Vor- und Nachteile


Die Vorteile zur Kettenschaltung sind bei der Rohloff gleiche Gangsprünge, sie lässt sich im Stand schalten und die Schaltung selbst ist in der Nabe vor Schmutz geschützt. Außerdem lässt sich an der Kette ein Schmutzschutz montieren, zum Beispiel der Chainglider. Die Speedhub hat eine Lebensdauer von über 100000 Kilometern. Die Nachteile: Etwas höheres Gewicht am Hinterrad - und der Mehrpreis.

Mehrpreis beim Kauf

Lohnt sich eine Rohloff? Nun, das kommt darauf an. Auf den ersten Blick kosten Räder mit Rohloffschaltung meist rund 1000 Euro Zuschlag. Da muss man aber genau hinsehen: Viele "Rohloff-Räder" haben auch hochwertigere Komponenten. Bessere Bremsen, Sättel, Reifen und Lichtanlage. Wer Preise vergleicht, muss dies einberechnen. Außerdem hängt es davon ab, mit welcher Kettenschaltung man vergleicht - schließlich gibt es bei den gängigen Shimano-Komponenten unterschiedliche Gruppen (eine Gruppe ist eine komplette Schaltung und weitere Bauteile in gleicher Qualitätsstufe).

Preisbeispiel: Beim Hersteller Fahrradmanufaktur kostet das T-900 Rohloff 2200 Euro, das ähnlich ausgestattete T-700 mit Shimano Deore XT 1400 Euro - macht 800 Euro Unterschied. Diese Summe ist meist der "Rohloff-Zuschlag", wenn man die teils bessere Ausstattung sozusagen herausrechnet. Im Vergleich zu einer preisgünstigeren Shimano SLX-Ausstattung ist der Zuschlag zur Rohloff noch rund weitere 200 Euro höher. Wobei man SLX durchaus fahren kann, der Unterschied zu Deore XT ist für Tourenfahrer sehr gering.

Zum Schalten der 14 Gänge wird der ...

Zum Schalten der 14 Gänge wird der Griff am Lenker gedreht. (Bild: Foto: Syntaxe)

Kosten beim Unterhalt

Nun heißt es oft: Die Rohloff sei wartungsarm und deshalb auf Dauer günstiger. Das stimmt jedoch nicht unbedingt, wie folgende Rechenbeispiele zeigen. Wir gehen von einem Wenigfahrer mit 1000 Kilometern im Jahr sowie einem Vielfahrer mit 5000 Kilometern aus. Die Vielfahrerrechnung gilt auch bei noch höheren Kilometerleistungen im Jahr. Grund: Rohloff schreibt alle 5000 Kilometer oder einmal im Jahr einen Ölwechsel vor, alles andere ist Verschleiss. Mit anderen Worten: Wer 10000 Kilometer im Jahr fährt und die 5000-Kilometer-Berechnungen verdoppelt, hat die entsprechenden Zahlen.

Bei der Berechnung der Verschleisskosten gibt es Variablen: Die Qualität der Teile wie zum Beispiel Kette, die Verwendung (unter anderem höherer Verschleiss im Winter wegen Streusalz und schlechter Schmierung, kräftiger Fahrer, viel Gepäck, Steigungen, Regenfahrten), die Wechselintervalle (Kettenschaltungen kann man zwar ziemlich lange fahren, allerdings wird das Schaltverhalten schlechter) und schließlich die Einkaufspreise für die Ersatzteile.
GANZ WICHTIG: Deshalb ist die folgende Berechnung nur grob!

 Bei der Rohloff werden für das hintere Ritzel vom Hersteller unterschiedliche Größen angeboten, die fast das gleiche kosten. Deutliche Preisunterschiede gibt es beim vorderen Kettenblatt und den Ketten, die von diversen anderen Firmen angeboten werden. Ausgewählt habe ich eines des renommierten Herstellers TA, das preislich ungefähr in der Mitte liegt.

Bei beiden Berechnungen gehe ich von einer neuen Kette nach 5000 Kilometern aus. Auch da hängt es davon ab, welche Qualität die Kette hat und wie sie beansprucht wird. Weitere Annahme: Die Kettenschaltung benötigt alle 10000 km neue Kettenräder und ein Ritzelpaket, die Rohloff Speedhub nach dieser Kilometerzahl auch ein neues Kettenblatt und Ritzel. Wobei es bei der Kettenschaltung Leute gibt, die vorn fast immer das mittlere Blatt nutzen, was zwar für dieses die Lebensdauer verringert, aber die der anderen beiden erhöht. Andererseits gibt es Fahrer, die häufiger die Kette wechseln. Nach meiner Ansicht ist ein erster Wechsel nach rund 4000 Kilometern sinnvoll, dann kann man Kette und Kasette bis zum Verschleissende bei grob 10000 Kilometern fahren.

Bei Wenigfahrern würde es bei Rohloff teurer: Dann ist trotzdem ein jährlicher Ölwechsel fällig, während bei Kettenschaltungen keine Wartung nötig ist, wenn sie selten gefahren wird - außer das übliche Ölen der Kette. Der Ölwechsel bei Rohloff ist allerdings sehr einfach, den kann jeder selbst erledigen.


Weiterer Kostenpunkt: Macht man die Wartung selbst oder lässt es in der Werkstatt erledigen? Wer die Wartung selbst übernimmt: Für das Ritzel an der Rohloff benötigt man einen speziellen Abzieher (rund 28 Euro). Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich der Teiletausch bei beiden Schaltungsvarianten selbst erledigen.

Außerdem muss man bei der Rohloff die höhere Abschreibung einkalkulieren: Bei 20 Jahren Lebensdauer des Rades sind deshalb im Vergleich zu Deore XT 40 Euro mehr im Jahr fällig (800:20=40). Auch der Zinsverlust fließt in die Rechnung ein: Für 800 Euro erhält man bei 4 Prozent Zinsen 32 Euro im Jahr. Bei der Rohloff müssen deshalb insgesamt 72 Euro zusätzliche Abschreibung und Zinsverlust berücksichtigt werden. Weglassen wäre "schön rechnen"! Wie sich unten herausstellt, ist dies der entscheidende Punkt bei der Wirtschaftlichkeit.

Die Nabe ist gekapselt, Schmutz und Waser können nicht eindringen. (Bild: Foto: Syntaxe)

Folgende Preise liegen der Berechnung zugrunde

Rohloff
Rohloff-Ritzel 16 Zähne 24 Euro
Kettenblatt TA Specialite Zephyr 45 Euro (Geeignet sind alle Kettenblätter für Schaltungsketten (1/2"x3/32". Es gibt günstigere, aber auch teurere).
Kette Shimano XT 24 Euro
Ölwechsel 14 Euro (das ist sozusagen ein Durchschnittspreis. Grund: Das Ölwechselset für rund 18 Euro) mit Spül- und Getriebeöl, neuer Schraube, Spritze und Schläuchen) benötigt man nur einmal, danach reichen zwei Fläschchen mit je 25 ml für rund 12 Euro, die anderen Teile können wiederverwendet werden. Die Schraube sollte man jedoch ab und erneuern, weil sie eine Dichjtung hat. WICHTIG: Es gibt auch Sets mit zwei Einheiten je 250 ml für zehn Ölwechsel, die rund 45 Euro kosten, also pro Ölwechsel 4,50 Euro. Das wüde die Kostenberechnung verändern.

Shimano Deore XT
Deore XT Kassette 10fach 50 Euro
Drei Kettenblätter vor Deore XT 95 Euro
Kette Shimano XT 10fach 25 Euro
Gesamt: 145 Euro

Shimano SLX
SLX Kassette 10fach 40 Euro
SLX drei Kettenblätter 55 Euro
SLX Kette 10fach 22 Euro
Gesamt: 117 Euro

Und nun die Berechnungen (Verschleissteile anteilig)

Wenigfahrer 1000 Kilometer im Jahr
Rohloff
Zehntel Ritzel 2,40 Euro
Zehntel Kettenblatt 4,50 Euro
Fünftel Kette 4,80 Euro
Ölwechsel 14 Euro
Macht zusammen 25,50
Plus 72 Euro Abschreibung/Zinsverlust gleich 97,60 Euro pro Jahr

Shimano Deore XT
Zehntel Deore XT Kassette 10fach 5 Euro
Zehntel drei Kettenblätter Deore XT 9,5 Euro
Fünftel Kette 5 Euro
Gesamt: 19,50 Euro pro Jahr


Shimano SLX
Zehntel SLX Kassette 4 Euro
Zehntel SLX Kettenblätter 5,50 Euro
Fünftel Kette 4,40 Euro
Gesamt: 13,90 Euro pro Jahr

Vielfahrer 5000 Kilometer im Jahr
Rohloff
halbes Ritzel 12 Euro
halbes Kettenblatt 22,50 Euro
eine Kette 24 Euro
Ölwechsel 14 Euro
macht zusammen: 72,50 Euro
plus 72 Euro Abschreibung/Zinsverlust gleich 144,50 Euro pro Jahr

Shimano Deore XT
halbe Kassette 25 Euro
halbe Kettenblätter 47,50 Euro
eine Kette 25 Euro
Gesamt: 97,50 Euro pro Jahr

Shimano SLX
halbe Kassette 20 Euro
halbe Kettenblätter 27,50 Euro
eine Kette 22 Euro
Gesamt: 69,50 Euro pro Jahr

Fazit

Was mich selbst überrascht hat: Eine Rohloff Speedhub lohnt sich bei dieser (!) Berechnung finanziell sogar bei Vielfahrern nicht. Selbst bei mehr als 5000 Kilometern im Jahr wird es nicht günstiger, weil der Abschreibungszeitraum dann kleiner wird (in der Berechnung wird von 20 Jahren ausgegangen Bei 5000 Kilometer im Jahr sind das insgesamt 100000 Kilometer, also die angenommene Lebensdauer der Nabe).

Trotzdem gibt es Gründe für die Rohloff: Der zu Anfang erwähnte Schaltkomfort, ein Stück besondere Technik zu besitzen und mit dem Kauf gute Arbeitsplätze zu erhalten.

Und: Wer viel fährt und für den Ölwechsel der Rohloff größere Gebinde kauft, kann die Kosten senken.

Der Autor ist Rohloff-Fahrer und seit dem ersten Gangwechsel davon begeistert.

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