauenswürdigkeit dieser Siegel und Versprechen auseinandersetzt und auskennt, dazu gehören die wenigsten LOHAS. Man kann ihnen das auch eigentlich nicht übel nehmen, immerhin beschäftigen sich ja die meisten "normalen" Konsumenten auch nicht damit. Die meisten Konsumenten betrachten sich allerdings auch nicht als gesellschaftliche Elite, aufgrund ihres Konsumverhaltens.
Wo bio drauf steht ist auch bio drin? (Bild: Bodan - Großhandel für Naturkost GmbH)
Grüppchenbildung statt Gemeinschaftssinn
LOHAS bleiben am liebsten unter sich. Oft betrachten sie den normalen Konsumenten, der es sich eventuell nicht leisten kann im teuren Biomarkt einzukaufen, mit einer etwas herablassend-arroganten Art. Man könnte das Gefühl bekommen, dass sie sich für etwas besseres halten und von ihrem grünen Thron auf uns herab sehen, mitleidig, weil wir alle nicht wissen was wir uns da antun mit unseren Aldi und Lidl-Einkäufen.
Auch die Kinder der LOHAS sind den Normalo-Kindern meistens schon einen (oder mehrere) Schritt voraus. Die Kindergärten kosten gut und gerne das doppelte, der Kindergarten der Normalos. Und das hat seinen Grund. Einfach spielen ist zu primitiv, da wird der Nachwuchs nicht genügend gefordert. Kinder-Yoga und mindestens ein klassisches Instrument muss schon dabei sein, im Kindergartenalltag. Da wundert es doch niemanden, dass die Kinder heute schon im Grundschulalter kurz vor dem Burnout stehen.
Schlechte Umsetzung einer guten Idee
Alles in allem, ist der Versuch, die Idee, die Welt ein wenig besser zu machen, indem man zu 100% biologisch-nachhaltig konsumiert, lobenswert. Viele Deutsche kämen schon gar nicht auf die Idee, auch wenn es der Geldbeutel zulassen würde. Leider hapert es dann aber doch an der Umsetzung. Nachhaltiger Lebensstil ohne jeglichen Verzicht (z. B. auf Flugreisen) ist eben doch nur Wunschdenken, und ihren ökologischen Fußabdruck verringern sie mit ihrem Lifestyle leider auch nicht maßgeblich. Denn selbst ein Hybrid-Auto hat eine schlechtere Umweltbilanz als ein Fahrrad. So wie die LOHAS konsumieren, retten sie weniger die Welt, als viel mehr ihr eigenes Gewissen. Würden diese gebildeten, gutverdienenden Menschen sich für ihr Interesse, die Nachhaltigkeit, politisch engagieren, würden sie sicher etwas erreichen.